Auswahl nach Land
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2008
Nordseeküstenradweg / North Sea Cyle Route
Niederlande, Deutschland
Wir erreichen das zweite Land auf unserem Weg nach Norden
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Sonntag, 10.08.2008
Der lange und von allen Familienmitgliedern mit Freude erwartete Fahrradurlaub Nordseeküstenradweg Teil II soll heute beginnen.
Meine Partnerin muss heute Vormittag noch arbeiten und ich stehe um sieben Uhr auf, da ich vor der Abreise noch einen Triathlon zu bestreiten gedenke.
Um viertel vor neun bin ich mit einigen anderen Athleten in der Kieler Innenstadt an der Hörnbrücke verabredet. Die Kinder wollte ich eigentlich mitnehmen, sie hätten möglicherweise Spaß gehabt, ihren alten Vater anzufeuern. Doch zeigt der Blick aus dem Fenster übelstes Wetter: es regnet in Strömen, der Himmel ist finster und die Prognosen lassen für den Tag keine Änderung erwarten, so dass die Ladies es vorziehen, daheim zu bleiben…
Am Mittag bin ich wieder zu Hause und beginne umgehend mit den letzten Vorbereitungen für die Fahrt und schließlich mit dem Beladen des Autos. Um 16:00 kommen wir los, legen zur großen Freude unserer lieben Kleinen am Abend eine Pause bei McDonalds ein und erreichen nach passabler Fahrt um 21:00 im letzten Licht des Tages Robbenoort. Der Zeltaufbau geht routiniert vonstatten, auf den Wiesen wimmelt es zur Begeisterung der Mädels von Kaninchen... Um halb elf liegen wir in den "Betten".
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Montag, 11.08.2008
Um kurz vor acht stehen wir auf. Während meine Partnerin einkaufen geht, schraube ich die Fahrräder zusammen, welche - in ihre Einzelteile zerlegt - die Nacht im Auto verbracht haben. Ab und zu geht ein Regenschauer nieder; daran werden wir uns gewöhnen müssen, die kommenden Urlaubstage sind nicht unbedingt charakterisiert durch bestes Wetter...
Gegen zehn sind wir mit dem Frühstück fertig. Ich setze mich ins Auto und fahre nach Winsum, etwa 30 Kilometer von Robbenoort entfernt und mit einem Bahnhof versehen. Unser Plan in diesem Jahr sieht vor, auf störende Autorückholaktionen während der Tour zu verzichten und stattdessen lieber am Ende des Urlaubs einen Tag dafür zu opfern. Voraussetzung ist dafür natürlich die Erreichbarkeit unseres Wagens mit der Bahn.
Ich stelle das Auto in einer kleinen Straße in einem Wohngebiet unweit der Gleise ab und schwinge mich auf mein Rad, um zu den Mädels zurückzufahren. Diese waren in der Zwischenzeit auch fleißig und haben unser Lager abgebaut, so dass wir ohne Zeitverzug am frühen Mittag die Radreise tatsächlich beginnen können.
Die Kinder zeigen sich hoch motiviert, der Wind pustet von hinten und so kommen wir am Ende des Tages auf erstaunliche 47 Kilometer. Die Mädels hatten sich selbstständig Etappenlängen von 40-60 Kilometern vorgenommen, möchten auch mal einen Tag mit einer 100er-Etappe machen... Ich bremse sie etwas in diesem Bestreben.
Das Land ist platt, die Kinder erfreuen sich an jedem Tier am Wegesrand, ob Kuh, Schaf, Ziege, Schmetterling oder Maus...
On the road again!
Unterwegs in den Niederlanden
Am späten Nachmittag erreichen wir Uithuizen, wo wir zunächst einkaufen (natürlich auch den heiß und lange ersehnten landestypischen in Tetrapacks daherkommenden Flüssigpudding mit dem klanvollen Namen Vla; fehlen dürfen dazu selbstverständlich auch die Schokostreusel nicht!) und dann mit der freundlichen Unterstützung einer Uithuizenerin den sehr kleinen, sehr netten Campingplatz finden.
Während wir Nudeln kochen, baut neben uns eine ostdeutsche Familie mit zwei Teenagertöchtern ihre Zelte auf, ebenfalls Radreisende, ansonsten bleiben wir fast die einzigen Gäste.
Es wird mit den Diabolos gespielt und später verziehen wir uns zum Kartenspiel ins Zelt, da es draußen von Mücken nur so wimmelt.
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Dienstag, 12.08.2008
Um 7:40 wecken mich die Mädels. Noch ist es trocken, ja, es sieht gar nicht mal besonders unfreundlich aus. Ich fahre mit den beiden in den Ort, um Brötchen zu holen - wie ausgestorben sind die Gassen, hätte ich nicht erwartet, so mitten in der Woche. Gerade macht aber der Supermarkt auf, wo wir dann auch einkaufen können.
Während wir später draußen frühstücken, versucht ein junges Mädchen vom nahen Bauernhof auf der angrenzenden Wiese ihr Pony zu dressieren, was nicht sehr erfolgreich zu sein scheint...
Gemeinsam bauen wir die Zelte ab, verstauen alles in den Packtaschen. Währenddessen verfinstert sich der Himmel und pünktlich zur Abfahrt setzt recht kräftiger Regen ein. Also wühlen wir unser Regenzeug hervor und fahren hinaus ins Grau - was die gute Stimmung der Mädels aber interessanterweise nicht im Mindesten beeinträchtigt! Prima. Der Wind bläst zunächst von der Seite, bald dann aber böse von vorne.
