Nordseeküstenradweg / North Sea Cyle Route
In neun Jahren einmal um die Nordsee
Eine Radreise mit Kindern


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2007
Nordseeküstenradweg / North Sea Cyle Route
Niederlande
Der Beginn einer langen Reise...


Titelbild 2007


Vorbemerkungen

Nun ist es endlich soweit, die erste echte Radreise mit den Kindern ist in der Planung! Bald zehn Jahre sind seit der Geburt meiner älteren Tochter vergangen und außer einer kleinen Fahrt an die Schlei vor einigen Jahren hat es keinen Versuch gegeben, eine Radtour über mehrere Tage mit den Kindern zu unternehmen. Einst saßen die lieben Kleinen noch im Anhänger. Nun, so sind wir der Meinung, haben beide (mit sechs und neun Jahren) ein Alter erreicht, in dem es möglich sein sollte, dass sie selber mit ihren eigenen Rädern unterwegs sind. Das "wonderful life outdoors" haben sie schon bei kleineren Wochenendunternehmungen und Campingurlauben auf Sylt kennen und schätzen gelernt.
Bei den Überlegungen hinsichtlich einer möglichen Route stehen für uns die folgenden Kriterien im Mittelpunkt: relativ leichte Erreichbarkeit des Zielgebiets, Nähe zu Strand und Meer und flaches Relief. Schnell kommt der Nordseeküstenradweg als Etappenprojekt ins Gespräch. Meine favorisierte Variante wäre ein Start in Dänemark gewesen, meine Partnerin präferiert den Reisebeginn in den Niederlanden. Von den Bergen Norwegens trennen uns noch genügend Jahre - bis wir den hohen Norden erreichen, werden die Kinder alt genug sein, diese zu meistern…
Unser Ziel ist es, den Nachwuchs von Anfang an in die Planung der Tour mit einzubeziehen - nicht zuletzt, um ihnen auf diese Weise zu zusätzlicher Motivation zu verhelfen, um an der Unternehmung Freude zu finden. Im Frühjahr 2007 stellen wir ihnen das Projekt vor, was direkt auf große Begeisterung stößt - auch wenn ich annehme, dass sie zu dieser Zeit noch nicht dessen Dimension ermessen.
Die Kinder entschieden sich für Holland, sicher nicht zuletzt, weil sie schon oft in unserem nördlichen Nachbarland waren und für sie die Niederlande den Hauch des Neuen, Exotischen versprühen… Wir diskutieren verschiedene Anreisevarianten, bestellen noch am gleichen Tag bei meiner Schwester Birgit in ihrem Berliner Buchladen den passenden "Esterbauer" für den von uns gewählten Streckenabschnitt.
Unsere Ausrüstung ist komplett, ein zweites Zelt wurde schon vor geraumer Zeit angeschafft, einen neuen Schlafsack für Joe gab es zu Weihnachten, Thermarests für jeden sind auch schon seit langem vorhanden… Kann es also losgehen!
Unser Plan sieht so aus, dass wir all unser Gepäck einschließlich der Räder ins Auto laden und nach Rotterdam bzw. in die Nähe fahren, um von dort aus nordwärts dem Küstenverlauf zu folgen. Die Infrastruktur ist optimal, es gibt viele Campingplätze, so dass wir mit der Gestaltung der Etappenlänge sehr flexibel sein können… Das Auto soll dann am letzten Tag wieder "eingesammelt" werden, mal sehen, von wo aus!
Letztlich werden wir uns aber dazu entscheiden, dass ich das Auto alle ein bis zwei Tage nachhole, um auf diese Weise den letzten Tag noch als Etappentag zu gewinnen. Am Ende sind wir uns allerdings einig, dass diese häufigen Abwesenheitsphasen meiner Wenigkeit zu einer gewissen Störung des Familienurlaubs führten, so dass wir für weitere Unternehmungen dieser Art doch lieber wirklich einen letzten, einzigen Rückholtag einplanen werden.

Schon am nächsten Tag erzählt meine Kleinste voller Stolz im Kindergarten, was für einen coolen Urlaub sie vor sich hat, einen Fahrradurlaub mit Zelt!

