Nordseeküstenradweg / North Sea Cyle Route
In neun Jahren einmal um die Nordsee
Eine Radreise mit Kindern


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2010
Nordseeküstenradweg / North Sea Cyle Route
Dänemark, Schweden
Sommerliche Fahrt im lieblichen Dänemark


Titelbild 2010


Vorbemerkungen

Sicher fand es in vorangegangenen Berichten schon einmal Erwähnung, doch ich komme nicht umhin, mich in dieser Sache zu wiederholen, um uns ein wenig selbst zu beweihräuchern: die Idee, den Nordseeküstenradweg in Etappen mit den Kindern zu bereisen war und ist einfach genial. Die Überlegungen, welche wir im Startjahr 2007 anstellten, finden sich nach und nach bestätigt; Startort und Fahrtrichtung waren perfekt gewählt, das Relief und damit der Anspruch, den die Landschaft an uns Radreisende stellt, gewinnt an Schwierigkeit, welcher die Kinder aber mit voranschreitendem Alter problemlos gewachsen sind. Es ging vom platten Holland und Deutschland entlang hunderter Deichkilometer ins zum Teil leicht wellige Dänemark mit seiner Dünenlandschaft sowie seinen postglazial geprägten östlichen Landesteilen und nun nach Schweden mit seiner wunderbaren Schärenküste…
Und bereits heute frohlockt Norwegen mit seiner Fjordlandschaft. Doch das ist zunächst noch Zukunftsmusik.

Wenn man nun auf die Übersichtskarte blickt, so stellt man fest, dass dies schon ein beachtliches Stück Weg ist, welches wir erradelt haben; in diesem Sommer werden wieder gut 800 Kilometer hinzukommen, so dass wir am Ende etwas mehr als 2300 (von 6000) Gesamt-NSCR-Kilometern zurückgelegt haben werden.
Als wir im Frühjahr in Esbjerg waren - die Mädels nahmen an einem internationalen Schwimmwettkampf teil - und einen schönen Sonnenuntergang an der Skulptur "Der Mensch am Meer" erlebten, da flutete Wehmut in mir an und ich dachte, meine Güte, nun ist die Zeit der Radurlaube mit den Kindern schon halb vorbei! Doch sogleich drängte sich mir die (zugegebenermaßen etwas schmalzige) Weisheit auf: "Beweine nicht, dass es vorbei ist, freue dich, dass es stattgefunden hat!".
Und, ein paar Jahre haben wir ja schließlich noch, landschaftlich sicher die spektakulärsten! Im nächsten Jahr wird es von Göteborg nach Kristiansand gehen, 2012 folgt die Etappe Kristiansand-Bergen, 2013 geht es auf die Orkneys und Shetlands sowie nach Schottland (…wird eine logistische Herausforderung…), 2014 und 2015 England… Bis sich dann in Hoek van Holland der Kreis wieder schließen wird - wir haben uns schon vorgenommen, dann das Essen im Pfannkuchenhaus in Rotterdam nachzuholen, was am ersten Tag 2007 ja scheiterte…
Ich bin sehr gespannt, ob es dazu kommen wird, ob die Kinder wirklich solange motiviert sind, mit ihren Eltern dieses Abenteuer zu Ende zu bringen. Immerhin wird Johanna 2015 Abitur machen und da wäre es natürlich mehr als verständlich, wenn sie andere Pläne hätte, als mit uns in den Urlaub zu fahren. Die Zeit wird es zeigen!
Noch ist aber nicht 2015 sondern 1010 und noch sind Johanna und Antonia beide uneingeschränkt begeistert, was das NSCR-Projekt betrifft - also: genießen wir die Zeit!




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Samstag, 10.07.2010

Karte Tagesetappe


Um sechs Uhr am Morgen beginnt der Tag mit dem erbarmungslosen Klingeln des Weckers. Wir haben nun drei Stunden Zeit, allerletzte Vorbereitungen zu tätigen und den Anhänger zu beladen, den Schwiegervater uns einige Tage zuvor bereits vorbeigebrachte hatte. Alles läuft rund, wir sind tatsächlich fertig, als Werner dann wie verabredet um Punkt neun Uhr auf die Auffahrt fährt, um uns mitsamt all unseren Packsäcken, Taschen und Fahrrädern nach Vejers Strand zu befördern. Zehn Minuten später verlassen wir unser Grundstück und rollen unserem kleinen Radreiseabenteuer entgegen!
Ziel ist eine kleine Lichtung in der Nähe von Vejers Strand, an welcher wir bereits im Vorjahr vorbei radelten und welche sich in unmittelbarer Nähe zum nach Norden fortlaufenden NSCR befindet. So manches Mal hatte ich in den langen, kalten und schneereichen Wintermonaten in GoogleEarth die Gegend erkundet…
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kinder auf der Fahrt ganz entspannt, kaum Gezicke ist zu vernehmen. Ohne Stau oder sonstige Probleme erreichen wir um die Mittagszeit unser Ziel und beginnen umgehend, den Hänger zu entladen und all unser Hab und Gut auf den Reisevehikeln zu verstauen.
Werner macht noch ein Start-Foto von uns, wir bedanken uns herzlich für den Transfer nach Dänemark und rollen dann um 13:30 los - es ist warm, der Himmel wolkenlos und vor uns liegen drei Wochen Urlaub.
Ebenfalls dem Schwiegervater Werner zu verdanken ist, dass mein GPS-Gerät in diesem Jahr gefüttert ist mit den Koordinaten Hunderter Geocaches entlang unserer geplanten Route. Wir müssen gar nicht lange radeln, da erscheint das erste Symbol im Display. Wir legen eine kurze Rast ein und schon verschwinden die Mädels begeistert im Wald, etwa 200 Meter abseits unseres Weges im Gehölz werden sie schließlich fündig.
Ich liege währenddessen im Gras neben den Fahrrädern, schaue nach oben in den Himmel, genieße, wie das Sonnenlicht durch die Äste der Nadelbäume fällt, lausche dem Zwitschern der Vögel, freue mich über die Wärme - wie wunderbar!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Hat uns die dänische Dünenwelt wieder!
Drei Wochen liegen vor uns, herrlich!




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Typische Kirche am Wegesrand


Wir fahren heute nicht weit. Bereits nach 27 Kilometern erreichen wir Nymindegab, wo wir einen Campingplatz mit großer Wasserrutsche vorfinden. Es herrscht quirliges Treiben, ich glaube fast, wir können froh sein, dass man uns noch einen Platz anbieten kann. Die Kombination aus Sommerwetter, Ferienzeit und der Tatsache, dass auch noch Wochenende ist, ist auch für zahlreiche Dänen Anlass, hinaus ins Freie zu fahren!
Nun geht es ans Aufbauen unserer Zelte. Bei den Kindern geht es ruckzuck, nach zehn Minuten steht deren Eureka-Kuppel. Die beiden schnappen sich ihre Bikinis und verschwinden in den Pool.
Claudia und ich indes haben gewisse Probleme und machen uns auf der von allen möglichen Seiten aus gut einsehbaren Wiese vermutlich zum heimlichen Gespött aller anderen Gäste, als wir über eine halbe Stunde damit beschäftigt sind, unser neues Tunnelzelt (ebenfalls Eureka) aufzustellen - bzw. ebendies zu versuchen.
Am Ende steht es zwar, aber es steht schlecht. Auf der einen Seite ist es zum Zerreißen gespannt, auf der anderen hängt es locker und flatterig, das Innenzelt schwebt über dem Boden, die Deckplanen werfen überall Falten, ich bin unzufrieden, habe aber auch keinen Schimmer mehr, wie ich das optimieren kann.
Nun ja, schließlich räumen wir alles ein und folgen den Kindern ins Schwimmbad, wo wir noch ziemlich viel Spaß haben!
Nachdem wir uns mächtig ausgetobt haben, gibt es Nudeln mit Bolognese-Soße für die Erwachsenen und Instant-Kaiserschmarrn für die Kinder und zum Nachtisch eine ausgiebige Kniffelpartie bis nach 23 Uhr.



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Sonntag, 11.07.2010

Karte Tagesetappe


Um halb fünf werde ich von tosendem Lärm geweckt, Sturm peitscht auf das Zelt ein. Ich nehme das zum Anlass, draußen die Leinen zu kontrollieren. Vor einem angedeuteten rosafarbenen Sonnenaufgang türmen sich dramatische schwarze Wolken auf und siehe da, der Wind hatte tatsächlich bei den Kindern bereits einen Hering herausgerissen. Ich bringe das in Ordnung und hämmere (ja: hämmere !!! das erste Mal in meinem Leben habe ich einen Gummihammer im Campinggepäck) zusätzliche Leinen fest.
Schnell husche ich noch mal (…den ziemlich weiten Weg…) zur Toilette und kaum, dass ich anschließend wieder im Zelt bin, da bricht das Inferno los, Blitze zucken und es donnert. Dank Ohropax finde ich aber noch ein paar Stunden Schlaf, wache erst gegen neun oder halb zehn wieder auf. Das Gewitter hat nachgelassen, regnen wird es aber noch bis weit in den Vormittag hinein.
Die Kinder sind nach dem Frühstück gleich wieder in den Pool verschwunden, wir folgen ihnen später. Erst um dreizehn Uhr verlassen wir den Campingplatz, ich fühle mich ein bisschen schlapp, bin nicht so gut in Form heute, muss mich wohl erst wieder an den Urlaubsrhythmus gewöhnen… Die Strecke durch die Dünen allerdings ist sehr schön, Toni entdeckt eine Gruppe Rehe, welche in einigem Abstand den Weg kreuzt. Eine frische Brise weht vom Meer herüber: die sommerliche Gewürzmischung aus Salzluft, Strandhafer und Strandrosenblüten - Bilder fluten in meinem Kopf an, viele Erinnerungen vermengen sich. Ich habe Niederlande-Déjà-Vues, denke an die ähnliche Landschaft bei Zandvoort, mir fallen aber auch Dänemark-Fahrten wieder ein (so zum Beispiel Touren mit Freunden, als wir gemeinsam ein Haus mieteten), welche uns einst genau in die Gegend führten, durch die wir heute radeln. Und natürlich eine Prise Sylter Kindheitserinnerung…
Dass wir den ganzen Tag auf dem schmalen Landstreifen zwischen Nordsee und Ringkøbing-Fjord unterwegs sind, ist nur selten wirklich zu merken und zwar immer dann, wenn die Dünenkuppen mal den Blick frei geben nach Osten oder nach Westen… In Hvide Sande, einem kleinen Ort, der von Fischerei und Tourismus geprägt ist, treffen sich die beiden Gewässer. Dort pausieren wir eine ganze Weile, bekleckern uns ausgiebig mit Softeis und erledigen den Einkauf für das Abendessen, bevor wir die Fahrt fortsetzen. Weit haben wir es nicht mehr, Søndervig soll unser Tagesziel sein. Auf den letzten Kilometern dorthin können wir uns des Anblicks des Nørre Lyngvig Fyr erfreuen, ein weithin sichtbarer, schlanker Leuchtturm.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Nørre Lyngvig Fyr

Nördlich von Hvide Sande können wir uns
am Anblick des Nørre Lyngvig Fyr erfreuen




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Der Weg ist vorbildlich beschildert und über weite Strecken autofrei


Mit 44 Kilometern ist auch die heutige Etappe wieder relativ kurz, was aber nichts macht. Wir haben ausgerechnet, dass dies so ziemlich genau der erforderliche Tagesschnitt ist, wenn wir termingerecht Grenaa erreichen wollen (zwei Ruhetage einkalkuliert), von wo am 27. Juli unsere Fähre nach Schweden ablegen wird.

Die Mädels sind zwischenzeitig ziemlich zickig, nervt teilweise etwas… Der Campingplatz liegt direkt am Weg, der Zeltaufbau gelingt heute etwas besser. Bevor wir den Grill anschmeißen (ich habe im Vorfeld drei "Grillpakete" geschnürt, Komplett-Sets mit Kohle, Alufolie, Anzünder und Handschuhen zur reinlichen abschließenden Entsorgung), machen wir uns auf den etwa 600m langen Weg an den Strand.
Ich habe zwar mal mein Handtuch mitgenommen, aber der Wind frischt auf und mir ist es dann doch zu kalt zum Baden. Claudia und Toni aber können es nicht lassen und gönnen sich einen Sprung in die Fluten.
Ja, und der Abend klingt dann bei Grillwürstchen, Koteletts einer Partie Schwarzer Peter aus. Traditionell wird wieder um den Abwaschdienst am Folgetag gespielt. Als die Kinder zu Bett gegangen sind, werfen Claudia und ich noch einen kurzen Blick durch die offene Tür des überfüllten Fernsehraums am Rezeptionsgebäude und werden somit Zeuge, wie Spanien Fußballweltmeister wird… Wir hätten es ja den Niederländern gegönnt, die es auch ins Endspiel geschafft hatten…
Während später Regen einsetzt, erledige ich noch meinen Statistik-Schreibkram, die Tagebuchnotizen und die alltäglichen SMS.