Irgendwann macht es Zisch und ich habe einen Platten. Erfreulicherweise geschieht das in der Nähe einer Bushaltestelle, wo wir Unterschlupf finden. Und während ich die Reparatur durchführe, schlachten die Mädels eine Melone (...schön, was man auf dem Rad alles so transportieren kann...!). Wir können bald unsere Fahrt fortsetzen, ab und zu gibt es trockene Intervalle, doch als unser Weg uns erstmals direkt an die Nordsee führt, da schüttet es wie aus Eimern. Weiterhin scheint es die Kinder nicht im geringsten zu stören (...mehr als einmal verkneife ich es mir, über die Bedingungen zu klagen; muss die Kinder dann ja auch gar nicht auf die Idee bringen, sich möglicherweise über das Wetter zu beklagen...).
Kurze Pause zur Orientierung
Das Wetter meint es in diesem Jahr teilweise nicht ganz so gut mit uns...
Das schmälert allerdings nicht die gute Laune der Kinder
Wir arbeiten uns triefend nass gegen den Wind voran und erreichen irgendwann den nicht besonders hübschen, etwas größeren Küstenort Delfzijl.
Zeit für Einkäufe. Wie meistens, warte ich mit den Kindern draußen, während meine Partnerin die Besorgungen erledigt. Binnen Minuten reißt die Wolkendecke auf, der Wind pustet den Regen fort - so staunt sie nicht schlecht, als sie nach Verlassen des Supermarktes vollständig veränderte Wetterbedingungen vorfindet!
Das ist ja nett und so fahren wir die letzten Kilometer bis Termunterzijl im Sonnenschein. Johanna ist ohne Zeichen der Erschöpfung, Toni hingegen allmählich etwas k.o., was ihr nach vierzig Kilometern wohl auch zusteht... Somit ist es gut, dass wir nun einen Campingplatz erreichen.
In Termunterzijl
In Termunterzijl
Abendstimmung im Mündungsgebiet der Ems;
noch auf niederländischer Seite
Wir machen eine kleine Wattwanderung und erkunden den winzigen Ort, der Binnenhafen ist recht idyllisch gelegen, Es folgt eine kleine Fotosession, die Mädels haben beide ihre Kameras dabei und fotografieren sich gegenseitig.
Ein paar Stellplätze weiter zeltet eine andere radreisende Familie, deren Kinder im Teenager-Alter sich reichlich zickig gebaren und durch einen unglaublich unverschämten Tonfall ihren Eltern gegenüber auffallen. Amüsieren müssen wir uns allerdings über ein Warndreieck, welches der Familienvater zur Absicherung des Lagers in gewissem Abstand vor den Zelten platziert... Naja, bei dem Verkehr hier!
Mal wieder gibt es Nudeln zum Abendessen.
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Mittwoch, 13.08.2008
Um acht Uhr wache ich auf, öffne den Reißverschluss und schaue in den Himmel: vor leuchtendem Blau sausen weiße Wolken vorbei. Ich bleibe eine Weile liegen und erfreue mich des Anblicks - was ist Zelten doch schön!
Leider allerdings bringt der kräftige Wind bald Regenwolken und noch während wir draußen frühstücken, setzt Regen ein. Dieser wird sich über den Tag immer wieder mit trockenen Intervallen abwechseln.
Wir verlegen das restliche Frühstück nach drinnen. Meine Partnerin spielt dann mit den Kindern, während ich mit dem Packen beginne.
Schließlich brechen wir auf. Der Wind bleibt sehr kraftvoll und pustet meist zu unseren Ungunsten von vorne. Aber selbst der Sturm setzt der Moral der Mädels nicht zu, Toni kriegt es sogar mit dem Windschattenfahren ziemlich gut hin. Und während die Kinder den ganzen Tag ohne Anzeichen von Erschöpfung fahren, habe ich heute das Gefühl, nicht ganz fit zu sein, ganz so, als könnte da ein Infekt im Anmarsch sein.
Am frühen Nachmittag wird die niederländisch-deutsche Grenze erreicht, eine winzige Fußgängerbrücke über einen Drainagegraben. Wir machen ein "Hurra-wir-haben-die-erste-Grenze-auf-dem-Nordseeküstenradweg-erreicht"-Jubelfoto und beschließen, nun an allen Grenzen in den kommenden Jahren ein ähnliches Bild zu machen. Das waren also schon die Niederlande, schade! Von dieser kleinen Brücke trennen uns nun 907 Kilometer von der dänischen Grenze - werden wir die schon im kommenden Jahr erreichen?
Nun sind wir zwar in Deutschland, landschaftlich ändert sich jedoch nichts
In Ostfriesland
In Ostfriesland
Bald kommen wir an die Ems, ändern nun unsere Fahrtrichtung, fahren die letzten Kilometer des Tages von Weener nach Bingum und haben endlich mal Rückenwind, wie angenehm!
Auf dem dortigen Campingplatz wird uns eine schöne Wiese zugewiesen; wir lachen uns tot, als wir neben zwei Zelten ein Warndreieck erblicken! Man beachte: auf einer Wiese, auf der nicht einmal Autos fahren...!
Nachts um halb zwei werde ich wach, als eine Gruppe prolliger und trunkener Nachbarn meint, sich ewig laut lachend unterhalten zu müssen. Rücksichtslose Nervensägen.
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Donnerstag, 14.08.2008
Um acht beginnt der Tag. Wolken sausen vorbei, es ist stürmisch, aber trocken - und so wird es auch den ganzen Tag bleiben. Die Temperaturen pendeln sich bald bei 20°C ein, da kann man doch nicht meckern. Allerdings wird uns auch heute der Wind wieder kräftig ins Gesicht pusten...