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Montag, 06.08.2007

Gestern Abend bin ich aus Glücksburg zurückgekehrt, wo ich gemeinsam mit zwei Jungs beim Ostseeman-Triathlon in Glücksburg in einer Staffel gestartet bin. Ich war der Schwimmer - 3800 Meter durch zu kaltes Wasser... Doch das ist ja eine andere Geschichte.

Heute Morgen klingelt um 6:30 der Wecker, die Kinder schlafen noch und wir beginnen, unsere Liste abzuarbeiten, um bald die Reise nach den Niederlanden beginnen zu können. Die Waschmaschine muss noch einmal durchlaufen, die Handys wollen aufgeladen werden, Brötchen für die Fahrt werden geschmiert, Post ist noch zu erledigen und wie immer ist auch noch in der Wohnung einiges zu machen.
Und auch wenn ich ja oft genervt bin von dem Geldfresser "Auto", heute ist ein Tag, da ich es mal wieder total klasse finde. Was da nicht alles reinpasst: vier Menschen, vier Fahrräder, das komplette Equipment. Das ist schon ein echter Luxus. Zugegeben, ein wenig muss gepuzzelt werden, bis die Heckklappe am Ende wirklich zu schließen ist, aber alles passt.
Auch erfreut bin ich über die Wetterlage: es ist richtig heiß! Besonders nach dem kühlen, verregneten Juli bin ich recht begeistert.
Die Fahrt dauert dann sechs Stunden, die Kinder sind davon nicht begeistert, sage ich mal so, es gab schon Autofahrten, auf denen sie bessere Laune hatten :-)
In den Niederlanden fällt bald auf, dass das Benzin fast fünfzehn Cent teurer ist als bei uns, der Literpreis im Schnitt bei 1,45 € liegt. Die Landschaft ist unspektakulär platt und grün, und irgendwann erreichen wir die Autobahn, die Rotterdam tangiert. So aus der Distanz betrachtet scheint mir das ein hässlicher Moloch zu sein und zu allem Überfluss setzt nun auch noch Regen ein. Wir hatten den Kindern im Vorfeld versprochen, heute Abend noch mal in die Stadt hinein zu fahren um dort in einem Pfannkuchenrestaurant Pfannkuchen zu essen - mit dem Anblick der Szenerie schwindet meine Lust dazu…
Nun, erst einmal suchen und finden wir den Campingplatz in Hoek van Holland, ich bin erstaunt, wie teuer das ist: immerhin müssen wir 29 Euronen berappen. Es regnet immer noch und so beeilen wir uns mit dem Zeltaufbau. In der Hoffnung, dass es später noch einmal wieder trocken sein wird, spielen wir erst einmal mit den Kindern im neuen, großen Zelt ein Stündchen Kniffel & Co. Und tatsächlich, irgendwann hört das Prasseln auf dem Dach auf. Wir räumen noch ein wenig die Zelte ein, ich rufe dann mal bei dem Restaurant in Rotterdam an, kann dem Anrufbeantworterspruch entnehmen, dass der Laden am Abend geschlossen hat. Somit vertagen wir das Essengehen (…in acht oder neun Jahren werden wir ja, wenn alles glatt läuft, wieder in Rotterdam sein, um den Restaurantbesuch nachholen…) und unternehmen zunächst einen Spaziergang an den nahen Strand. Es ist wolkig, windig und nicht besonders warm, da macht die Gegend einen reichlich trostlosen Eindruck. Die riesigen Parkplätze und diverse, zurzeit allerdings geschlossene Restaurantbetriebe lassen vermuten, dass hier an anderen Tagen der Bär los ist.
Der Blick geht hinaus auf ein ungemütlich anmutendes Meer, große Schiffe fahren in Richtung des Rheins oder kommen von Rotterdam, dem immerhin drittgrößten Hafen der Welt. Graue Industriekulisse in der Ferne.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Hoek van Holland

Abendlicher Ausflug an die Uferpromenade von Hoek van Holland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Hoek van Holland

In Hoek van Holland


Wenig später fahren wir, nachdem ich alle Räder wieder zusammengeschraubt habe, durch die Dünenlandschaft in Richtung des Ortes Hoek van Holland, die Kinder sind hoch motiviert (so motiviert, dass sie am Ende auf diesen elf Kilometern einen 21 km/h-Schnitt herausfahren…) und geben ordentlich Gas. Wir schauen uns die Leuchttürme an (von denen es noch so manchen zu sehen gibt in den kommenden Tagen - und Jahren), blicken auf den großen Fluss und sehen sogar in den Dünen einen Fuchs! Die Mädels sind begeistert. Auf der Rückfahrt ist es bereits dunkel.