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Montag, 12.07.2010

Karte Tagesetappe


Pünktlich um sieben rückt die örtliche Müllabfuhr an und entleert die großen Container, die nicht weit von unserem Lagerplatz stehen - was für ein Lärm! Ich bin schlagartig hellwach, mit weiterem Schlaf hat es sich erledigt. Da bald wieder leichter Regen einsetzt, frühstücken wir im Schutze der Apsis. Diese gigantische Apsis ist ein Riesenpluspunkt bei unserem neuen Zelt, man kann problemlos darin kochen und sich auch gut darin aufhalten.
Zum Zeitpunkt der Abfahrt ist es dann zunächst trocken, die Temperaturen sind mild. Der Weg gibt sich abwechslungsreich, oftmals wieder sehr "syltig" mit duftenden Wiesen oder Dünenpassagen, teilweise geht es auf langen Geraden geht es durch harzig-würzige Nadelwälder. Was diese Wege angeht, da scheiden sich allerdings die Geister; während ich mich sehr freue, durch den Wald zu fahren, sagen die Kinder, ihnen gefallen die kurvenreichen, welligen Passagen durch die Dünen deutlich besser, die Monotonie der langen Geraden im Wald missfällt ihnen eher.
Wir heben unterwegs mal wieder den einen oder anderen Cache, zum Teil ärgern uns dabei Schwärme von Bremsen, welche uns letztlich auch in die Flucht schlagen… Später setzt kräftiger Regen ein, welcher uns zunächst zu einer etwas beengten Pause unter einem Holzverhau nötigt und schließlich dazu führt, dass wir erstmals unsere Regenkleidung aus den Tiefen der Ortliebs hervorholen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Ein paar Kilometer im Regen...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark,

An der Westküste Dänemarks verläuft der Nordseeküstenradweg
auf dem Dänischen Fernweg Nummer 1


Bei diesen durchwachsenen Verhältnissen folgt ein etwa 15 km langer Abschnitt, der direkt an der Hauptstraße geführt ist (Passage entlang des Nissumfjordes). Grau-triste Monotonie - wäre da nicht Toni, die aus dem Nichts heraus ein Lied erfindet und dieses lautstark in den Wind schmettert, dabei im Radsattel Tanzbewegungen ausführt. Wir amüsieren uns köstlich… und der hässliche Straßenabschnitt zieht vorbei wie im Fluge. Als unser Weg endlich fortführt von der Autostraße, geht es in eine Landschaft von leicht hügeligem Gepräge, vorbei an kleinen Gehöften und Kirchen und schließlich erreichen wir bei Trans eine spektakuläre Steilküste. Ich freue mich, dass wir nun in einer Gegend unterwegs sind, in welcher es wieder Neues zu entdecken gibt. Schon im Vorjahr, als wir zum großen Teil an der deutschen Nordseeküste unterwegs waren gab es immer wieder Altbekanntes zu sehen und auf den zurückliegenden Dänemark-Etappen war es oft nicht anders, immer wieder kam man an Orte, die nicht völlig unbekannt waren.
Das ist nun anders, soweit nördlich, wie in diesem Jahr, waren wir, war ich zumindest noch nie zuvor. Die Besiedlung ist zum Teil sehr dünn, die extrem touristisch geprägten Abschnitte am Ringkøbing-Fjord liegen hinter uns. Und so stellt sich heute bei mir bisweilen so ein "Hebriden-Gefühl" ein, dieses "Ich-bin-hier-echt-am-Arsch-der-Welt-Gefühl" [kam interessanterweise noch weiter nördlich nie wieder…!]. Bin gespannt, wie es noch so wird, auf unserem Weg an den nördlichsten Punkt, auf dem Weg nach Skagen!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Bovbjerg Fyr

Auf kleinen Nebenstrecken radeln wir auf den Leuchtturm Bovbjerg Fyr zu




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Bovbjerg Fyr

Bovbjerg Fyr




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

In der Gegend unweit des Limfjorden


Zwischenzeitig ist es zwar wieder trocken, doch ein sich zusehends verfinsternder, dramatischer Himmel kündigt Ungemach an. Es lässt sich beobachten, wie die Wolkenwand näher rückt - interessanterweise wird sie von Süden herangedrückt, während den ganzen Tag Nordostwind unser Vorankommen erschwert. Wir passieren abermals einen Leuchtturm, diesmal den kleinen Bovbjerg Fyr, treten kräftig in die Pedale und sehen zu, dass wir so flott es geht den kleinen Campingplatz in Ferring erreichen. Das Einchecken nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, da die freundliche alte Frau in der Rezeption ausgesprochen mitteilsam ist. Unter anderem berichtet (…und warnt…) sie vor dem Fuchs, der hier lebt und gerne schon mal Mülltüten oder Schuhe von Zeltern verschleppt… Eine schöne Geschichte für die Kinder.

Schnell finden wir dann den uns zugewiesenen Platz, es ist finster und erste Böen fegen über das Land. "Los Mädels, nun zeigt mal, was ihr gelernt habt…!" Es dauert nun wirklich nur wenige Minuten, da stehen die Zelte. Und ungelogen, kaum, dass der letzte Reißverschluss hochgezogen ist, da bricht das Gewitter los.
Ich koche während des Unwetters in der Apsis Nudeln mit Pesto, wir schlagen uns die Bäuche voll, spielen dann mit den Kindern Schummellieschen (lassen uns dabei durch deren geschicktes Taktieren ausbooten und gewinnen den morgigen Spüldienst - hurra!). Als das Gewitter abflaut, gehe ich mit Toni duschen, Johanna bleibt träge, ist etwas k.o. heute.



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Dienstag, 13.07.2010

Karte Tagesetappe


Ich schlafe bis fast halb neun, habe nach dem Erwachen schon wieder Kopfschmerzen - nicht das erste Mal in diesen Tagen.
Zum Frühstück gehen wir heute in den Aufenthaltstraum des Campingplatzes; eine weite Fensterfront gibt den Blick auf die einige Hundert Meter entfernte Nordsee frei. Weitere Radler sind in dem relativ kleinen Raum zu Gast, alle treten paarweise auf, es kommt zu keinen Kontakten. Zwei Frauen stammen offensichtlich aus den Niederlanden, zumindest hören wir ständig "fiets" in ihrer Konversation.
Auf dem Rückweg zum Zelt erfreut uns - und im Besonderen die Kinder - ein dicker Igel, der gemütlich über die Wiese hoppelt. In der Nacht hatten wir wohl auch Besuch von dem Fuchs, von dem gestern schon die Rede war; eine unserer Tüten finde ich am Morgen meterweit vom Zelt entfernt…
Noch vor elf Uhr sind wir wieder auf der Straße und nur knapp vierzig Kilometer trennen uns vom Zielort Agger. Claudia hat sich der Etappenplanung angenommen und eine Variante ausgeheckt, nach der wir es schaffen werden, mit einigermaßen vernünftigen Tagesdistanzen in der Nähe von Farup zu landen - dort gibt es einen großen Freizeitpark, welchen wir mit den Kindern zu besuchen gedenken ("Zeugnisüberraschung").
Auf jeden Fall haben wir nun heute viel Zeit und freuen uns, dass uns das GPS so viele Caches entlang des Weges anzeigt! Am Ende des Tages werden wir derer neun gefunden haben - für unsere Verhältnisse sensationell viel, ein "Powercacher" wie mein Schwiegervater mag das wohl nur müde belächeln.
Die Landschaft zeigt sich weiterhin leicht wellig, wirkt etwas zersiedelt. Viele Getreidefelder sorgen für sommerlichen Duft, obschon es relativ kühl ist.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Es begegnen uns viele furchtbare Kreaturen!


Wir erreichen einen Strandabschnitt, an welchem auch wieder deutsche Bunkerreste im Sand versinken - kein ungewöhnliches Bild in Dänemark. Laut Navigationsgerät soll sich irgendwo an oder in dem Betonklotz auch ein Cache verstecken. Über eine halbe Stunde suche ich mit den Kindern - vergebens. Zum Teil ist der Bunker noch begehbar, in seinem Inneren herrscht eine beklemmende Enge. Ich versuche mir eine Vorstellung davon zu machen, wie es gewesen sein könnte, als Soldat in so einer Festung zu kauern und auf eine vom Meer her anrückende Invasionsmacht zu warten, von welcher mit Sicherheit anzunehmen ist, dass sie früher oder später meinen Posten überrennen wird. Gruselig.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Bunker

Ehemalige deutsche Bunker aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges versinken allmählich im Sand




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Geocaching

Wir pausieren und suchen Geocaches


Auch wenn ich weiß, dass auf diese Bunker nie eine Armee von der Seeseite her zurückte, so ist doch allein die Vorstellung reichlich unheimlich. Ich nehme mir vor, später daheim mal ein wenig Recherche über den Atlantikwall zu betreiben, besonders würden mich ja zeitgenössische Fotografien interessieren.
Wir erreichen Thyborøn und damit den ersten Punkt auf unserer Route, an welchem wir eine Fähre nehmen müssen. An dieser Stelle befindet sich das westliche Ende des Limfjorden, welcher im Prinzip die nördlich davon liegenden Teile Dänemarks zur Insel macht. Ungefähr eine Woche später werden wir an der Ostseite des Landes zum zweiten Mal dieses Gewässer überqueren.
Der Ort ist nicht sehr einladend. Industrieanlagen und Containerhäfen machen ihn schmucklos, ich fühle mich ein wenig an Brunsbüttel erinnert. Um 15:00 legt die Fähre ab und bringt uns auf einer kurzen, schaukelnden Fahrt ans nördliche Ufer des Fjords.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Thyborøn Kanal

Wir überqueren den Thyborøn Kanal, den westlichen Ausläufer des Limfjorden


Es schließt sich dann eine kilometerlange, schnurgerade Straße durch ein Naturschutzgebiet an. Claudia und Johanna fahren weit voraus, ich folge mit Toni. Wir bilden Sätze, derer Wörter alle mit dem gleichen Buchstaben beginnen… "Ein einsamer eitler Elch erhält einmal ein Eilpaket…" und so weiter.
Agger ist bald am Horizont auszumachen, der Campingplatz leicht gefunden. Wir unternehmen später noch einen kleinen Ausflug in den Ort, heben noch einen Cache am Strand und nehmen den Einkauf vor. Als wir um sechs am Abend wieder bei den Zelten sind, haben wir einen Bärenhunger, dem wir mit köstlichen Wraps begegnen.
Toni ist danach auf den Spielplatz verschwunden, sie hat kaum Berührungsängste, was die Kinder betrifft, die ihre Sprache nicht verstehen… Johanna zieht es vor, im Schlafsack zu lesen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Eureka Big Horn 3 XD

Das Eureka Big Horn 3 XD hat als geräumige Unterkunft
in diesem Jahr mein altes Vaude Space II abgelöst.


Am Abend kommt noch einmal die Sonne heraus und zaubert ein wunderbares Licht. Aber, es ist und bleibt mir im Moment zu kühl.
Und wir stellen fest, dass eine der Thermarests leider einen Platten hat. Ich biete an, diese fortan zu benutzen, mich stört das ja nicht so besonders, wenn ich mal etwas härter liege. Mindestens einmal in den verbleibenden Nächten dieses Urlaubs würde ich nun Luft nachpusten.