Kurz nach zehn sind wir auf der Piste, westlich der Ems rollen wir voran. Eigentlich sollte der Radweg zumeist dem Deich folgen, was allerdings wegen irgendwelcher Bauarbeiten unmöglich ist, so dass wir gezwungen sind, die meisten der neunzehn Kilometer bis zum Fährhafen Ditzum auf dem Radweg entlang der Hauptstrasse zurückzulegen. Der Autoverkehr hält sich allerdings in Grenzen, so dass das auch nicht so schlimm ist.
Unterwegs treffen wir die unangenehmen Menschen wieder, die mir auf dem Zeltplatz in der Nacht den Schlaf raubten... Sie können scheinbar nicht anders: auch im Radsattel sind sie nur prollig lärmend unterwegs.
Ditzum ist sehr beschaulich, ein kleiner Ort, ein kleiner Hafen, Fischkutter und eben eine Fähre über den breiten Fluss. Wir legen eine Brotzeit ein und rollen dann bald auf den Kahn. Ein paar Autos sind auch an Bord, so fallen uns einige etwas ältere Leute aus Viersen auf, die während der Überfahrt an der Reling stehen und völlig fasziniert sind von der aufspritzenden Gischt und nicht müde werden zu betonen, was für ein unglaubliches Abenteuer sie da gerade bei dieser wilden Überfahrt erleben... Wir müssen schmunzeln.
Der kleine Ort Ditzum liegt am Südufer der Ems, hier überqueren wir den Fluss,
um dann in Richtung Emden weiterzuradeln
Ditzum an der Ems
Eine kleine Fähre bringt uns von Ditzum nach Petkum
Nur wenige Kilometer trennen uns noch von Emden. Mir liegt die Stadt ja die ganze Zeit etwas im Magen, es ist diese ausgeprägte Unlust, nun bald durch städtische Gefilde zu fahren. Es stellt sich nun aber heraus, dass zum einen der Ort an sich sehr schick ist - lauter kleine Kanäle, historische Schleusen - und dass der Radweg so nett geführt ist, dass wir fast die ganze Zeit nur durch Grünanlagen radeln und von der städtischen Infrastruktur nur wenig mitbekommen.
Kesselschleuse in Emden
Emden: Blick von der Kesselschleuse in den Ems-Jade-Kanal
Einen kleinen Abstecher in den Ortskern unternehmen wir zwecks Einkauf. Den Kindern erlauben wir, sich in der nahen Eisdiele ein Eis zu holen.
Nach dieser Stärkung geht es bald wieder in den Wind und schon liegt Emden hinter uns. Joe macht einen müden Eindruck, äußert aber, sie möchte unbedingt noch weiterfahren. Ich setze jedoch durch, dass wir den nächsten Campingplatz, namentlich Knock, ansteuern. Wir erreichen die Küste und haben nun die Möglichkeit, über die weite Emsmündung zu blicken. Termunterzijl lässt sich ebenso ausmachen, wie Delfzijl... Fjordeffekt.
Die Zelte werden aufgeschlagen und sofort sind auch schon die Kinder verschwunden, toben mit einer Nachbarin über den Spielplatz. Es gibt Reis mit Fleisch und Currysauce, während bei sommerlichem Wetter die Sonne untergeht...
Ich stelle schon jetzt fest, dass es in diesem Jahr bislang erfreulich wenig Gezicke gab bei den lieben Kleinen.
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Freitag, 15.08.2008
Ein wunderbarer Morgen! Sommer! Sonne!
Die Mädels holen Brötchen und wir genießen unter freiem Himmel das Frühstück und kommen dann zeitig los. Immer am Deich entlang geht es auf Nordkurs voran, das Land ist platt, der Blick nach links zeigt weiterhin für eine ganze Weile den niederländischen Küstenstreifen, an welchem wir uns bewegten. Ich genieße die Hitze, den Mädels im Team ist es fast schon zu viel.
Ziemlich flott gelangen wir an den Pilsumer Leuchtturm, kurz zuvor erreichen wir die 200-km-Marke dieser Tour.
...und immer schön am Deich entlang...
Schafe sind unsere ständigen Begleiter
Vor uns liegt der Pilsumer Leuchtturm
Als Signal für die Schifffahrt hat der Turm längst ausgedient.
Heute dient er vor allem als Kulisse für Eheschließungen
Im Mai 2006 waren wir zuletzt an diesem Ort, dereinst verbrachten wir eine Urlaubswoche auf einem Bauernhof in Upgant-Schott und unternahmen am Abend einen Ausflug an den Deich - damals waren wir fast allein. Heute tobt hier reger Ausflugs- und Hochzeitsverkehr. Es ist offenbar zurzeit groß im Mode, hier im bzw. vorm Leuchtturm den Bund der Ehe einzugehen. Allein während unserer Picknickpause wurden zwei Gesellschaften durchgeschleust... Komische Sache.
Sommer!
Typisches Bild des deutschen NSCR-Abschnitts
Um 19:00 erreichen wir den Zeltplatz Dornumersiel (und sind damit die Rekordetappe dieses Urlaubs gefahren). Ich stelle erstaunt fest, dass die Kinder nicht im Ansatz einen erschöpften Eindruck vermitteln, eher das Gegenteil ist der Fall: kaum sind die Räder abgestellt, fegen sie über den Platz, rennen wer weiß wie oft die Riesenrutsche hoch und all das bei bester Laune... Nicht kaputt zu kriegen, die beiden.
Beim Einchecken nehme ich erfreut zur Kenntnis, dass es hier einen Sondertarif für Kurzzeitübernachtende gibt: lediglich zehn Euro (für die ganze Familie!) werden fällig, ich mag das zunächst gar nicht glauben, wo doch ansonsten durchaus das Dreifache davon nicht unüblich ist... Nett!