Für die Kinder ist es kein Problem, alleine in ihrem neuen Zelt zu schlafen - außerhalb des Sylter Campingplatzes haben wir das ja noch nie ausprobiert.


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Dienstag, 07.08.2007

Karte Tagesetappe


Um 11:30 kommen wir los, nachdem ich das Auto auf einem nahen, kostenpflichtigen Parkplatz abgestellt habe. Das Wetter ist freundlich und wir haben keine Probleme, den Nordseeküstenradweg zu finden, eigentlich verläuft er direkt entlang des Zeltplatzes. Zunächst geht es an zahlreichen Gewächshäusern vorbei und bald dann in die Dünen.
Die Kinder sind klasse, Toni gibt Gas, dass man sie am liebsten bremsen möchte… Wir legen eine Eispause ein, eine Badepause, eine Spielpause… Der Weg ist zumeist gut asphaltiert und sehr nett durch die Dünen geführt. Etwas nervig ist der Abschnitt durch Scheveningen, ein Stadtteil von Den Haag, welcher sich bis an die Küste erstreckt und somit nicht zu umgehen ist. Teilweise haben wir Schwierigkeiten, den Verlauf des Radwegs zu finden.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Hoek van Holland

In Hoek van Holland schlafen die Kinder erstmals
getrennt von ihren Eltern im eigenen Zelt




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Nun geht es wirklich los!
Nur noch 6000 Kilometer, dann sind wir wieder hier!




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Die Etappen sind kurz, die Kinder bestimmen den Rhythmus.
Immer wieder legen wir Pausen ein, es gibt Vla und Gesellschaftsspiele




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Den Haag

Hinter dem Dünensaum zeigt sich die Silouette von Den Haag


Den Haag selber ist aus der Ferne zu sehen, eine kleine Skyline, welche sich hinter den Dünen am Horizont zeigt.
Später hat die Lütte gleich am ersten Tag ihren ersten Plattfuß, der aber schnell behoben ist. Meine Partnerin und die ältere Tochter Joe sind zu dem Zeitpunkt weit voraus, ich fahre mit Toni zusammen - was für ein Glück, ich transportiere nämlich das Werkzeug in meinen Taschen.
Nach 35 Kilometern erreichen wir am späten Nachmittag den kleinen Ort Katwijk, auch hier liegt der Campingplatz wieder direkt am Radweg, sehr praktisch. Die Sonne scheint und ich lasse es mir nicht nehmen, später noch eine kleine Runde in den Ort zu drehen und mir den Sonnenuntergang über der Nordsee anzuschauen.
Im Wohnwagen neben uns wohnt eine junge Familie, deren beiden Jungs etwa im Alter unserer Kinder sind. Als sie mitbekommen, dass die Mädels mit ihren Diabolos spielen, holen sie die ihren und zeigen, was sie können. Wir staunen nicht schlecht, die haben das wirklich drauf, die zwei!
Joe und Toni haben Spüldienst und erledigen nach dem Essen den Abwasch, so sollen die beiden auch ein wenig in die Verantwortung genommen werden.



Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Reiter am Strand von Katwijk

Reiter am Strand von Katwijk




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Campingplatz in Katwijk aan Zee