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Mittwoch, 14.07.2010

Karte Tagesetappe


Als ich erwache, fallen Regentropfen auf das Zelt. Ich döse noch etwas weiter, drehe mich noch einmal um und noch einmal und schließlich ist es trocken, so dass wir dann sogar draußen frühstücken können. Noch ist es relativ kühl, wird aber im Laufe des Tages noch regelrecht schwül-heiß.
Ich bin nicht in Topform heute, fühle mich schlapp, muss mich mühen, die kleinen Hügelchen hinaufzukommen… Naja, gibt mal solche Tage! Auch heute führt uns der Weg wieder oft durch harzig duftenden Wald, den einen oder anderen Cache nehmen wir mit - einer davon befindet sich an einem kleinen Peilstationsbunker. Eine Informationstafel klärt über dessen einstige Funktion auf: Ziel war es, Schiffe auf dem Meer anzupeilen, also deren Kurs, Geschwindigkeit und Entfernung zu ermitteln, um diese Daten weiterzugeben an die Kanonenstellung in Hanstholm. Unter Vorhandensein von Daten weiterer Peilstationen konnte die Einstellung für die Kanone berechnet werden, um auf diese Weise Schiffe in bis zu 55 km Entfernung zu versenken und so britische Schiffe aus dem Kattegatt fernzuhalten. Auf norwegischer Seite errichteten die Deutschen analog dazu eine weitere Anlage, so dass fast das gesamte Meer zwischen hier und dort abgedeckt werden konnte. Erschreckend wie auch faszinierend, was für ein gigantischer Aufwand da betrieben wurde…
Vor dem Erreichen von Klitmøller pausieren wir und diskutieren kurz, ob wir bleiben oder noch weitere 18 Kilometer bis Hanstholm fahren sollen. Ich bin ganz froh, dass die Mädels sich für Bleiben entscheiden. So verlassen wir für heute den NSCR und steuern den nahen Campingplatz an. Es gibt dann erst einmal eine Tee- und Kuchenpause (endlich, nachdem ich tagelang vergeblich gesucht hatte, gab es heute mal wieder Pfefferminztee zu kaufen!), bevor wir uns auf den 500m-Fußweg zum Strand machen. Die Mädels baden, mir ist das Wasser natürlich mal wieder zu kalt. Ich genieße während dessen die Weite, den warmen Wind, die Tatsache, dass außer uns kaum ein Mensch am Strand ist und den endlosen Blick, der nicht durch das Vorhandensein von Autos getrübt wird. Auch an diesem Strand stehen zahlreiche Bunker, von denen einige mit technisch sehr schönen Graffitis besprüht sind.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Klitmøller

Auch am Strand von Klitmøller finden wir Hinterlassenschaften aus der Zeit der deutschen Besetzung des Landes




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Klitmøller

Hier hält der graue Koloss als Werbefläche her


Ob der schwülen Hitze äußere ich die Vermutung, dass noch ein Gewitter heraufziehen könnte. Da ich ansonsten zugegebenermaßen nicht immer ganz richtig liege mit meinen meteorologischen Einschätzungen, lacht Claudia mich nur aus.
Heute sollte ich allerdings recht behalten, denn nur kurze Zeit nach meiner Äußerung verdichtet sich das Grau des Himmels zu Schwarz und bald darauf krachen Blitz und Donner auf uns nieder.
Die Mädels gehen duschen, während ich in der Apsis Kartoffelpüree, Würstchen, Bohnen und Röstzwiebeln vorbereite. Das Gewitter donnert noch ein wenig vor sich hin und zieht dann hinfort, während wir einen netten Spielabend im Zelt verbringen, der erst um halb zwölf endet.

Zwischenzeitig denke ich gelegentlich über die allgemeinen Rahmenbedingungen der diesjährigen Fahrt nach und stelle fest, dass ich manchmal die etappenplanerische Unbeschwertheit der vergangenen Jahre vermisse, ich meine dieses "wir fahren mal soweit, wie wir wollen, mal schauen, wie weit wir am Ende kommen". Das geht natürlich nicht, wenn man an einem bestimmten Tag eine Fähre zu erreichen hat. In diesem Jahr gibt es einen "Pflichtschnitt" von 44 Kilometern… nun ja, das ist natürlich nicht wirklich schlimm, zumal das ja eine Distanz ist, vor der man sich nicht fürchten muss, die einen wirklich nicht stressen muss.



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Donnerstag, 15.07.2010

Karte Tagesetappe


Der heutige Tag stellt das bisherige Etappenhighlight dar, es ist eine Fahrt durch ein skandinavisches Sommeridyll und obwohl wir noch lange nicht in Schweden sind, so kommen mir bisweilen Bullerbü-Bilder in den Kopf. Der Nordseeküstenradweg führt uns zumeist über kleine blumengesäumte Wald- oder Feldwege und wenn es doch mal auf die Straße geht, dann gibt es kaum Autoverkehr. Der frische Wind schiebt uns freundlich von hinten an und so schippern wir durch die Hügel und genießen den Sommer.
Meine Jüngste ist am Morgen extrem zickig; war vielleicht doch ein wenig spät gestern Abend… Sobald sie auf dem Rad sitzt, legt sich das aber und sie strampelt gewohnt wacker durch den Tag.
Wir sammeln auf dem Weg wieder den einen oder anderen Cache ein und nach ungefähr vierzig Kilometern erreichen wir Hanstholm.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Leuchtturm Hanstholm

Leuchtturm Hanstholm


Oberhalb des Ortes liegt ein schmucker Leuchtturm, welchen wir ansteuern, um eine kleine Pause einzulegen. Von hier oben wird deutlich, dass der Ort eigentlich ein Kuhdorf ist - allerdings eines mit einem überproportional große Hafen, welcher unter uns zu sehen ist. Mächtige Kaimauern aus Beton schützen die Flotte der Fischerboote vor den Wogen der Nordsee, ebenfalls ausmachen können wir den Anleger der Islandfähre.
Während unserer Pause treffen wir noch eine weitere Radlerfamilie, welche in der Gegenrichtung unterwegs sind. Viel erfahren wir nicht von ihnen.
Bevor wir Hanstholm ganz verlassen, halten wir noch an der östlichen Ausfallstraße beim Aldi-Markt, um uns für den Abend zu verproviantieren.
Einen kleinen Abstecher unternehmen wir dann an den Strand bei Vigsø. Unser Reiseführer kündigt dort spektakulär im Meer versinkende Bunkerreste an. Und wirklich, der Umweg lohnt sich! Teils noch am Sandstrand, teils wirklich von den Wogen umspült und in deutlicher Schräglage findet sich eine ganze Reihe mächtiger Bunkerblöcke vor uns. So, wie sie daliegen möchte man sie auf den ersten Blick fast für einen Teil der Natur halten…
Wir halten uns lange dort auf, klettern herum, machen Fotos und genießen den Sommer.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Ach wundervolles Dänemark!
So stellt man sich doch eine Aussicht an einem Küstenradweg vor!




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Hobbits im Auenland...


Die Weiterfahrt in den Abend ist wunderbar, weiterhin freundlich pustet uns der Wind voran und schließlich erreichen wir nach siebzig Kilometern bei Kæret einen kleinen Campingplatz, auf dessen großer Zeltwiese wir die einzigen Gäste sind.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Abendliche Lightshow


Ich nehme mir heute Abend die Räder vor, checke sie alle einmal durch, irgendwas findet man ja immer…
Nachdem uns vor einigen Tagen die Wraps so begeisterten, gibt's die heute schon wieder!



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Freitag, 16.07.2010

Karte Tagesetappe


Ein weiterer Sommertag beginnt, wolkenlos zeigt sich der Himmel, ein Traum! Deutlich getrübt wird der Genuss des Morgens dann allerdings durch den Umstand, dass Toni sich im Nackenbereich eine Zecke eingefangen hat, die natürlich raus muss, was verständlicherweise relativ wenig Begeisterung bei ihr hervorruft. Um dem Viech die Luft zu nehmen, schmieren wir die Bissstelle zunächst mit Margarine ein, um sie dann irgendwann mit der Pinzette zu entfernen. Es zeigt sich, dass die Einwirkzeit der Margarine offensichtlich zu kurz war, das Tier lebt noch, als ich ihm mit dem Instrument zusetze - und ich bin auch nicht hundertprozentig sicher, ob ich wirklich alles entfernen konnte. Toni hat sich einigermaßen tapfer gehalten bei der Prozedur und es sollten sich auch keine Folgeprobleme einstellen. Einige Tage behalten wir die Stelle noch im Blick, es lässt sich nichts Ungewöhnliches beobachten, Rötung und Schwellung lassen bald nach und verschwinden.

Nachdem dieser Schreck am Morgen überstanden ist, fahren wir hinaus in den Sommer! Schon nach wenigen Kilometern durch die bewachsene Dünenlandschaft rückt ein weiteres echtes Highlight näher, nämlich der Bulbjerg-Vogelfelsen. Zu erreichen ist dieser über eine echt biestige, steile Zufahrtsstraße, welche hinaufführt zu einem kleinen Parkplatz. Dieser ist angesichts der frühen Stunde noch ganz leer, so dass wir in diesem Ausnahmefall mal keine Bedenken hegen, als wir unsere Räder für eine halbe Stunde allein lassen, um den Fußweg zum Felsen hinabzustiefeln. So haben wir denn auch den Anblick der belebten Klippe fast für uns allein - ganz nah kann man herantreten, und sogar Jungtiere sind auszumachen. Natürlich wahren wir gebührende Distanz, als wir das flatternde Treiben beobachten…
Joe zieht dann mit dem GPS los, um den nahen Cache in den Dünen zu finden, was ihr leicht gelingt. Und Überraschung, sie hält einen Travelbug in den Händen! Wir nehmen diesen an uns, werden später per SMS von Werner erfahren, dass er aus Spanien kommt und gerne am Meer bleiben möchte. Gut, das können wir gewährleisten und so planen wir, ihn in Schweden wieder auszusetzen - letztlich wird er in Göteborg landen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Travelbug am Vogelfelsen Bulbjerg

Ein Travelbug am Vogelfelsen Bulbjerg


Bei einer späteren kurzen Kekspause sehen wir schon wieder Zecken, so dass wir und den Ausflug ins nahe gelegene Gestrüpp ersparen, wo ein Cache zu holen gewesen wäre. Blöde Viecher. Zwischendurch wird Toni nicht müde, ihr englischsprachiges Lied von den "Speckled Frogs" zum besten zu geben, ein Kinderlied, welches sie in der Schule gelernt hat, allerdings nur nach Hörverständnis. So lässt sich inhaltlich nicht genau ermitteln, was sie da eigentlich singt. Das Bemerkenswerte und Amüsante daran ist, dass sie es in allen möglichen Versionen interpretiert - mein Favorit ist die Death-Metal-Version; mit dunkel verstellter Stimme, fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird der Text heruntergerockt…
Nach dem Urlaub lesen wir noch mal den Original-Text nach und finden auf Youtube noch diverse Versionen - dargeboten von Kindern aus dem angloamerikanischen Sprachraum.

Five little speckled frogs
Sat on a speckled log
Eating the most delicious bugs - yam yam!
One jumped into the pool
Where it was nice and cool
Now there are four green speckled frogs


In Slettestrand gönnen wir uns Softeis, später rollen wir durch ein lang gestrecktes Militärgebiet, haben zwischenzeitig mal kräftigen Gegenwind, bevor wir am späten Nachmittag den Ort Blokhus erreichen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Immer wieder führt der Weg durch Wälder


Die Veränderung der Luft ließ es schon eine ganze Weile erahnen, ein Gewitter zieht auf! Doch so richtig entladen möchte es sich wohl an anderer Stelle; zumindest bekommen wir außer etwas Regen so viel gar nicht davon mit. Rechtzeitig stehen die Zelte und ich komme sogar noch halbwegs trocken in den Ort, um den Einkauf zu erledigen. Mit Freude entdecke ich dort auch ein Fahrradgeschäft, wo ich Öl kaufen kann, um endlich unseren quietschenden Ketten mal etwas Gutes zu tun. Zu Hause hatte ich nichts mehr, so dass wir die Reise ohne ein Fläschchen antraten - keine gute Idee…
Das Abendessen können wir im Freien vorbereiten, der Regen gönnt uns noch eine Pause. Währenddessen bekommen wir Besuch von einer kleinen, netten Katze, die nur zu gerne auch etwas von unserem Pfannkuchenteig abhaben würde… Gegessen und gespielt wird dann im Zelt.