Wir kümmern uns um das Lager und machen Essen; für die Erwachsenen gibt es Gulaschsuppe mit Nudeln, während die Kinder Brötchen mit Knackwurst bekommen. Zum Nachtisch koche ich einen Instant-Griesbrei.
Wie fast jeder Abend, so findet auch dieser seinen Ausklang beim gemeinsamen Kartenspiel im großen Eureka-Zelt der Kinder. Die arme Toni wurde heute unglücklich am linken Auge von einer Mücke gestochen, die Schwellung gerät massiv, so dass sie tagelang kaum die Lider zu öffnen vermag.
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Samstag, 16.08.2008
Schon wieder begrüßt uns der Tag mit Sonnenschein. Ich stehe zeitig auf, unternehme einen kleinen Spaziergang am menschenleeren Strand, mache Fotos im Morgenlicht und bringe auf dem Rückweg Brötchen für uns mit.
Wir lassen uns Zeit, denn wir planen, heute am frühen Nachmittag eine Fähre nach Langeoog zu nehmen. Diese fährt von Bensersiel, nur sieben Kilometer entfernt von hier.
In Dornumersiel
Früh morgens am Strand von Dornumersiel
Die Kleinste reist in Begleitung eines Pandabären und dreier Hasen
Also scheuchen wir nach dem Frühstück die Kinder noch mal unter die Dusche, lassen sie auf dem Spielplatz toben und einmal in die Nordsee springen und machen uns dann um 12:00 gemächlich auf den Weg.
In Bensersiel bin ich entsetzt, als meine Partnerin am Hafen aus dem Büro der Reederei kommt und mitteilt, dass die Tickets für die Überfahrt 133,-€ gekostet haben, das gibt's doch nicht!
Die Überfahrt nimmt etwa eine Stunde in Anspruch. Ich blicke auf die See und denke an das Nordseeschwimmen, welches hier einmal im Jahr ausgerichtet wird: zehn Kilometer von Langeoog nach Bensersiel. Nachdem ich nun im Juli die Wakenitz bezwungen habe steht dieses Langstreckenschwimmen relativ weit oben auf meiner sportlichen "To-do-list", mal sehen, wann es so weit ist! Vom Kopf her sicher noch mal etwas anderes, über das "offene", trübe Meer zu schwimmen, als auf dem lieblichen Flüsschen...
Velotraum Cockpitansicht, das GPS zeigt eine Position auf Langeoog
Auf Langeoog gibt es keinen Autoverkehr, was uns die Insel spontan ausgesprochen sympathisch erscheinen lässt. Die Sonne scheint und so rollen wir über kleine, gut ausgebaute Radwege in den Osten der Insel, wo sich nach Information unseres Reiseführers ein Campingplatz befinden soll. Diesen orten wir dann auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Jugendherberge. Wir stellen unsere Räder ab, ich begebe mich in das Gebäude, wo ich dann die Bekanntschaft mit dem höchst unsympathischen Herbergsvater mache, der mir auf reichlich unfreundliche Art zu verstehen gibt, dass dieser Platz nur DJH-Mitgliedern nach Voranmeldung zur Verfügung steht. Nein, und auch sonst gebe es auf der Insel keine Möglichkeit, zu zelten. Alles Naturschutzgebiet.
Für einen sehr kurzen Moment nehme ich an, der Typ plustert sich erst einmal auf, macht sich wichtig, um dann zu sagen, na gut, ausnahmsweise, für eine Nacht, da mache ich mal eine Ausnahme. Nein, dem Kerl ist es absolut ernst, seine Empfehlung lautet dann auch, mit dem letzten Schiff wieder ans Festland zu fahren, dort gebe es schließlich Campingplätze.
Genau das ist natürlich das, was wir wollen, nachdem wir soeben eine Unsumme in die Überfahrt investiert haben... Ars...och.
Was tun? Wir schauen uns um. Dünen, Dünen - aber gar nicht weit auch noch ein Zeltlager (Landessportbund Niedersachsen) mit lauter weißen Gruppenzelten. Nun ja, es ist einen Versuch wert. Wir fahren rüber und suchen auf dem Gelände nach einem Verantwortlichen.
Man zeigt sich empört über das Gebaren des JH-Menschen, aber wir haben Glück, eines der Zelte im Lager ist durch Zufall nicht belegt, da irgendein Betreuer bereits abgereist ist und so wird uns zu einem moderaten Preis eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. So nah liegen mal wieder "Gut und Böse" beieinander...
Wir bekommen Buttons, die uns auf dem Gelände als zugehörig ausweisen, man achtet hier penibel auf das Fernbleiben Fremder in dem Lager, welches von zahlreichen Teenagern bevölkert ist.
Wir werfen unser Gepäck in die Jurte und spazieren einmal über die Dünen an den weiten Strand. Ich bin müde und immer noch innerlich ziemlich wütend und restgenervt von dem Menschen an der Jugendherberge.
Später fahren wir mit den Rädern die knapp vier Kilometer bis in den Ort, wo wir einkaufen, etwas umherspazieren, ein Eis essen, hinauf zum Wasserturm stiefeln und schließlich in einer Pizzeria zu Abend essen.
In der Dämmerung geht es zurück in Richtung Lager. Dort tobt das volle Leben - man hatte es uns schon angekündigt (angedroht?): heute Abend ist Kinderdisko! Und so dröhnt die Mucke aus dem Speisesaal hinter unserem Zelt. Unsere Mädels zeigen sich nicht sehr geneigt, dem Event beizuwohnen...