Auf dem Campingplatz in Katwijk aan Zee




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Mittwoch, 08.08.2007

Karte Tagesetappe


Ich mache mich am Morgen auf den Weg in den Ort, um Brötchen zu holen und stelle fest, es ist sehr windig - das wird wohl eine kurze Etappe heute, denke ich mir.
Wir frühstücken in Ruhe und kommen gegen viertel vor elf los. In Katwijk, also nach ein paar Hundert Metern, legen wir eine Fotopause ein, es entsteht ein Gruppenbild mit Kindern, Rädern und Stofftieren, ich lichte mein Rad ab, Johanna macht Aufnahmen mit ihrer Digitalkamera - Toni hat zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene, sie wird im nächsten Monat eine zum Geburtstag bekommen.
Der Wind ist und bleibt kräftig und pustet in den Dünen permanent mit aller Macht von vorne. Die Kinder halten sich aber wacker und bleiben dauerhaft gut gelaunt. Wir legen natürlich auch viele Pausen ein, motivieren die Kinder mit kleinen Wettfahrten oder mit dem Anreiz, nach soundsoviel Kilometern gibt es mal wieder ein paar Kekse…
Im Nobelhotel-Ort Noordwijk wird ein Einkauf erledigt - ich warte bei den Rädern, während Claudia und die Mädels einen Supermarkt suchen. Vor der Weiterfahrt gibt es noch ein Eis und dann geht es wieder hinein in die scheinbar endlose Dünenlandschaft.
Der Radweg ist stark frequentiert, neben zahlreichen Reisenden sind auch viele einheimische "Alltagsradler" unterwegs; mir fällt auf, dass viele von ihnen trotzdem Packtaschen mitführen und interessanterweise sehr oft einen Aero-Lenker montiert haben. Schon jetzt und bis ans Ende des Urlaubs immer wieder hören wir bzw. vor allem die Kinder Respekts- und Sympathiebekundungen - sie sind vermutlich die jüngsten Selbstfahrer auf dem Nordseeküstenradweg in diesen Tagen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Leuchtturm in Noordwijk aan Zee

Leuchtturm in Noordwijk aan Zee




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, skurrile Skulptur

Skurrile Skulptur




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Fietpad

Ein typischer Abschnitt in den Niederlanden: Dünen, guter Asphalt, viel Verkehr




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Fietspad

Fietspad - die niederländische Bezeichnung für "Radweg"




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Fietspad

Fietspad


Irgendwann tauchen die hässlichen Hochhäuser von Zandvoort am Horizont auf, ich muss an 1996 denken; damals habe ich hier (im Rahmen meiner Radfahrt von Kiel nach Iggensbach) einen alten Schulfreund besucht, der seinerzeit hier beruflich tätig war.
Mit dem Erreichen der Promenade legen wir erst einmal eine Pause ein, Toni ist inzwischen doch schon ganz schön k.o.. Die Inspektion der Karte zeigt zwei Campingplätze, wir beschließen, den nächstgelegenen, nämlich jenen an der Rennstrecke anzusteuern. Unterwegs setzt sogar noch Regen ein.
Am Campingplatz ist die Hölle los, Scharen Jugendlicher bestimmen das Bild, keine Ahnung, was für eine Riesenparty hier bevorsteht… Während ich also mit lauter Rucksacklern in der Warteschlange an der Rezeption stehe, holt meine Partnerin mich wieder raus: die Kinder, vor allem wohl Toni, hätten von sich aus gesagt, dass sie doch noch die zwei Kilometer bis zum nächsten Platz fahren möchten.
Okay, von mir aus. Dort kommen wir dann um 17:45 nach 31 gefahrenen Kilometern an und es ist erwartungsgemäß deutlich ruhiger. Ein absolut spießiger Wohnwagendauercamperplatz, mit Gartenzwergen und eingezäunten Parkbuchten für den polierten Mercedes. Für uns mit den Kindern aber wesentlich netter, als der Partyplatz vorhin. Und die "Zeltwiese", ein kleines sandiges Areal in den Dünen, ist sehr nett etwas abseits gelegen. Erfreulicherweise hat auch der Regen schon wieder aufgehört.
Ich halte mich dann gar nicht lange auf, lade mir Kekse, Luftpumpe und Reparaturwerkzeug in eine Tasche und radle zurück nach Hoek van Holland. Mit bestem Rückenwind benötige ich für die 68 Kilometer 2:15, was einem 28er Schnitt entspricht.
Die Autofahrt ist eine ziemliche Gurkerei über die Dörfer, das GPS ist mir behilflich und um 22:00 bin ich wieder am Zelt, wo ich mir noch einen Tee koche und etwas esse.