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Samstag, 17.07.2010


Heute nun soll mal keine Etappe geradelt werden, vielmehr ist ein Ausflug in den nahen Freizeitpark Farup Sommerland geplant.
Somit bin ich etwas besorgt, als mich in der frühen Morgendämmerung eine Pinkelpause aus dem Zelt zwingt und mich ein reichlich durchwachsenes Wetter begrüßt. Nun ja, nützt nix, erst noch mal ein paar Stündchen Schlafen. Und siehe da, als wir schließlich aufstehen, da strahlt die Sonne, der Himmel ist blau - perfekt! Da die Wiese vorm Zelt noch nass ist vom üppigen nächtlichen Regen, frühstücken wir heute im Speisesaal, sparen auf diese Weise auch noch etwas von unserem Kartuschengas.
Der Freizeitpark ist toll; er ist in zwei Teile gegliedert: es gibt eine große Wasserlandschaft mit Wasserrutschen und Wellenbad und eine "Trockenzone", also ein Bereich, den man besser nicht in Badekleidung besucht… Achterbahn, Wildwasserbahn und all so was.
Wir sind quasi mit dem Zeitpunkt der Öffnung vor Ort und gehen zunächst in die Badelandschaft, bevor es dort möglicherweise später zu voll wird…
Die Kinder sind aus dem Häuschen. Sie fahren Achterbahn bis zum Abwinken - kaum dass die Fahrt beendet ist, rennen sie wieder zum Einstieg und noch einmal und noch einmal…
Unsere anfängliche Sorge, es könnte wegen des heutigen Samstags extrem voll sein, erweist sich als unnötig. Auch wenn der Park durchaus gut besucht ist, so kommt man doch immer und überall ohne lange Wartezeit dran.
Zwischen 18:00 und 19:00 fällt dann doch noch mal ein wenig Regen, (…ich fange gleich wieder an, zu frieren…) doch bald ist es wieder trocken, so dass wir auch die letzte Zeit bis zum Schließen des Parks noch ausnutzen.
Die Kinder bedanken sich noch einmal überschwänglich für den schönen Tag, bevor wir unsere Räder aufschließen und die paar Kilometer zurück nach Blokhus rollen.
Zum Abschluss des Tages gibt es noch eine Partie Schummellieschen, wobei mal wieder Claudia und ich verlieren. Als die Kinder im Bett sind, mache ich mir noch einen "Feierabendtee" und nasche ein paar Weingummis. In der Nacht regnet es wieder.

Nachdem ich vor ein paar Tagen bei der Abreise in Agger unsere Campingcard vergessen hatte, hatte ich dort angerufen, mit der Bitte, diese nach Blokhus nachzusenden, was allerdings nicht klappte. Hier zeigt man sich nun so freundlich, nachdem ich die Sachlage schilderte, uns kostenlos eine neue auszustellen.
Auf der Campingcard, welche für eine geringe Gebühr (aktuell 100 DKK = 13,46€) zu erwerben ist, sind die Adressdaten des Inhabers gespeichert. Deren Besitz ist Pflicht in den skandinavischen Ländern, beim Anmelden auf Campingplätzen wird sie vorgezeigt.



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Sonntag, 18.07.2010

Karte Tagesetappe


Ach, was ist Urlaub schön! Um 7:30 krieche ich aus dem Zelt, frische Seeluft umweht meine Nase, die Sonne scheint. Ich radele in den Ort, muss zum Geldautomaten und will auch gleich Brötchen für unser Frühstück mitbringen. Mann, ist das alles teuer hier, denke ich so bei mir. Am Ende wird uns diese Tour gut dreitausend Euro gekostet haben, das ist fast das Dreifache dessen, was wir im Vorjahr aufzuwenden hatten und auch deutlich mehr, als wir eigentlich kalkulierten. Dass es teurer wird, nach Skandinavien zu reisen war klar, allein schon der Anreisekosten wegen ist mit höheren Aufwendungen zu rechnen gewesen. Und allein der Anteil der Kosten für die Brötchen jeden Morgen beträgt in den aktuellen drei Wochen etwa 200,- €, das ist nicht wenig.
Wir frühstücken wieder im Gebäude, anschließend ist große Wäsche angesagt, Claudia erledigt einige Maschinen. So kommen wir (geplant) erst relativ spät los. Im Ort schauen wir noch, ob wir Landkarten für den Streckenabschnitt östlich von Skagen bekommen können (nur bis dorthin geht unser bikeline-Reiseführer), aber weder im Fahrradgeschäft noch in der Tourist-Information kann man uns weiterhelfen.
Es folgt nun einer der skurrilsten Abschnitte des bisherigen (und vermutlich auch des kompletten weiteren) Nordseeküstenradwegs: die Strecke wird über den Sandstrand geführt und zwar für fünfzehn Kilometer! Ich war ja zugegebenermaßen ziemlich skeptisch ob meiner Abneigung, was Strandsand betrifft, doch ließ sich der Abschnitt wirklich gut fahren und auch der Schaden am Getriebe durch aufgewirbelten Sand ist wohl eher als zu vernachlässigen einzustufen…

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Autostrand

Nördlich von Blokhus führt der Nordseeküstenradweg
direkt am Strand entlang, wirklich skurril




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Immerhin legt sich nach einigen Kilometern der Verkehr,
so dass wir abgasfrei radeln können




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Der Nordseeküstenradweg verläuft hier auf sandigem Untergrund


Die Tatsache, dass der Strand auch für Autos freigegeben ist, finde ich unmöglich. Wie kann man das Landschaftsbild nur so nachhaltig verschandeln! Immerhin, nachdem wir den unmittelbaren Zufahrtsbereich in Blokhus ein, zwei Kilometer hinter uns gelassen haben, nimmt die Verkehrsdichte merklich ab.
Ja, da bekommt der Name Nordseeküstenradweg noch einmal eine ganz besondere Bedeutuung!
Irgendwann, wieder auf normalen Pfaden, gelangen wir nach Løkken, legen eine Brötchenpause ein. Die Sonne scheint, der Wind weht von Westen, eine tolle Fahrt.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Løkken

Bis Løkken geht es am Strand entlang,
dann dürfen wir wieder auf "normalen" Wegen fahren


Nach knapp dreißig geradelten Kilometern erreichen wir später den ersten Campingplatz, wo Toni den Wunsch äußert, bleiben zu wollen. Wir stellen die Zelte auf und sofort danach sind die Kinder im Kleintiergehege verschwunden, welches mit zu dem relativ weitläufigen, aber netten Platz gehört. Wir überlegen, was wir tun sollen - den versandeten Leuchtturm Rubjerg Knude ansehen? In den nächsten oder den letzten Ort fahren und einen Einkauf erledigen? Baden gehen?
Gut, es wird dann ein Mini-Einkauf in der extrem sparsam ausgestatteten Campingplatzrezeption, ein paar Lebensmittel und ein Stapel Postkarten. Die Kinder sind kaum wegzukriegen von den Ziegen und Schweinen, so dass ich dann erst einmal viel Zeit damit verbringe, auf der Isomatte in der Sonne zu liegen und mich der Urlaubskorrespondenz zu widmen.
Später unternehme ich einen kleinen Spaziergang an die etwa 500m entfernte Steilküste - ein wahrlich imposantes Bild bietet sich dar! Über eine sehr wacklige Treppe geht es hinab in die Tiefe, ich bin völlig allein. Kraftvolle Wogen rollen an den Strand, doch die Idee, ein Bad zu nehmen, verwerfe ich, da ich ernsthaft Respekt vor diesem mir nicht bekannten Küstenabschnitt habe, weiß der Henker, welche Strömung mich erwarten würde.
Während die Mädels weiterhin bei den Tieren sind, nehmen Claudia und ich uns der Planung der kommenden Etappen bis Grenå an. Noch zwei Tagesetappen bis Skagen, dort ein weiterer Ruhetag (Mittwoch), dann blieben fünf Tage à etwa 50 Kilometer, um am darauf folgenden Montag den Hafenort zu erreichen, von wo uns sie Stena nach Schweden bringen wird!
Nach dem Duschen gibt es Abendessen und für den Sonnenuntergang rege ich an, noch einmal an die Küste zu gehen.
Zu diesem Zeitpunkt sind wir nicht alleine dort: zahlreiche andere Gäste lassen es sich ebenfalls nicht nehmen, diesen Sommertag mit dem Blick auf die wunderschöne Nordsee ausklingen zu lassen. Lautlos schweben ein paar Gleitschirmflieger vorbei, ein toller Anblick.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Nørre Lyngby

Steilküste nördlich von Nørre Lyngby




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Nørre Lyngby

Steilküste nördlich von Nørre Lyngby


Beim abendlichen Spielen klinkt Toni sich aus, nimmt damit freiwillig den Spüldienst für morgen in kauf - Claudia verliert die MauMau-Runde und wird somit ihre Partnerin beim Abwasch…
Als die Kinder dann im Bett sind und auch Claudia schon schläft, koche ich mir noch einen Tee und genieße den wolkenlosen Abend. Die Verlockung ist groß, ich ziehe meine Isomatte in die geöffnete Apsis, lasse den Kopf im Freien und blicke beim Einschlafen in den Sternenhimmel - akustisch untermalt vom Meeresrauschen (und leider zwei schnatternden Frauen in dem kleinen Zelt ganz in der Nähe…).



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Montag, 19.07.2010

Karte Tagesetappe


Vier Uhr Morgens. Pinkelpause. Der bewölkte Himmel lässt Regen vermuten, so dass ich mich sicherheitshalber für die zweite Nachthälfte ganz ins Zelt zurückziehe.
Das stellt sich als eine gute Idee heraus, denn bald setzt Nieselregen ein. Dieser hält noch eine Weile an und so nehmen wir auch das Frühstück in der Apsis ein. Bald schon ist es aber wieder trocken und kaum, dass wir mit dem Essen fertig sind, verschwinden die Kinder zu den Tieren…
Claudia erlässt Toni - zumindest nach dem Frühstück - den Spüldienst und erledigt den Abwasch alleine, während ich mit dem Packen beginne.
Um kurz nach elf beginnen wir unsere Etappe, die Kinder müssen sich nun von den Ziegen verabschieden. Nach wenigen Kilometern schon erreichen wir Rubjerg Knude, einen alten Leuchtturm, welcher im Begriff ist, von einer Wanderdüne "gefressen" zu werden. Bis vor kurzem gab es wohl auch noch ein Leuchtturmmuseum in einem Nebengebäude, das ist aber alles Vergangenheit. Nun ist das Bauwerk dem Verfall anheim gestellt und so gibt es sich recht verwahrlost.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Rubjerg Knude

Wir erreichen Rubjerg Knude, einen alten Leuchtturm, welcher im Begriff ist, von einer Wanderdüne "gefressen" zu werden


Auf der Zufahrtsstraße und an dem Monument selber ist ziemlich viel los - und ganz wohl ist mir an diesem Ort nicht, als wir die Räder am Fuße der großen Düne zurücklassen, um hinaufzuwandern. Allerdings haben wir sie auch von oben die ganze Zeit im Blick.
Wir machen die Bekanntschaft mit einem etwas schrulligen Liegeradfahrer. Ich hatte schon mit einer Mischung aus staunendem Interesse und Verwunderung das Vehikel in Augenschein genommen, als er später auftaucht. Ich spreche ihn auf englisch an und wir plaudern eine ganze Weile, bis wir irgendwann feststellen, dass wir beide aus Deutschland kommen - und von da an auf deutsch weitermachen. Ich habe eine ganze Reihe Fragen zur Technik und zum Reisen mit so einem Gefährt… In seinen Ausführungen lässt er oft die Floskel "…ein bisschen Spaß muss sein!" einfließen, während er dabei ein gekünsteltes Lachen aufsetzt. Seine Frau scheint seine Technikverliebtheit nicht ganz zu teilen, ist auf einem (jedoch auch hochwertig ausgestatteten) konventionellen Rad unterwegs, zu dem sie nur trocken bemerkt: "…mir doch scheißegal, Hauptsache das Rad fährt…". Diese Sprüche werden zu geflügelten Worten und fortan oft von uns zitiert.
In den nächsten Tagen werden wir ihm und seiner Frau noch einige Male begegnen.

Es bleibt trocken, schwül, bedeckt, erst später am Tag kommt sogar mal die Sonne heraus. Das Landschaftsbild ist weiterhin milde hügelig, Waldstücke wechseln ab mit Ferienhausgebieten, wie so oft.
Am Nachmittag erreichen wir die Hafenstadt Hirtshals. Wir meiden das quirlige Zentrum, rollen am Kai vorbei und können schon mal einen Blick auf die ColorLine-Fähre werfen, mit welcher wir möglicherweise im kommenden Jahr die Heimreise von Kristiansand in Norwegen antreten werden. Hier wird NSCR V im kommenden Jahr enden und Werner wird uns an dieser Stelle einsammeln und heim nach Deutschland bringen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Leuchtturm Hirtshals

Leuchtturm Hirtshals


Vergleichsweise spät erreichen wir am Abend den großen, noblen Campingplatz in Skiveren, wir haben einen Bärenhunger. Kaum dass die Zelte stehen, da brennt auch schon der Grill und wir können es kaum erwarten, bis die Glut die Kraft hat, unser Fleisch und unsere Würstchen zu garen!
Am Abend wird gekniffelt, ich pflege wie üblich meine Statistiken und versende ein paar SMS. Den Abschluss des Tages stellt ein kleiner nächtlicher Spaziergang dar, den ich mit Claudia an den nahen Strand unternehme.