Beim Herumräumen entdecken wir, dass Johanna in ihrem Gepäck tatsächlich das dicke Guinnessbuch der Rekorde mitführt! Wir hatten den Kindern im Vorfeld freie Hand gelassen, was sie sich so an persönlichen Dingen einpacken - staunen aber nicht schlecht, dass sie nun ausgerechnet diesen fetten Wälzer eingepackt hat!
Nicht allzu spät kehrt Ruhe ein im Lager und auch wir richten unsere "Betten". Es wird eine unruhige Nacht, Johanna hat einen ausgeprägten Rechtsdrall und rollt immer wieder in meine Richtung - irgendwann gebiete ich dem Einhalt, indem ich aus Packtaschen eine Barriere errichte...
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Sonntag, 17.08.2008
Um acht Uhr beginnt unser Tag und wir begeben uns bald in den Speisesaal, wo wir in der Gesellschaft mehr oder weniger ausgeschlafener Teenies ein jugendherbergsmäßiges Frühstück einnehmen.
Anschließend geht es für eine ganze Weile an den einsamen Strand, es wird gebadet und gebuddelt, die arme Toni kann noch immer kaum aus ihrem geschwollenen Auge blicken...
Gegen Mittag packen wir unser Zeug zusammen, deponieren es aber vorerst in der Jurte, um dann noch einmal nach Langeoog-Ort zu radeln. Dort steuern wir das Hallenbad an, wir alle haben großen Spaß mit der Wasserrutsche und überhaupt...
Im Zeltlager auf Langeoog gewährt man uns Asyl - wir dürfen eines der Gruppenzelte beziehen
Am Strand von Langeoog
Später, am frühen Nachmittag, sammeln wir unsere Taschen am Lager ein, bedanken uns noch einmal herzlich für die hilfreiche, spontane Gastfreundschaft der netten Menschen am Camp und rollen schließlich zur Fähre. Die Arbeiter, die unsere Räder auf Paletten sichern, sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Überfahrt wird windig, der Himmel verfinstert sich.
Wir vertreiben uns die Zeit mit dem Schreiben von Postkarten.
Eigentlich wollen wir dann gar nicht mehr weit fahren; laut Reiseführer erwartet uns im nur wenige Kilometer von Bensersiel entfernten Ostbense ein Zeltplatz. Dort heißt es aber "Nur für Dauercamper". Manchmal fluche ich auf den Esterbauer...
Na ja, das Drama hält sich in Grenzen, nur ein kleines Stück weiter befindet sich der kilometerlange Campingplatz von Neuharlingersiel, selten habe ich einen so großen Platz gesehen... Neben den endlos langen Wohnwagenreihen schließt sich aber eine durchaus sehr nette Wiese für die Zelter an, so dass die Dimension eigentlich nicht störend wirkt.
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Montag, 18.08.2008
In Begleitung meiner reizenden Töchter radele ich am Morgen in den Ort, um den Frühstückseinkauf zu erledigen. Es ist wolkig und sieht ziemlich nach Regen aus, zunächst bleibt es aber noch trocken.
Gegen elf kommen wir bei freundlichem Rückenwind los. Harlesiel liegt auf dem Weg, dort legen wir eine lange Pause ein, schreiben Postkarten und erinnern uns an den Urlaub mit eienr befreundeten Familie im vergangenen Jahr. Dereinst saßen wir ebenfalls hier und haben Fischbrötchen gegessen. Damals gab es hier einen Automaten, welcher Postkarten mit Fotomotiv ausdrucken konnte. Eigentlich hatte ich gedacht, wir könnten ein solches Bild wiederholen und nach Voerde schicken, doch leider existiert die Maschine hier nicht mehr.
Mein Velotraum im Hafen von Harlesiel
In trostlosem Grau setzen wir irgendwann die Fahrt fort, eine Weile noch geht es ziemlich direkt ostwärts, bis wir dann bei Schilling die "Ecke" erreichen, an welcher der Weg dem Küstenverlauf folgend nach Süden abknickt und uns mal wieder kräftigen Gegenwind präsentiert. Ich blödele mit den Kindern herum, sie pflücken immer lange Schilfhalme und jagen mir hinterher, um mich damit zu kitzeln... das lenkt vom Wind ab!
Schließlich erreichen wir den Campingplatz von Hooksiel. Es folgt mal wieder eine Diskussion - noch weiter oder bleiben? Ich kann mich letztendlich durchsetzen und wir checken ein. Ich finde, 44 Kilometer sind genug, zumal die folgende Strecke mit vielen Industrieanlagen relativ unattraktiv erscheint und obendrein der Wind das Ganze recht anstrengend sein lässt.
Auch dieser Platz ist ziemlich groß und auch hier gibt es eine sehr große Wiese für Menschen mit Zelten. Unweit eines großen, feststehenden Veranstaltungszeltes errichten wir unser Lager, erledigen den Einkauf, während schließlich satter Regen einsetzt.
Im Preispaket Campingplatz plus Kurtaxe ist die Nutzung des örtlichen Hallenbades inbegriffen (allerdings sind das auch stattliche 30,- €), so dass wir beschließen, uns dort zu vergnügen. In voller Regenmontur radeln wir die knapp eineinhalb Kilometer in den Ort.
Nach dem tollen Bad auf Langeoog ist das hiesige allerdings relativ enttäuschend; ein einfaches Meerwasserbad ohne Rutsche oder sonstigen Schnickschnack. Nun ja, "für umsonst"...
Als wir gegen 20:00 wieder am Lager sind, ist es trocken - doch ich bin schockiert: in dem großen Mannschaftszelt schunkelt sich gerade ein Shantychor warm, das Akkordeon quietscht und "Rolling home" schmettert über den Platz. Ich bin fassungslos, eine derartige Rücksichtslosigkeit, das ist doch nicht zu glauben. Und denke schon, das bierselige Schunkeln geht jetzt bestimmt bis drei Uhr morgens.