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Donnerstag, 09.08.2007

Karte Tagesetappe


In der Nacht geht kräftiger Regen nieder. Als wir dann um halb acht aufwachen, ist es zunächst trocken, doch ziehen finstere Wolken über die Landschaft, getrieben von einem starken Wind. Wir frühstücken draußen, flüchten dann bei einsetzendem Regen aber bald wieder ins Zelt, wo wir noch eine ganze Weile mit den Kindern spielen. Wir freuen uns, dass wir so ein großes Zelt haben, um solche Schlechtwetterphasen zu überbrücken. In dem alten Vaude wäre das nicht möglich gewesen, jedenfalls nicht, ohne es komplett auszuräumen. Ist schon toll.
Am späten Vormittag bessert sich die Lage und wir verlassen gegen 12 Uhr den Campingplatz. Der Weg heute ist abwechslungsreich, mal geht es durch Dünen, mal durch Wald (der dann auch guten Windschutz bietet), schließlich über blühende Wiesen, dann wieder vorbei an riesigen Gewächshäusern und durch weites Grasland. Die Kinder sind lange nicht so angestrengt, wie gestern. In Ijmuiden, einem hässlichen Ort von industriellem Gepräge überqueren wir mit der Fähre den Nordseekanal, verproviantieren uns und setzen bald die Reise fort. Eine großartige Entdeckung im Sortiment der hiesigen Supermärkte ist der Vla (ich kannte das schon, war mir sicher, die Kinder würden begeistert sein…), den wir in Literkanistern kaufen und damit unsere Pausen aufpeppen.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Fietspad

Fietspad


Der Radweg ist angenehm geführt und durchweg bestens beschildert. Nach 34 Kilometern erreichen wir den Campingplatz westlich der kleinen Stadt Castricum. Über den Tag ist es mit durchschnittlich 16°C relativ kühl, erst am Abend zeigt sich noch einmal richtig die Sonne. Ich bin zwischenzeitig etwas skeptisch, ob die Etappenlängen nicht das Leistungsvermögen der Kinder übersteigt, hätte mich auch durchaus mit zwanzig Kilometern am Tag zufrieden gegeben, ja, eigentlich bin ich von vornherein davon ausgegangen, dass es kaum weiter gehen wird. Meine Partnerin motiviert die Mädels aber stets aufs Neue, so dass es am Ende wohl okay ist, so zu fahren, wie wir fahren.
Der Campingplatz ist eine gigantische Ferienkolonie und somit auf den ersten Blick etwas abschreckend. Doch wird uns als Zelter ein Platz auf einer etwas abseits gelegenen, kleinen Wiese gezeigt, sehr kuschelig, so dass wir von dem Massenbetrieb praktisch nichts mitbekommen.
Die Kinder helfen wie stets beim Auspacken und Zeltaufbau mit, dann gehen sie auch schon auf Entdeckungstour auf dem Platz. Im Gebäudekomplex der Rezeption findet gerade eine Animationsveranstaltung statt, wo wir später die Kinder wieder finden, so eine Art Kinderdisko mit Karaoke in einem furchtbar miefigen Raum. Draußen kriegen sich indes zwei Frauen so arg in die Haare, dass nicht viel gefehlt hätte, dass sie sich die Schädel eingeschlagen hätten, zwei keifende Zicken…
Bei den Kindern hat ein Junge bleibenden Eindruck hinterlassen, der kräftig blutend in den Rezeptionsbereich kommt, wo wir gerade gemeinsam Postkarten aussuchen. Er hat sich beim Spielen eine harmlose, aber stark blutende Wunde zugezogen. Nichts für Johannas zartes Gemüt… Man kümmert sich um den armen Kerl, verpflastert ihn, wischt den Boden und macht seine Eltern ausfindig…
Zu passabler Zeit findet das ganze organisierte Treiben auf dem Platz ein Ende und es kehrt Ruhe ein.



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Freitag, 10.08.2007

Karte Tagesetappe


Wir genießen den Luxus, heute mal am Tisch frühstücken zu können, nebenbei zieht eine andere Radreisende schon davon, die einzige Person, mit der wir die kleine Wiese geteilt haben. Ich hole bei Wohnwagenwohnern in der Nähe den frisch aufgeladenen Kameraakku ab, den ich gestern Abend noch dort abgegeben hatte.
Um halb zwölf kommen wir los, die Landschaft ist moorig und der Wind wirklich fies, mit aller Macht pustet er uns ins Gesicht. Vor allem Toni muss manchmal ganz schön kämpfen, um nicht von der Straße gepustet zu werden, was aber auch heute nicht auf die Motivation drückt. So entscheiden wir uns nach knapp dreißig Kilometern doch noch für die Weiterfahrt und rollen bis Petten.
Auf diesem letzten Tagesabschnitt ändert sich die Landschaft grundlegend: wir verlassen nun nach vier Tagen und fast 150 Kilometern die Dünen und radeln in eine platte Graslandschaft hinein, die schon sehr an Friesland erinnert. Auch die Haubarg-artigen Gebäude und die zahlreichen Windräder legen den Vergleich nahe. Wahrscheinlich sieht es nun bis zum dänischen Ringköbingfjord entlang des Nordseeküstenradweges so aus… dort erwarten uns dann bis Schweden wieder Dünen…


Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Deich

Ein recht imposanter Deich!