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Dienstag, 20.07.2010

Karte Tagesetappe


Während Claudia und ich heute Morgen fast vollständig das Packen übernehmen, dürfen die Mädels noch mal in den Pool verschwinden (…wenn wir schon so viel dafür bezahlen…).
Der Morgen ist sommerlich heiß und bald stehen wir in unserem Saft. Später auf den Rädern ist das aber erfreulicherweise kein Problem mehr, der Fahrtwind wird uns dann etwas Kühle spenden.
Beim Auschecken am Campingplatz vergesse ich mal wieder die Campingkarte, lästiges Teil! Wir sammeln auf der kurzen Etappe durch die Dünenlandschaft wieder einige Caches, treffen einige Male den Liegeradler und seine Frau wieder. Inzwischen sind uns auch einige Familien mit Kindern auf Fahrrädern begegnet, es hat aber nie näheren Kontakt gegeben.
Wir passieren die große Wanderdüne Råbjerg Mile, deren Besichtigung wir uns allerdings sparen.
Auf einem schmalen, autofreien Asphaltband, welches sich durch die Landschaft schlängelt erreichen wir bald Skagen. Kurz bevor wir den Campingplatz erreichen, kommen wir an einigen riesigen Wiesen vorbei, auf denen sich ein Motorradfahrertreffen zusammenbraut, noch stehen nur einige wenige kleine Zelte, doch das wird sich in den nächsten Tagen gewaltig ändern.
Der Zeltplatz an sich ist etwas schrummelig, die Sanitäranlagen und der Spülraum chronisch überbelastet. Dazu kommt, dass eine sonderbare Stimmung sich meiner bemächtigt, hier an diesem Ort. Ob der vielen Menschen fühle ich mich eingezwängt, mir drängt sich das Bild eines Trichters auf, welcher sich nach Norden hin verengt - und alle Menschen strömen in diese Richtung und quetschen sich hinein. Die dänische Nordspitze ist überfüllt und beengt. Eigentlich war mir das im Vorfeld sonnenklar und ich hatte mich trotzdem darauf gefreut, diesen besonderen Ort zu erreichen, fällt ihm doch geografisch betrachtet eine Sonderstellung zu.
Als wir am Nachmittag einen Ausflug in den Ort unternehmen - der Campingplatz befindet sich einige Kilometer südlich des Ortskerns - ist vorübergehend die Stimmung im Team etwas verrissen, geht aber bald wieder.
Die Einkaufsstraße ist schnuckelig, gesäumt von den traditionellen gelben Häusern mit ihren weiß gestrichenen Giebelrändern und erwartungsgemäß sehr touristisch. Seltsam geht es am eigentlich schmucklosen Hafen zu. In wenigen unspektakulär anmutenden Lokalen amüsiert sich die Schickeria, Mercedes, Bentley und Ferrari parken direkt davor. In der Mole dümpeln protzige Yachten und direkt nebenan pisst ein völlig verwahrloster Penner über die Kaimauer in den Hafen. Ein Becken weiter findet sich eine stattliche Hochsee-Fischfangflotte.
Auf dem Rückweg erledigen wir den Einkauf für den Abend, für die Kinder gibt es Hotdogs, für Claudia und mich Reis mit einer Fertigsoße. Von der Biker-Wiese erklingt der Soundcheck, untermalt vom ständigen Geheule der Motoren. Scheinbar ununterbrochen rollen weitere Gäste auf das Areal.

Noch ein paar allgemeine Anmerkungen möchte ich machen. So habe ich es bis heute nicht hinbekommen, dass unser neues Zelt vernünftig steht, worüber ich mich eigentlich täglich ärgere. Die Chance ist gering, aber ich werde nach dem Urlaub mal probieren, ob ich es beim Globetrotter getauscht bekomme. (Sollte dann tatsächlich klappen!)
Ach ja, und noch etwas: Toni hat ein neues Lied erfunden, welches sie in nicht enden wollender Wiederholung voller Inbrunst zum besten gibt: "…es ist ein Ziegenparadies und für Kaninchen genau richtig…". Manchmal müssen wir sie bremsen, irgendwann liegen die Nerven blank…



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Mittwoch, 21.07.2010


Es ist sonnig und warm und wie geplant werden wir für eine weitere Nacht hier bleiben und den Tag nutzen, um nach Grenen, also an die nördlichste Spitze zu fahren. Das sommerliche Wetter und die Besonderheit dieses exponierten Ortes versöhnen mich nach den gestrigen Anflügen negativer Gefühle wieder mit Skagen - ich werde es als angenehm in Erinnerung behalten.
Nach dem Frühstück brechen wir mit den Rädern auf, unternehmen noch eine kleine Besichtigungsrunde durch den Ort Skagen, steigen zum alten Leuchtfeuer hinauf, passieren den Munitionsturm. All die kleinen Häuser mit ihrem kräftig gelben Anstrich und den blass-roten Dächern sehen wunderschön aus. Wir gelangen zum Leuchtturm und lassen es uns nicht entgehen, hinaufzusteigen.
Der Treppenaufgang ist in einem engen Schacht geführt und bei all den Menschen überkommen mich kurzzeitig klaustrophobische Attacken. Innehalten. Ruhig atmen. Weitergehen. Endlich oben angekommen kann der Blick die Weite finden - eine tolle Aussicht! Das Meer im Westen, das Meer im Osten, der Ort Skagen - und natürlich Grenen. Gut zu erkennen ist der Menschenstrom, welcher am Strand entlang zur Nordspitze pilgert.
Claudia macht sich bald wieder an den Abstieg, ihr ist die Höhe nicht geheuer, ich verweile mit Johanna und Antonia eine ganze Weile auf der Aussichtsplattform.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Leuchtturm in Skagen

Leuchtturm in Skagen, dem nördlichsten Ort Jütlands


Schließlich haben wir uns an dem 360°-Panorama satt gesehen und folgen der Mutter zurück auf den festen Boden.
Wir radeln ein kurzes Stück weiter und parken dann unsere Vehikel neben hunderten anderer Räder auf einem eigens dafür angelegten Parkplatz. Von hier aus kann man entweder den kurzen Fußmarsch nach Grenen antreten oder aber sich vom "Sandormen", dem Sandwurm, (ein Personenanhänger an einem Traktor) kutschieren lassen. Die Kinder möchten gerne fahren, also wenden sie ein paar Kronen ihres Taschengeldes auf, um sich Tickets zu kaufen. Claudia und ich begeben uns in den endlosen Tross der Massen und spazieren nach Norden, bis es nicht weiter nach Norden geht. Da ich gar nicht erst erwartet hatte, hier allein zu sein, betrachte ich das Treiben eher amüsiert - und freue mich, nun auch einmal hier gewesen zu sein.
Problemlos treffen wir dort die Kinder wieder, krempeln die Hosen hoch und stapfen ins Meer, bis wir die Wellen von Nordsee und Ostsee (bzw. Kattegatt) spüren. Weiter geht es nun wirklich nicht mehr! Wir lassen uns an diesem legendären Ort fotografieren, genießen noch ein wenig, hier zu sein, um dann den Rückweg anzutreten.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Grenen

Die Nordspitze Jütlands: Grenen. Ich bin ins Wasser hinaus-gegangen, blicke nach Süden. Rechts plätschert die Nordsee heran, links die Ostsee.
Wie man sieht, sind wir nicht die einzigen Touristen an diesem exponierten Ort...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Grenen

Die Ansicht im GPS-Display


Am nächsten morgen stelle ich mir den Wecker auf vier Uhr, will noch mal herradeln und allein den Sonnenaufgang (4:50) sehen, was aber leider daran scheitern wird, dass mein Schlafsack zu warm und gemütlich ist…

Den Nachmittag verbringen wir mit dem Suchen und Finden von insgesamt zehn Caches, von denen sich einer auf Privatgrund befindet.
Claudia und Toni möchten noch einmal baden. Wir setzen sie am ortsnahen Strand ab, während ich dann mit Johanna alleine auf eine kleine Cachetour fahre.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Skagen

Der Bahnhof von Skagen


Gegen sechs am Abend sind wir dann alle wieder am Zelt. Ich bitte die Dame von der Rezeption darum, für mich in Skiveren anzurufen, um ich Erfahrung zu bringen, ob meine Campingcard noch dort ist. Sie ist so freundlich, mir diesen Gefallen zu tun und es wird bestätigt, dass die Karte noch da ist. So schwinge ich mich auf mein Rad und sause los.
Ich bin relativ flott unterwegs, fahre einen Schnitt von über 27 km/h raus. So komme ich nach einer knappen Stunde verschwitzt in Skiveren an, nehme die Karte in Empfang, kaufe wie versprochen noch eine Bravo für Johanna und trete nach wenigen Minuten die Rückfahrt an. Ich genießen die sportliche Fahrt im Abendlicht, mache dann aber auf der kurvenreichen Asphaltpiste wenige Kilometer vor dem Campingplatz den Fehler, eine Linkskurve zu steil anzufahren - bei über dreißig Sachen touchiert das Pedal den Grund und ich lande ziemlich unsanft auf dem Straßenbelag. Zunächst bin ich vom Schmerz im Steißbereich und am rechten Fuß noch wie benommen - sofort schießt mir der Gedanke ein: hoffentlich bin ich nicht ernsthaft verletzt, so dass der Urlaub in Gefahr ist!
Dann sortiere ich aber rasch meine Gräten. Eine ganze Reihe zum Teil recht großer Hautabschürfungen vor allem an der rechten Körperhälfte wird mir noch die ganze nächste Woche auf die Nerven gehen - nicht nur der Schmerzen wegen, sondern vor allem des Sezernierens wegen…
Das Fahrrad hat nur einen kleinen Schaden davon getragen: der Lenker schlug mit solcher Wucht nach rechts um, dass an der rechten Seite des Oberrohrs nun eine kleine Beule zu sehen ist.
Wenige Minuten später erreiche ich den Campingplatz, wo ich erst einmal meine blutenden Wunden unter der Dusche reinige.



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Donnerstag, 22.07.2010

Karte Tagesetappe


Die Kinder haben anhand eines Prospektes Campingplätze für die nächsten Tage für den Weg nach Grenaa ausgewählt - natürlich ausnahmslos solche der gehobenen Kategorie mit Pool und sonstigem Schnickschnack.
Entsprechend hochmotiviert sind sie, in die heutige Etappe zu gehen. Über weite Teile der Etappe sausen wir mit über 20 km/h südwärts. Nicht ganz so schön ist, dass der Weg fast die ganze Zeit entlang der Autostraße führt (allerdings auch meistens in Ufernähe, was natürlich wiederum sehr schön ist!) - und weiterhin knattern uns alle paar Minuten ganze Horden von Motorradfahrern entgegen. Was da wohl los sein wird am Wochenende!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Gelegentlich müssen wir entlang der Hauptstraße fahren


Wir erreichen den relativ großen Hafenort Frederikshavn, der mit seinen großen Fähranlagen zunächst recht schmucklos erscheint. Wir rollen ins Zentrum hinein in die Einkaufsstraße und dort bietet sich schon ein ganz anderes, ein typisch dänisch-beschauliches Bild. Wir schieben unsere Räder ein paar Hundert Meter, holen am Automaten Geld und schwingen uns dann bald wieder in die Sattel, um die letzten paar Kilometer bis zum heutigen Zielort Sæby zu fahren.
Es ist weiterhin heiß, fast schwül. Ich halte es nicht für sehr abwegig, dass uns heute noch ein Gewitter ins Haus steht - was allerdings nicht passiert.
Nach dem Zeltaufbau sind die Kinder gleich wieder im Pool, später treffen wir uns am Strand, wo ich mein erstes Meerbad in diesem Urlaub nehme! Besonders lange bleibe ich allerdings nicht in den Fluten… es ist mir zu kalt - was das betrifft, bin ich echt ein Weichei :-)
Bei einem weiteren Besuch im Pool kann ich leider mit all meinen noch offenen Schürfwunden nicht mit den Kindern auf die Wasserrutsche. Die beiden haben viel Spaß, sich beim Rutschen und Toben fotografieren zu lassen.
Später gibt es Eier mit Speck und echte Kartoffeln und einmal mehr freue ich mich, dass wir diese tolle Pfanne in unserer Reiseküche haben!
Bei einer ausgedehnten Partie Phase Zehn findet der Tag seinen Ausklang.