Meine Partnerin kann sich nur amüsieren über meine spießigen Anwandlungen und verbietet mir ausdrücklich, mich an der Rezeption zu erkundigen, wie lange das Spektakel denn wohl noch dauern wird. Sie ist von einer gewissen (allerdings grundlosen) Sorge getragen, ich könnte dort die Contenance verlieren...
Sie sucht ihrerseits die Anmeldung auf, um zu erfahren, dass der Spuk voraussichtlich bereits gegen 23:00 sein Ende finden wird. Und so wird es dann auch sein.
Campingplatz Hooksiel
Während die Kinder über den nahen Spielplatz toben, bereiten wir das Abendessen vor, es gibt mal wieder Kartoffelpüree, Fleisch, Currysoße.
Nebenan zeltet ein junges Studentenpaar aus Göttingen, welches wir bereits am Vortag in Neuharlingersiel trafen. Die beiden wundern sich über unsere Kinder, ganz nach dem Motto: "...die sind wohl nie totzukriegen...". Recht haben sie!
Wie so oft, findet auch dieser Tag seinen Ausklang beim gemeinsamen Spiel im Zelt der Kinder.
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Dienstag, 19.08.2008
Am Morgen ist es bedeckt, aber trocken. Unterwegs erleben wir später zum Teil kräftige Schauer, von denen wir einen wirklich voll mitnehmen... Am Abend setzt kräftiger Dauerregen ein. Man muss sagen, das Wetter hätte in diesem Urlaub insgesamt etwas freundlicher sein können. Aber weiterhin ist es so, dass die Kinder nicht klagen uns somit halten auch wir schön den Mund. Und: es könnte natürlich viel schlimmer sein!
Campingplatz Hooksiel
Die Etappe ansonsten ist, abgesehen von den üblichen tausend Schafen, einmal mehr charakterisiert vom heftigen Gegenwind, dem wir auf den langen Deichen nördlich und südlich von Wilhelmshaven schutzlos ausgeliefert sind.
Der eigentliche Nordseeküstenradweg führt mitten durch die Stadt, was wir uns allerdings schenken und diese weiträumig umfahren.
Ich erinnere mich an meinen ersten und zum Glück einzigen persönlichen Kontakt mit der Bundeswehr, als ich - ich glaube, es war 1986 - nach Wilhelmshaven reiste, um einen dreitägigen Eignungstest für die Offizierslaufbahn bei der Marine zu absolvieren, den ich abbrach und vorzeitig heim nach Voerde fuhr, um mich dann umgehend meiner Kriegsdienstverweigerung zu widmen... Erinnerte Bilder kann ich aber nicht mit heute Gesehenem in Einklang bringen, was vermutlich an unserer Streckenwahl liegt.
Deich am Jadebusen unweit von Wilhelmshaven
Am frühen Abend erreichen wir nach knapp vierzig Kilometern den beschaulichen Ort Dangast am südwestlichen Küstenabschnitt des Jadebusens mit direktem Blick auf Wilhelmshaven "auf der anderen Seite". Nach dem obligatorischen Einkauf checken wir bei einer etwas verschrobenen alten Dame auf dem spartanischen, aber relativ günstigen Campingplatz ein. Das Wolkenspiel ist dramatisch, mal zieht eine finstere Wand über uns hinweg, dann scheint wieder die Sonne. Eigentlich ist das Wetter in diesen Stunden tatsächlich zu gut, um schon wieder in ein Schwimmbad zu gehen, doch ist die Versuchung einfach zu groß: direkt auf der anderen Straßenseite sieht man schon das moderne Bad mit einer verlockenden Rutsche. Okay, es bedarf keiner langen Diskussion, schnell sind wir uns einig, dass wir dort erst einmal hingehen und das Abendessen auf später verschieben. Einige Stunden vergnügen wir uns schließlich dort, stellen erst spät fest, dass die Wasserrutsche mit Zeitnahme funktioniert, was natürlich zum Wettstreit einlädt. Zu meiner Freude gibt es auch ein Dampfbad, während es den Mädels ja zu heiß ist, liebe ich es, in dem schwülen Nebel zu sitzen und vor mich hinzuschwitzen.
Spät sind wir wieder am Zelt, als wir gegen 22:00 die Nudeln kochen ist es bereits dunkel und wir benötigen unsere Stirnlampe, um die Näpfe zu finden. Kleines Abenteuer!
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Mittwoch, 20.08.2008
Auch die zehnte Tagesetappe des diesjährigen Urlaubs wird uns sehr unbeständiges Wetter präsentieren. Finster und tiefschwarz gibt sich der Himmel am Morgen. Immer wieder gehen Regenschauer nieder, so dass wir das Frühstück ins Zelt verlegen müssen. Immerhin ist es sonnig, als wir losfahren. Doch die Freude währt nicht lange, einen beachtlichen Teil der knapp fünfzig Kilometer von Dangast nach Tossens auf der Halbinsel Butjadingen fahren wir durch satten Regen.
Auch heute zeigen sich die Mädels davon wieder erstaunlich unbeeindruckt. Nur einen kurzen Abschnitt gibt es, da ist Toni ein wenig unglücklich über den zusätzlich übel von vorne pustenden, fiesen Wind...
Schafe sind unsere ständigen Begleiter
Unterwegs am Jadebusen
...lange lässt der Regen nicht mehr auf sich warten...
Signalturm am Deich bei Tossens
Der große Campingplatz, den wir am frühen Abend erreichen, macht in dem infernalischen Wetter einen reichlich trostlosen Eindruck und beim Einchecken erfahren wir Worte des Mitleids von der sehr freundlichen Dame an der Rezeption. Im strömenden Regen stellen wir im wassergesättigten Gras die Zelte auf, packen dann umgehend unser Schwimmzeug und fahren die paar Hundert Meter in den Ort, wo wir, ja, was sonst, das Hallenbad ansteuern. In diesem Fall ist das ein ziemlich riesiges Exemplar mit mehreren Ebenen, Rutschen, Wasserbahnen etc. Also: wenn schon nass, dann wenigstens unter kontrollierten Bedingungen...
Das Bad gehört zu einer Centerparcs-Anlage; mir war bis heute nicht wirklich bekannt, was das eigentlich ist. Nun weiß ich es: ein überdachter, klimatisierter Kosmos, der vom Hotelzimmer über Sportanlagen, Restaurants, Bespaßungsinfrastruktur und Schwimmbad alles bietet, was das Urlauberherz begehrt. Man braucht gar nicht mehr vor die Tür zu gehen!
Ich wundere mich über so etwas - und dafür geben die Menschen Geld aus!
Nach dem Badevergnügen gehen wir zum Essen in die Restaurantpassage, eine synthetische Zeile, die an Einkaufszentren erinnert. Mich nervt das einigermaßen, so dass ich hier nicht kein Geld ausgeben mag und auf eine Mahlzeit verzichte.
Als wir den Rückweg zu den Zelten antreten, ist es längst dunkel - und trocken!
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Donnerstag, 21.08.2008
Am Morgen ist die Luft kühl und wie gereinigt, der frische Wind treibt den salzigen Geschmack des Meers über den Deich, ich fühle mich an Island erinnert und genieße es, tief einzuatmen und in den Himmel zu schauen.
Unser kleines Vagabundenlager
Nach dem Frühstück telefoniere ich ein Weilchen mit meiner Schwester Birgit in Berlin, unter anderem bitte ich sie, für Toni zum Geburtstag Ortlieb-Packtaschen zu besorgen; sie bekommt auf derartige Artikel in ihrem Laden satte Prozente.
Natürlich lässt auch heute der Regen nicht lange auf sich warten... Toni fährt sich dann einen Plattfuß, den ich repariere, während die Mädels vergnügt auf der nassen Wiese nach Grashüpfern suchen.
Während ich mich um eine Reifenpanne kümmere,
gehen die Kinder auf Grashüpferjagd
Nach knapp dreißig Kilometern erreichen wir Blexen an der Ostküste Butjadingens, der Ort, von wo aus uns die Fähre nach Bremerhaven bringen wird. Trist erscheint die Skyline von Bremerhaven, grau in grau liegt die Stadt am Westufer der Weser. Im April dieses Jahres stand ich schon mal an diesem Gestade, als ich vom Thüringer Wald kommend Werra und Weser bis an die Nordsee folgte...
Es regnet, als wir die Weser erreichen und am
gegenüberliegenden Ufer die "Skyline" von Bremerhaven auftaucht
Bremerhaven bietet ein trostloses Bild
Wir müssen nicht lange warten, nach wenigen Minuten legt die Fähre ab, ruckzuck haben wir die Weser überquert und rollen durch das eher grottige Bremerhaven. Zunächst steuern wie den Hauptbahnhof an. Morgen will ich einen Zug in die Niederlande nehmen, um das Auto aus Winsum abzuholen. Da bietet es sich an, hier schon mal eine Fahrkarte zu besorgen. Entsprechende Verbindungen hatte Werner gestern bereits für uns im Internet recherchiert.
Historischer Leuchtturm mit dem Bremerhavener "Möchtegern-Burj-El-Arab"...
Wir legen eine Mittagspause ein, gönnen uns Döner und Kuchen, während sich auf dem Bahnhofsvorplatz so manche skurrile Figur zeigt. Die Kinder tuscheln, finden im besonderen einen schmierigen, sehr dicken Mann auffällig, dessen Bauch bei weitem nicht unter sein T-Shirt passt...
Auf den folgenden Kilometer radeln wir entlang einer befahrenen Hauptstraße aus der Stadt hinaus und gelangen zu den Hafenanlagen. Wirklich beeindruckend stellt sich das Ausmaß der Exportinfrastruktur dar. Gigantische Parkflächen mit Autos "made in Germany", Kräne, LKW - die Wirtschaft scheint zu brummen... Noch ist nicht zu erkennen, dass wenige Monate später in der Folge der globalen Finanzkrise auch die deutsche Ökonomie in die tiefste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg schlittern wird und selbst die Autoindustrie drastische Einbrüche erfahren wird...
Irgendwann liegt von jetzt auf gleich der Hafenkomplex hinter uns, durch ein kleines Dorf geht es und ein letztes Mal radeln wir über einen Deich. Kurz bevor wir unseren Zielcampingplatz bei Wremen erreichen, dürfen wir noch einmal jubeln: wir vollenden den 500sten Kilometer auf dieser Tour!
Im Norden von Bremerhaven kommen wir an gewaltigen Hafenanlagen vorbei
Schauer gehen nieder, die Zelte stellen wir im Regen auf. Während die Mädels kniffeln, trinke ich draußen vorm Zelt einen Tee, schaue auf die weite Wesermündung und folge mit meinen Blicken den großen Schiffen, die auf das Meer hinaus fahren.
Zu Abend gibt es nur etwas Brot und Obst, wir sind alle noch satt vom Döner. Zeitweise spielen die Kinder später auch alleine und ich freue mich, dass sie ja auch mal soo nett zueinander sein können!