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Freitag, 23.07.2010

Karte Tagesetappe


Um kurz vor neun stehen wir auf. Zum Frühstück gibt es heute mal zur Abwechslung einen großen Topf Jogurt mit Obst.
Die Kinder vergnügen sich später noch eine Weile am Strand, während ich am Zelt ein wenig meine Notizen pflege und meinen Tagebuchbericht auf den neusten Stand bringe.
Da wir für die heutige Etappe nur dreißig Kilometer geplant haben, lassen wir es gemütlich angehen und fahren erst am Mittag los.
An einer Brücke in Voerså machen wir Halt, um einen weiteren Cache zu suchen. Es dauert nicht lange, da haben die inzwischen ja wirklich Cache-erfahrenen Kinder ihn auch schon gefunden.
Unterhalb der Brücke, an einem kleinen Gewässer lockt idyllisch gelegen ein Café, wo wir uns ein Eis gönnen. Weil der Tag so schön ist, fassen wir den Entschluss, doch noch weiter zu fahren, als eigentlich geplant. Neues Tagesziel soll der Ort Hals sein.
Zwar haben wir es auch heute wieder mit relativ viel befahrener Autostraße zu tun, doch ebenso oft ist uns wieder Meerblick gegönnt. Herrliche Düfte umwehen uns, es riecht nach Salz, nach Kamille, nach Getreide - nach herrlichem Sommer! Mir fällt schon seit Tagen auf, dass es hier oben im Norden so gut wie keine deutschen Touristen mehr gibt, vielmehr dominieren im Straßenbild und auf den Campingplätzen die Gäste norwegischer Herkunft.
Die Zeit unterwegs vertreiben wir uns mit den noch immer beliebten Spielen Tiere raten, Blubb oder heute auch einmal Personen raten.
Heute gibt es keinen Pool am Campingplatz, dafür mal wieder Ziegen, bei denen sich die Kinder aber nicht soo lange aufhalten. Wir unternehmen noch einen Ausflug an den Strand, der durch einen breiten Schilfgürtel von uns getrennt liegt. Beim Bad im Meer legt Johanna sich mit einer Feuerqualle an, was sie den ganzen Abend noch quält.
Zum Abendessen gibt's Nudeln mit Pesto und anschließend eine Partie Phase 10.



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Samstag, 24.07.2010

Karte Tagesetappe


Wieder stehen wir gegen neun Uhr auf, ich hole als erstes den Kamera-Akku aus dem Sanitärgebäude ab, wo ich ihn über Nacht am Stromnetz hatte.
Der Himmel ist finster, es ist bewölkt und doch heiß. Wird es Regen geben?
Am Campingplatz findet ein Flohmarkt statt, welchen die Mädels nach dem Frühstück aufsuchen, während ich die letzten Abbauarbeiten an den Zelten übernehme und mich anschließend noch ein Viertelstündchen auf meine Isomatte fläze. Bald kommen dann die Damen und präsentieren ihre Einkäufe: Toni freut sich über dänische Diddl-Blöcke, spezielle Serien, die es in Deutschland nicht gibt… und Johanna nennt nun einen björkvin-Pulli ihr Eigen.
Unser Tagesziel heißt Øster Hurup in nur dreißig Kilometern Entfernung. Um dort einen Wunschcampingplatz der Kinder zu erreichen, verlassen wir für einige Kilometer die offizielle NSCR-Route, den Radwanderweg Nr. 5 (hier im Osten ist es die Nr. 5, an der Westküste hieß er Nr. 1) und fahren ein Stück entlang der Hauptstraße. Auf dem Weg finden wir zwei Caches in Dokkedal, ein paar Regentropfen fallen, wir überqueren zum zweiten Mal in diesem Urlaub den Limfjorden, schlappe 10 € kostet uns die Überfahrt von ein paar Minuten Dauer…

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Seit vier Jahren sind wir mehr oder weniger nach Norden geradelt, nun haben wir für kurze Zeit die Richtung geändert: es geht südwärts voran.


Teilweise ist die Hauptstraße ziemlich nervtötend, da es keinen Radweg gibt und relativ viel Verkehr herrscht. Die Kinder fahren aber sehr diszipliniert und sausen spurtreu mit über zwanzig Sachen vom Rückenwind getrieben dahin, während sie die ganze Zeit Ratespiele spielen. Bin aufrichtig froh, als wir das überlebt haben und bereits um 14:00 den Campingplatz erreichen.
Exakt fünfzehn Minuten später stehen die Zelte, sind komplett eingeräumt, die Räder abgeschlossen und ich auf dem Weg zur Dusche.
Claudia kümmert sich mal wieder um ein, zwei Waschmaschinen.
Später trennen wir uns für ein Weilchen, die Mädels wollen "Shoppen" auf der kleinen Touristenmeile im Ort, während ich einen Spaziergang an den Hafen unternehme. Ich schaue aufs Meer, auf die Küste und die gelungene Architektur der Einfamilienhäuser am Hafen, ärgere mich ein wenig, dass es hier in Dänemark keine "Fischbrötchenkultur" gibt - an bislang keinem Ort hatte ich die Möglichkeit, mir mal ein solches zu kaufen. An den Häfen gibt es immer nur Frittenbuden, die das übliche Fastfood anbieten, aber niemals Fischbrötchen. Ich werde tatsächlich warten müssen, bis ich in ein paar Wochen in Hörnum sein werde…
Ich kaufe mir auf dem Rückweg eine Packung Schokokekse und koche mir Tee am Zelt, um mich dann ein wenig meinem Schreibkram zuzuwenden. Statistik, Koordinaten-SMS. Das übliche.
Lange dauert es nicht, da kommen die Kinder mit Claudia auch schon wieder, schnappen sich auch einen Keks und düsen ab in den Pool - bleiben dort aber nicht besonders lange, da das Wasser wohl relativ kalt ist.
Wir machen Pfannkuchen für die Kinder, was von einem benachbarten Kleinkind neidisch beäugt wird, und für Claudia und mich Chili mit Brot.
Es folgt eine lange Partie Phase 10, ich spiele ganz furchtbar… Kühl wird es am Abend und man merkt inzwischen deutlich, dass es schon wieder früher dunkel wird.



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Sonntag, 25.07.2010

Karte Tagesetappe


Ein weiterer sonniger Sommertag - was haben wir für ein Glück in diesem Jahr! Zum Frühstück gibt es Blaubeeren mit isländischem Skyr, den Claudia gestern beim Einkauf entdeckt hat und welchen sie mir zur Freude sogleich eingepackt hat.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Frühstück mit isländischem Skyr und frischen Blaubeeren!


Wir kommen früh los: um halb elf bereits treten wir wieder in die Pedale und erfreuen uns heute zumeist toller, autofreier Radwege. Sogar der Wind kommt von hinten, es könnte kaum besser sein. Die Landschaft gibt sich hügelig, sie erinnert mich an Angeln (jenen Landesteil Schleswig-Holsteins, welcher sich zwischen Flensburger Förde und Schlei erstreckt). Die Gewässer Mariagerfjord und Rangers Fjord könnten auch die Schlei sein und speziell der Fährort Udbyhøss erinnert mich stark an Schleimünde. Unweigerlich denke ich, was für ein schönes Paddelrevier das hier auch ist! Neulich schon hatte ich im Kopf, dass es eine prima Tour sein könnte, von der Nordsee durch den Limfjorden bis zum Kattegat zu paddeln (…und dann nach Kiel…).
Johanna fährt flott, oft muss ich sie bremsen, damit sie nicht zu weit vorweg fährt. Wie selbstverständlich und scheinbar mühelos kraxelt sie all die kleinen Hügel hinauf. Toni nimmt einige Passagen schiebend aber auch völlig ohne zu murren.
Hier an der Ostküste liegen nur wenige Caches versteckt, nur zwei können wir heute mitnehmen. Von der Landschaft bin ich absolut begeistert. Während wir am späten Nachmittag auf unseren Zielcampingplatz zusteuern, spiele ich mal wieder mit Johanna Personenraten. Sie hat eine echt harte Nuss zu knacken: sie soll sich selber raten, was ihr sehr lange Zeit nicht gelingt und sie zwischenzeitig in echte Irritation versetzt: "…also ich kenne die Person. O.k.. Sie war auf meinem Geburtstag… "."Ja.", "Aber ich habe sie nicht eingeladen - hä?!". Wir amüsieren uns köstlich.

Heute Abend gibt es Reis mit asiatischer Süß-Sauer-Fertigsoße. Die Kinder verbringen den Abend bis 22:00 auf dem Spielplatz, danach folgt noch eine Partie Kniffel.
Später im Bett liest Claudia, wie fast jeden Abend, während ich ein großes Kreuzworträtsel in der Mopo fast vollständig löse. Claudia hatte diese Zeitung heute gekauft, um sich über das Loveparade-Drama in Duisburg zu informieren - bei einer Massenpanik sind dort zahlreiche Jugendliche zu Tode gekommen.
Mit geringem Interesse nehme ich Informationen zur Tour de France zur Kenntnis.



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Montag, 26.07.2010

Karte Tagesetappe


Abermals begrüßt uns ein wolkenloser Morgen - man, ist das klasse. Oft denke ich immer noch an den zurückliegenden Horrorwinter mit all dem Scheißschnee zurück und freue mich dann umso mehr!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Der Reisedokumentar pflegt seine Statistiken
(...durchaus manchmal zur Erheiterung der restlichen Crew...)


Wir sind wieder recht früh auf den Beinen und lassen uns Zeit, da auch heute wieder eine relativ kurze Etappe auf dem Plan steht.
Nach dem Frühstück, die Kinder sind erst auf dem Spielplatz und später noch mal im Pool, spreche ich mal wieder mit Claudia über den Urlaub. Die Gedanken richten sich schon auf das kommende Jahr - Norwegen ist in Sicht! Norwegen, das klingt magisch!
Wir ziehen in Betracht, uns mal zu erkundigen, ob es auch in Norwegen und Schweden solche Ultra-Low-Budget-Campingplätze gibt, wie in Dänemark ("Overnatning i det Fri"), um dann eventuell mal solche Übernachtungen einzustreuen. Zum einen nämlich ist festzustellen, dass die Übernachtungskosten in diesem Jahr auffällig hoch sind und zum anderen bemerken wir, dass den Kindern von Tag zu Tag diese Edelcampingplätze selbstverständlicher werden und ihnen ein wenig die Wertschätzung dafür abhanden kommt - was man ihnen ja noch nicht einmal verübeln kann.

Bevor wir um die Mittagszeit abfahren, vergnüge ich mich noch mit den Kindern auf der riesigen Hüpfburg, die es hier auch, wie fast auf jedem Zeltplatz gibt.
Die Landschaft, durch welche wir heute radeln, ist wieder wellig, ländlich geprägt und oft in Wassernähe geführt. Nach wenigen Kilometern in Bønnerup gibt es eine erste Eispause. Das GPS zeigt in der Nähe zwei Caches, die aber nicht ganz auf unserer Route liegen. Wir entscheiden uns, den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und mal wieder für ein paar Kilometer vom Original-NSCR-Track abzuweichen. Zur Belohnung entdecken wir ein idyllisches kleines Schloss, in dessen Parkanlage wir abermals pausieren.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Sostrup Slot

Sostrup Slot, ein kleines Schloss,
welches wir im Rahmen einer Geocache-Suche entdecken




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Sommerliches Radreiseidyll




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

Wir steuern weiterhin nach Süden




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark

An der Ostküste Jütlands heißt der Nordseeküstenradweg "Nummer 5".
Grenaa ist bereits ausgeschildert, das heißt, bald werden wir das
schöne Dänemark verlassen


Kurz vor Erreichen des Campingplatzes am späteren Nachmittag finden wir zwei weitere Caches.
Als wir unsere Zelte aufbauen, wundern wir uns ein wenig über die Unverfrorenheit eines Rentners, welcher in hundert Metern Abstand in seinem Vorzelt steht und uns völlig schmerzfrei die ganze Zeit anglotzt. Nicht einmal, als ich bewusst zurückstiere und ihm sogar zuwinke, ändert er sein aufdringlich-lästiges Verhalten.
Während später die Kinder sich mal wieder im Pool tummeln, unternehme ich mit Claudia eine kurze Sightseeing-Ausflugsfahrt zum nahe gelegenen Leuchtturm.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Fornaes Fyr

Fornaes Fyr, ein weiterer Leuchtturm in der Sammlung


Reichlich genervt stelle ich auf der kleinen Runde fest, dass an meinem ach so tollen Velotraum mal wieder eine Speiche gebrochen ist… Mann, was hatte ich mit dem Rad schon einen Ärger. Und nun kann ich nur hoffen, dass ich morgen in Grenå ein Fahrradgeschäft finde und dass dieses dann auch noch das etwas exotische Speichenformat bevorratet, welches ich benötige; Ersatzspeichen habe ich nämlich leider nicht im Gepäck.
Zum Abendessen gibt's mal wieder Hotdogs.



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Dienstag, 27.07.2010

Karte Tagesetappe


So, heute ist ein besonderer Tag: wir werden Schweden erreichen! Das heißt, wir werden zum dritten Mal auf der Nordseeküsten-Radreise eine Staatsgrenze überschreiten, wir werden das vierte Land auf der Tour berühren und mit der schwedischen Schärenküste eine ganz neue Landschaftsform kennen lernen.
Doch erst einmal steht im Vordergrund, dass mein Fahrrad wieder flott gemacht werden muss, sonst geht es nirgendwo hin…
Somit machen wir uns früh auf den Weg, um auf jeden Fall genug Zeit zu haben, um in Grenå ein Fahrradgeschäft zu finden. Und so rollen wir nun die letzten der insgesamt etwa 850 Kilometer durch dieses nette Dänemark. Claudia artikuliert mehrfach, wie schade sie es findet, dass das sympathische Land schon vorbei ist… Ich kann ihr da nur beipflichten.
Grenå ist sehr übersichtlich und schon beim Einrollen entdecke ich in der kleinen Einkaufsstraße ein Fahrradgeschäft. Der freundliche Inhaber verschwindet eine ganze Weile in seinem Lager und kommt dann mit ein paar passenden Speichen wieder hervor - klasse. Wenig später, während wir am Fähranleger warten und die Mädels ihre letzten Postkarten schreiben, erledige ich problemlos den Einbau, sollte dann auch für den Rest der Tour meine Ruhe haben.
Wir haben noch immer viel Zeit, so dass ich mich mit den Mädels auf eine kleine Cachetour begebe - ganz in der Nähe des Hafens gibt es einige zu finden.
Schließlich sehen wir, wie die große Fähre sich nähert und machen uns dann auf den Weg zu unseren Rädern.
Als es ans Boarding geht, dürfen wir als erste in den großen Rumpf einrollen - die Mädels finden das total klasse, klatschen sich mit den Händen ab. Schnell sind die Räder am dafür vorgesehenen Platz verzurrt und wir gehen ans Oberdeck - wo wir auch noch eine ganze Weile alleine sind.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Dänemark, Grenaa

Grenaa ist erreicht, eine Fähre der Reederei StenaLine wird uns ins schwedische Varberg bringen.


Herrlich unkompliziert, so eine Fährreise, wenn ich da so an diese olle Fliegerei denke. Viereinhalb Stunden dauert unsere Überfahrt. Die Mädels sind fast die ganze Zeit auf dem Fährschiff unterwegs, scheinen sich nicht zu langweilen, nicht ein einziger Kommentar war zu hören, dass die Fahrt zu lange dauert. Zwischendurch kniffeln wir mal, ich lese viel im Reiseführer, wir passieren die kleine Insel Anholt und irgendwann taucht im Dunst am Horizont die schwedische Küste auf. Ich habe es kommen sehen… das Navi trackt die ganze Route…
Der Zielort Varberg sieht gar nicht so klein aus, bei der Einfahrt in den Hafen gibt es viel zu sehen. So nett es war, auf die Fähre hinaufzufahren, so nervig ist nun das Verlassen: die Radler sind die letzen, die von Bord dürfen und so sind wir eine ganze Weile den Abgaswolken der Autos und LKW ausgesetzt…
Natürlich müssen wir zunächst das obligatorische Grenzübertrittsfoto machen, bevor wir uns in den quirligen Ort begeben, um uns erst einmal zu orientieren. Wir posieren vor dem schwedischen Grenzschild, während um uns herum allmählich der Verkehr abebbt, als die letzten Fahrzeuge das Fährgelände verlassen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden, Varberg

Kaum sind wir von der Fähre heruntergerollt, stoßen wir auf das erste Schild "unseres" Weges. Im Verlauf wird sich allerdings zeigen, dass der schwedische Abschnitt des NSCR der mit Abstand am schlechtesten beschilderte ist...


Im Ort steuern wir dann dann die Touristeninformation an, wo Claudia einen Haufen Informationsmaterial organisiert, ich hole in der Zwischenzeit schwedisches Geld von der Bank und staune über die ganzen alten Ami-Schlitten, die hier durch das sommerliche Städtchen cruisen.
Während die Mädels dann im nahen Supermarkt einen Großeinkauf tätigen und ich wie so oft die Räder bewache, spricht mich zunächst ein sympathischer Mountainbiker aus Göteborg an, der sich nach unserer Reise erkundigt und das sogleich zum Anlass nimmt, mir von einer seiner Radtouren in Spanien zu berichten. Kaum ist er nach freundlicher Verabschiedung davon gefahren, taucht ein anderer Typ auf, reichlich angetrunken, etwas durchgeknallt aber dabei sehr freundlich. Auch ihn interessiert mein "Woher und Wohin", er ist ganz begeistert, schwärmt mir dann - etwas lallend - von Göteborg vor und gibt mir Tipps, was ich mir unbedingt ansehen muss…

Zum Campingplatz sind es nur fünf Kilometer, wir finden ihn problemlos, sind allerdings etwas enttäuscht, als uns die freundliche junge Dame an der Rezeption mitteilt, dass der Platz ausgebucht ist, wir leider keine Aufnahme finden können.
Wir stehen vor dem Rezeptionsgebäude und während wir etwas genervt (…ich denke, zwei kleine Zelte kann man doch immer irgendwo unterbringen...) aber von Pragmatismus getragen unter Zuhilfenahme des uns zur Verfügung stehenden Informationsmaterials nach Alternativideen suchen (was nicht gut aussieht, es ist relativ spät am Tag und der nächste Campingplatz ist ziemlich weit weg…), kommt die junge Dame noch einmal zu uns heraus und sagt: "…maybe I have a solution for your problem…". Sie bietet uns einen (angeblich soeben abgesagten) Platz an, der zwar ein regulärer Wohnwagen- und kein ausgewiesener Zelt-Platz und somit etwas teurer aber frei und verfügbar ist. Mit 350 SEK, was knapp vierzig Euro entspricht, ist das immer noch unter dem durchschnittlichen Niveau dessen, was wir in Dänemark berappen mussten. Natürlich nehmen wir das Angebot an und checken ein.
Der Platz ist wirklich ziemlich voll, es tobt das Leben, ein einziges Gewusel! Aber wir müssen nicht noch dreißig Kilometer radeln, sondern können unsere Zelte aufstellen, einen Spaziergang zur nahen Küste unternehmen, uns über die Felsen der traumhaft schönen Felsenküste freuen und schließlich den Grill anwerfen.



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Mittwoch, 28.07.2010

Karte Tagesetappe


Zum Frühstück holen wir uns auch heute wie immer Brötchen, es ist zu vermerken, dass diese hier etwas günstiger sind, als zuvor in Dänemark (dort zahlten wir pro Frühstück ab 5,50€ aufwärts, hier sind es heute "nur" 4,90€).
Einpacken, kurzer Stopp am Campingplatz-Supermarkt, um Äpfel zu kaufen und dann geht es los.
Nachdem sich Dänemark im vergangenen Jahr zu unserer Begrüßung ja etwas schroff zeigte - man erinnere sich, wir fanden schlechte Wege und Regen vor - hält Schweden einen grandiosen Empfang für uns bereit: die Sonne scheint, der Weg ist exzellent, die Beschilderung so üppig, dass man es fast für übertrieben halten mag; bisweilen finden sich alle zwanzig Meter Hinweisschilder. Diese zeigen zwar nur höchst selten das "offizielle" NSCR-Logo, sondern sind hier benannt mit "Ginstleden / Cykelspåret", was natürlich nichts macht. Nur zu Beginn des Tages haben wir wenige Kilometer entlang einer quirligen Autostraße zu fahren, danach führen uns kleine gut asphaltierte Wege durch ein sommerlich lichtdurchflutetes Bullerbü-Idyll.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden

Skandinavischer Sommer


Oft ist der Weg am Meer geführt, Seeluft weht uns um die Nase - Zeit für das traditionelle gemeinsame: "Hääärrrrlich!!!". All die Felsen der Schärenküste sind noch so neu und damit ein Stück weit exotisch - sie erfreuen mein Auge… Wenn wir im nächsten Jahr knapp tausend Kilometer weiter Kristiansand in Norwegen erreicht haben werden, dann ist es bestimmt das Normalste von der Welt geworden. Heute aber genieße ich das Bild, welches sich mir bietet, lasse den Blick schweifen, erfreue mich an dem kleinen Besonderen.
Aufrichtig ist der Genuss dieser Fahrt, grenzenlos meine Begeisterung für das Familien-NSCR-Projekt, das kann ich mit fester Überzeugung und voller Inbrunst behaupten. Doch daneben ist etwas in mir, was mich in die Wildnis zieht, fort von der Zivilisation, fort von touristisch erschlossenen Küsten (ohne Frage, perfekt für die Reise mit den Kinder, aber eben auch menschengefüllt, teuer und unruhig).
Ich nehme einen Drang nach dem Norden in mir wahr, wenn ich daran denke, dass dieses Schweden, dessen Zipfel wir nun berühren, sich bald zweitausend Kilometer weiter in Richtung Norden erstreckt! Das wilde Fjell, Ödnis, raue Natur - und erst Norwegen! Ich wünsche, ich bleibe noch lange bei entsprechender Gesundheit, dass ich das alles noch erradeln, erwandern, erpaddeln kann…
Oft zoome ich in diesen Tagen auf der Karte in meinem GPS herum, ersinne Touren ans Nordkapp - von Deutschland über das Baltikum, die Ostküste Finnlands hoch, Schweden wieder runter, Stockholm, im Sommer hoch ans Nordkap, im Herbst die norwegische Küste wieder nach Süden… Träume!

Bei einem weiteren Cache-Stopp klettern wir über die Felsen am Wegesrand, ich stolpere und schlage die Ricoh-Kamera auf einen Felsblock, wobei die Objektivummantelung Schaden nimmt - ärgerlich. Immerhin bleibt die Funktionalität an sich erhalten, nur die Wasserdichtigkeit dürfte zurzeit nicht gegeben sein…

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden

Die Kinder sind besonders begeistert von den vielen Felsen,
die es auf einmal zu sehen gibt - das kannten sie bis dahin noch nicht


Ein kleines Stück südlich des Zielortes Åsa halten wir an einer Badebucht, die ein paar hundert Meter vom Radweg entfernt liegt. Ich nehme auf einer Bank Platz und blicke in die Sonne, während Claudia und die Mädels hinunter spazieren. Das Meer funkelt im Gegenlicht - ein Anblick, der mich immer aufs höchste erfreut - und ich komme nicht umhin, mich ans Mittelmeer erinnert zu fühlen; diese Bucht könnte auch in Griechenland sein… Aber es spielen auch Erinnerungen an die Côte d'Azur und an Schottland mit hinein…

Ein kurzes Stück noch, dann erreichen wir Åsa. Der Campingplatz wird an seiner Zufahrt durch einen Posten "bewacht" - ein freundlicher Herr in Warnweste, der uns mitteilt, dass der Platz eigentlich ausgebucht ist, es nur noch eine Stellmöglichkeit für zwei kleine Zelte gibt - was für ein Glück!
Schnell stehen die Zelte und wir machen uns auf den Weg zum nahen Strand - natürlich felsgesäumt - wo wir uns in die Sonne fläzen. Die Damen im Team lassen es sich nicht nehmen, auf ein Bad ins Meer zu springen.