Ich verbringe eine Weile auf der Uferböschung, verfolge das dramatische Wolkenspiel über der See, sehe, wie an hundert Kränen im fernen Hafen die Lichter eingeschaltet werden und bedauere einmal mehr, über keine vernünftige Kamera zu verfügen...
Auf dem Campingplatz von Wremen an der Außenweser. Abends können wir dramatische Wolken- und Lichtspiele über der See beobachten
Reger Schiffsverkehr auf der Außenweser
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Freitag, 22.08.2008
Der Ablauf des letzten Tages ist schnell geschildert: am frühen Morgen um 04:45 beginnt mein Tag. Tee hatte ich mir bereits am Vorabend gekocht, der Rucksack mit Proviant ist ebenfalls fertig gepackt und der Weg zum Bahnhof ist ins GPS eingegeben. So radele ich in die Finsternis, schließe das Rad neben den Gleisen an und besteige schlaftrunken den Zug nach Bremerhaven. Über Bremen und Groningen (hier beeindruckt die Infrastruktur für Radfahrer - der riesige Bahnhofsvorplatz ist vollständig unterkellert mit einem riesigen Fahrradparkhaus, schon im Bahnhof gibt es eine große Fahrradwerkstatt) geht es schließlich weiter bis Winsum, wo ich gegen 12:00 ankomme, noch schnell im Supermarkt ein paar Tetrapacks mit Fla sowie einige Kartons mit Streuseln kaufe, um die lieben Kleinen zu überraschen...
Um 15:00 rolle ich dann wieder auf den Campingplatz in Wremen. Die Mädels haben schon die Zelte abgebaut und die Taschen zusammengepackt und liegen nun in der Sonne. Eine Stunde nimmt es noch einmal in Anspruch, bis alles verladen ist. Gegen 16:00 reisen wir ab. Mein Wunsch ist es, auf der Heimfahrt noch einen kurzen Abstecher in den Südstellenweg in Bremerhaven-Langen zu unternehmen, wo ich als Kind für eine Weile lebte. Wollte sehen, ob ich die wenigen Erinnerungsfragmente, die ich noch an diese Zeit habe in Einklang bringen kann mit den realen örtlichen Gegebenheiten. Dies ist zum Teil der Fall, wenngleich ich das Gebäude in einem anderen Kontext nicht wirklich wieder erkannt hätte. Bloß die Pseudo-Klinker-Platten waren mir noch im Gedächtnis, ebenso, wie die nahe Bahntrasse.
Menschen schauen aus dem Fenster, wundern sich wohl, warum ich vor dem Haus stehe und ein Foto schieße...
Die Fahrt geht weiter, zuverlässig bringt uns das GPS auf die Autobahn und so erreichen wir um 19:00 Neumünster. Dort gibt es Abendessen und wir liefern die Kinder ab, die bereits morgen früh mit den Großeltern für eine Woche nach Helgoland reisen werden.
Um 22:00 sind wir wieder in Kiel.
Fazit/ Retrospektive
Während ich so im Zug durch die Niederlande rolle, lasse ich die vergangenen zehn Tage Revue passieren und fasse einige Anmerkungen allgemeiner Natur zusammen. Teilweise haben diese im vorangehenden Text bereits Erwähnung gefunden, doch will ich sie hier noch einmal gebündelt erwähnen.
Das Wetter. Ich persönlich bin ja nicht unbedingt ein Maßstab, was die diesbezügliche Wunschvorstellung betrifft: von mir aus könnte es ja von Januar bis Dezember dreißig Grad warm sein; hätte überhaupt kein Problem damit, auf kalte Tage zu verzichten... So gesehen geht mir das mit dem Klimawandel eigentlich viel zu langsam…
Von diesem persönlichen Ideal allerdings waren die realen Gegebenheiten sehr weit entfernt, selbst deutlich bescheideneren Ansprüchen konnte das Wetter nicht genügen, es war schlicht und ergreifend zu oft zu kalt und zu nass. Allerdings haben die Kinder mit ihrer phänomenalen Resistenz diesbezüglich dafür gesorgt, dass es uns zu keinem Zeitpunkt wirklich die Stimmung vermiest hätte. Sicher hat man mal gesagt "ach ja, wie schön wäre es, wenn...", aber echt schlechte Laune resultierte daraus nie.
Was darüber hinaus sehr positiv auffiel, war, dass es kaum Gezicke seitens der Mädels gab. Ich hatte den Eindruck, sie hatten viel Spaß, waren insgesamt sehr zufrieden und ausgeglichen.
Beeindruckt hat mich darüber hinaus deren Ausdauerfähigkeit. Johanna fährt komplett erschöpfungsfrei, zu keinem Zeitpunkt habe ich sie schwächeln sehen.
Für Antonia waren einige Gegenwindpassagen etwas Arbeit, doch hat auch sie das prima gemeistert.
Allerdings bemerkt sie am Ende schon, dass sie sich darauf freut, nun in der kommenden Woche auf Helgoland "...nicht jeden Tag so viel Fahrrad fahren zu müssen...". So etwas klang unterwegs nie an, gibt mir aber Anlass dazu, für das kommende Jahr doch gelegentlich einen Ruhetag einzuplanen.
Und weil es allen so viel Spaß gemacht hat, streben wir an, für 2009 mal volle drei Wochen zu fahren, man könnte ja grob planen, einen Tag pro Woche an einem Ort zu bleiben.
Schön ist, dass wir im nächsten Jahr das Auto zu Hause lassen können, dann wird es möglich sein, die An- und die Abreise möglicherweise per Bahn zu gestalten, die lästige Autorückholerei entfällt dann.
Hier geht es zum Bericht des Folgejahres (2009)
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