Am Abend gibt es Kartoffelpüree, Würstchen und Salat, später eine Partie Schwarzer Peter und als die Mädels im Bett sind, machen Claudia und ich uns noch mal für ein Stündchen auf den Weg an den Strand, um bei einer Tasse Tee auf das Meer zu blicken. Irgendwann vertreiben uns dann die Mücken…



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Donnerstag, 29.07.2010


Leichter Regen prasselt auf das Zeltdach, als wir uns relativ spät am Morgen aus den Schlafsäcken pellen. Die Kinder sind wohl schon eine ganze Weile wach, wir hören sie, wie sie nebenan in ihrem Zelt Phase 10 spielen. Auch nach dem Frühstück verkrümeln sie sich direkt wieder dorthin und beschäftigen sich miteinander, so liest Johanna zum Beispiel ewig lange aus einem Buch vor. Sie können ja soo nett zueinander sein!
Ich schreibe ein wenig, mache den Sanitäranlagenschlüssel vom Vor-Campingplatz versandfertig - hatte ihn versehentlich am Abreisetag nicht abgegeben, nun soll er auf dem Postwege zurückgelangen. Ich trinke Tee, spiele eine Partie Kniffel mit Claudia, während die Kinder es vorziehen, in ihrem Zelt zu bleiben.
Das Wetter berappelt sich nicht, eher nimmt der Regen noch an Intensität zu. So verkneife ich mir auch eine 100km-Soloradtour ins Landesinnere, den ich mir für den heutigen Tag eigentlich vorgenommen hatte. Wir überlegen eine Weile, was wir nun machen an diesem trostlosen Tag und entscheiden uns schließlich für einen Ausflug per Bus nach Kungsbacka. Der Ort ist im Reiseführer nett beschrieben - stellt sich in der Realität aber als schmucklos, unspektakulär und ein wenig heruntergekommen dar. Insgesamt bietet das Städtchen ein trostloses Bild - das nasse Wetter trägt seinen Teil dazu bei…
Eine ganze Weile halten wir uns in einer Shopping-Mall auf, womit ich nicht ganz so viel anfangen kann, naja, immerhin ist es warm und trocken. Bevor wir etwas enttäuscht die Rückfahrt zum Campingplatz antreten, gönnen wir uns noch einen Burger bei McDonalds - sehr zur Freude der lieben Kleinen…

Am Abend nutzen wir das Aufenthalts- und Küchengebäude zur Zubereitung und zum Verzehr unserer abendlichen Mahlzeit - es gibt Köttbullar - bevor wir uns dann ins Zelt zurückziehen, um dort noch 1 ½ Stunden Phase 10 mit den Mädels zu spielen.
Währenddessen nimmt der Regen massiv zu und auch der Wind frischt merklich auf…



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Freitag, 30.07.2010

Karte Tagesetappe


In der Nacht nimmt das Ganze regelrecht unwetterartige Formen an, der Sturm zerrt an unseren Zelten, Regen peitscht auf die Planen. Ich schlafe dennoch gut, muss am Morgen feststellen, dass sich am Wetter leider nichts geändert hat. Nun gibt es aber keinen Aufschub mehr, wir müssen heute nach Göteborg fahren, um morgen unsere Fähre nach Kiel zu erreichen. Wir quartieren die Kinder aus, sie spielen im Aufenthaltsraum Kniffel, während wir in Regenzeug die Zelte einholen und die Räder reisefertig machen. Um halb zehn rollen wir in eine nasse Etappe.
Der Wind weht mit unverminderter Heftigkeit aus Südwest, peitscht den Regen über das Land - wir staunen mal wieder über die Superlaune der Kinder (keine Ironie!), die sich freuen, wie flott sie mit dem Rückenwind voran kommen, der Regen scheint Nebensache.
In Kungsbacka machen wir kurz Halt und unter Vortäuschung eines Bankbesuchs verschwindet Claudia kurz in der Einkaufstraße, um (schon mit Blick auf Tonis Geburtstag) aus dem Schreibwarengeschäft ein schwedisches (=seltenes, exotisches) Diddl-Heft zu erwerben. Ich warte so lange mit den Mädels unter einer Überdachung und blicke in das quirlige Treiben der kleinen Stadt, esse ein Brötchen.
Ein ganzes Stück müssen wir dann dem Verlauf der Hauptstrasse folgen, der Autolärm nervt mich nicht unerheblich. Ab Kilometer 30 wird es besser, der NSCR wird nun wieder über kleine Wege und Nebenstraßen geführt, zum Teil direkt am Meer. Regen ohne Unterlass, wir sind alle nass bis auf die Haut und die Kinder sind gut gelaunt - toll!
Wir nähern uns nun Göteborg, die Sicht ist eingedenk des trüben Wetters schlecht, aber ein bisschen können wir schon sehen von der tollen Felsenküste. Bis hier erstrecken sich die Nobelvororte der Stadt, wir fahren an zahllosen prunkvollen Villen vorbei. Die Beschilderung des Weges ist auch in Göteborg prima, die Streckenführung verkehrsarm.
Wir steuern einen Campingplatz an, den wir dann um halb vier erreichen - und der in weiten Teilen unter Wasser steht. Claudia überredet mich, einer (wie ich finde unnötig teuren) Hüttenübernachtung zuzustimmen - obschon es durchaus Wiesen gibt, die einigermaßen trocken liegen. Nun ja.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden, Göteborg

Wir erreichen Göteborg. Nach zwei Tagen mit kräftigem Regen stehen Teile der Stadt unter Wasser - die Kinder haben ihren Spaß! Ich lasse mich von meinen Mädels überreden, heute mal nicht die Zelte aufzustellen...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden, Göteborg

...und so gönnen wir uns diese kleine Hütte.


Wir breiten uns in der kleinen Behausung aus, versuchen, unsere patschnassen Sachen wenigstens teilweise wieder zu trocknen, was so leidlich gelingt; es gibt einfach nicht genug Leinenkapazität. Eine warme Dusche tut gut, wir kniffeln mit den Kindern, später unternehmen die Mädels einen kleinen Spaziergang zum Campingplatzsupermarkt, amüsieren sich dabei über das viele Wasser, machen Bilder, wie sie durch die überschwemmten Wege waten…



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Samstag, 31.07.2010


Der letzte Tag der Reise bricht an, kein Regen fällt, hurra! Da unsere Fähre erst am Abend abfährt, sieht unser Plan vor, dass wir uns heute ein wenig die Stadt Göteborg ansehen, noch den einen oder anderen Cache suchen, die Travelbugs aussetzen.
Leider ist Johanna schon am Morgen von heftigen Bauchschmerzen geplagt, die sie wirklich quälen - sie ist ja sonst eher hart im Nehmen, wir wissen, dass wir es ernst nehmen müssen. Da der Zustand über Stunden persistiert, sind wir wirklich ein wenig in Sorge - insbesondere, da wir in der Nacht auf einem Schiff mitten auf dem Meer sein werden, im Zweifel kein Krankenhaus weit und breit sein wird!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden, Göteborg

Am nächsten Tag scheint immerhin wieder die Sonne! Für uns endet heute die Reise, wir machen uns auf den Weg vom Campingplatz zum Fähranleger.




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden, Göteborg

Göteborg


Mit somit etwas gedämpfter Stimmung rollen wir langsam vom Campingplatz in die Stadt, hoffen, dass es bald mal besser wird, aber eher das Gegenteil ist der Fall. In der schmucken Innenstadt angelangt suchen wir uns einen Platz, wo wir die Räder abstellen und Claudia und Johanna auf einer Bank Platz nehmen. Ich drehe mit Toni eine kleine Cache-Runde.
Joes Zustand bessert sich nicht, so dass wir dann beschließen, keine weiteren Aktivitäten vorzunehmen und zum Fährterminal zu fahren. Auf dem Weg erledigen wir noch einen kleinen Großeinkauf, um auf der Fährfahrt nicht zu verhungern.
Am Terminal finden wir eine Sitzgelegenheit vor, wo wir uns ausbreiten können. Das Wetter bleibt mild und trocken. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da sind die Bauchschmerzen schlagartig verschwunden - saß nur ein Pups quer?! Prima.
Wir sind sehr erleichtert, müssen uns nicht weiter mit der Frage beschäftigen, ob es nicht doch Sinn macht, in die hiesige Klinik zu fahren, solange wir noch am Festland sind…
Der Nachmittag vergeht mit Spielen, Schreiben, Cache-Suchen (Travelbug-Aussetzen!) und Kuchenessen ziemlich schnell, irgendwann kommt die Stena in den Hafen gefahren - ein vertrauter Anblick aus dem Kieler Stadtbild…
Ein paar Tropfen Regen fallen, während wir darauf warten, dass wir endlich auf die Fähre rollen dürfen. Schließlich ist es soweit.
Wir benötigen eine Weile, bis wir unsere Kabine gefunden haben, wo wir dann unser Handgepäck abladen und uns dann schnell auf den Weg ans Oberdeck machen. Für die Kinder wird auf der Fähre ein Beschäftigungsprogramm angeboten einschließlich einer Rallye über den Kahn - was dazu führt, dass a) wir die Mädels in den ersten Stunden kaum zu Gesicht bekommen, sie sich b) nach kürzesteter Zeit bestens auskennen auf der Fähre und c) dass sie vom Auslaufen aus Göteborg quasi nichts mitbekommen…
Nicht so Claudia und ich. Bei regelrecht herbstlichen Verhältnissen schiebt sich der Kahn aus der Stadt hinaus, vorbei an Tankanlagen, Industriegebieten, Hafenstrukturen, vielen großen Schiffen… und dann hinaus in eine trübe erscheinende Schärenlandschaft. Ein kräftiger Wind pustet an Deck und macht es ziemlich ungemütlich, so dass nach kurzer Zeit nur noch wenige andere Fahrgäste dort oben sind, man zieht sich zurück ins Warme… Wir harren noch eine ganze Weile aus, bevor wir dann auch ein wenig das Innere der Fähre erkunden. Zwischendurch treffen wir immer mal wieder Antonia und Johanna, die durch das Animationsprogramm bereits Kontakte geknüpft haben und es insgesamt ziemlich toll und spannend finden, durch das Schiff zu geistern.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Schweden

Am späten Nachmittag verlassen wir die Stadt, passieren die Schärenküste und kommen auch an dieser kleinen Insel vorbei.


Die Nacht bricht heran, immer mal wieder gehe ich hinauf ans Oberdeck, lasse mir den Wind um die Nase pfeifen, blicke in die Finsternis auf das schwarze Meer hinaus… Die dänische Inselwelt werden wir leider mitten in der Nacht erreichen und somit nichts davon mitbekommen…
Es ist spät, als wir schließlich unsere kleine aber recht komfortable Kabine aufsuchen und dann tief im Inneren der Fähre Schlaf finden…



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Sonntag, 01.08.2010


Rechtzeitig vor dem Einlaufen in die Kieler Bucht haben wir den Wecker gestellt, eigentlich viel zu früh, aber wann erreicht man Kiel schon mal von der Seeseite aus - und das an einem so wundervollen sonnigen Morgen! Als wir an Deck treten, weht ein frischer Wind, kaum Wolken sind am Himmel, die Sonne blendet und das Meer funkelt - wunderbar!
Auch wenn ein bisschen Wehmut da ist, weil die Reise nun schon wieder vorüber ist, so muss ich doch sagen, dass dies ein gebührender Abschluss für die Tour ist.
Bald kommt Laboe in Sicht und schon sind wir wieder in vertrauter Umgebung. Nun lebe ich seit zwanzig Jahren in Kiel - wie oft habe ich schon am Hindenburgufer gestanden und die Menschen beneidet, die da hoch oben auf den großen Fähren stehen und eine Reise vor- oder hinter sich haben… Heute endlich bin ich mal einer von den Glücklichen! Die Perspektive ist ob der Höhe des Schiffes ungewöhnlich, ich genieße das.
Und auch wenn ich es schon hundertmal geschrieben habe, das Reisen mit einer Fähre ist doch das beste; kaum angekommen am Anleger in der Innenstadt, die geöffnete Klappe gibt den Blick frei auf den Rathausturm und den alten Bootshafen, können wir hinausrollen in die Stadt, die sich an diesem frühen Sonntagmorgen noch still gibt.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Kiel

Einlaufen der Stena in den Kieler Hafen.


Schon komisch, da nun ein paar der Wege zu fahren, die sonst unseren Alltag bestimmen. Heute jedoch fahren wir hier "in besonderer Mission", noch ist es Teil der Urlaubsreise, Teil des NSCR-Projekts. Die Bergstraße hinauf, Gutenbergstraße… und schwupps, da erreichen wir auch schon wieder unser Haus in Kronshagen. Hinter der alten Holztür erwartet uns ein verwilderter Garten, wir machen zwei Abschlussgruppenfotos vor der Garage: Version 1: traurige Gesichter, weil die Tour nun vorbei ist, Version 2: lachende Gesichter, weil die Tour wieder einmal so toll war! Das Wetter erlaubt ein Frühstück im Garten, bevor wir uns den Rest des Tages mit der Nachbereitung der Tour beschäftigen.
Für die Kinder folgt ab morgen eine Woche mit den Großeltern auf Sylt und danach noch eine Woche auf Helgoland - haben die das gut! Für uns geht bald der Arbeitsalltag wieder los. Und schon heute ist da die Vorfreude auf den Moment, da wir im Sommer 2011 vom Hof rollen, um am Abend die Stena zu erreichen und nach Göteborg zurückzukehren, um weitere Kilometer auf dem großartigen Nordseeküstenradweg zu entdecken…



Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route

Hier geht es zum Bericht des Folgejahres (2011)




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