Gegen die anschwellende Nordsee geschützt ist das Land durch einen wahrhaft gigantischen Deich, so etwas habe ich noch nicht gesehen, dagegen machen sich die friesischen Deiche aus, wie kleine niedliche Erdwälle.
Um 18:30 erreichen wir den Campingplatz (nach stolzen 39 km), dessen Rezeption noch bis 19:00 geschlossen hat. Ich möchte keine Zeit verlieren, will heute mal wieder das Auto nachholen und lade also mein Gepäck ab.
Wie gehabt Luftpumpe, Flickzeug, GPS, Kekse und Autoschlüssel eingepackt und ab geht die Post. Der Wind drückt mich mit durchschnittlich 28 km/h nach Süden, ich wähne etwa 80 Kilometer vor mir, am Ende sind es aber bloß 55. Eine tolle Fahrt, verglichen mit der Tour vorgestern… Schöne Villenviertel, kleine Ortschaften, Industrieromantik Klappe die Zweite in Ijmuiden.
Als ich um 22:00 wieder am Campingplatz bin, sind die Kinder "irgendwo", sie haben sofort Anschluss gefunden und treiben sich irgendwo auf dem Spielplatz herum.
Ich dusche, esse ein Brötchen und einen Apfel und freue mich, dass es hier keine midges gibt - letztes Jahr in Schottland war es abends in aller Regel nicht möglich, sich draußen vor dem Zelt aufzuhalten.



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Samstag, 11.08.2007

Karte Tagesetappe


In der Nacht gibt es einen wunderbaren Sternenhimmel, ein Vogel zerlegt unsere Mülltüte, wie ich feststelle, als ich mich am morgen auf den Weg zum Supermarkt mache. Um acht stehe ich dort noch vor verschlossener Tür, muss eine kleine Weile warten, bis geöffnet wird. Der Laden ist etwas schmierig, aber halbwegs vernünftig sortiert: ich kaufe Erdbeeren, Jogurt, Cornflakes und allerlei weiteres Proviant für den Tag ein.
Um viertel nach neun mache ich mich mit dem Auto auf den Weg nach Den Oever; wir befinden uns gerade an der Gabelung des Nordseeküstenradweges: eine Variante führt über die Inseln Texel und Vlieland - diese werden wir mit den Kindern radeln. Die zweite Möglichkeit führt über den kilometerlangen Afsluitdijk, den sog. Abschlussdeich, welcher das Ijsselmeer zur Nordsee hin abriegelt. An dessen südlichem Punkt liegt Den Oever und dort parke ich den Wagen, um ihn später wieder abzuholen. Die Fahrt dauert etwa eine Dreiviertelstunde.
Zurück fahre ich wieder mit dem Rad, knapp vierzig Kilometer. Eine nette kleine Tour, ich sehe das Watt, das Ijsselmeer, in den Ortschaften kleine Grachten, Boote, Klappbrücken. Es ist ein wenig unfair, denke ich bei mir, ich sehe auf diese Weise viel mehr Holland, als meine Mädels…
Um halb zwölf bin ich wieder am Campingplatz, gönne mir noch ein zweites Frühstück und dann geht es auch bald wieder los. Johanna und Antonia haben hier ein Mädchen aus Berlin namens Paulina kennen gelernt, die ihrerseits mit ihren Eltern für drei Wochen in den Niederlanden umherradelt. Auch deren Ziel sind die Inseln und so kommt es, dass sie sich für den Abend in Den Helder vage verabreden.
Mit diesem "Termin" ist dann auch die Option vom Tisch, heute noch Texel zu erreichen, was mir sehr recht ist.
Der Wind steht erstmals relativ günstig, pustet von der Seite und erlaubt ein flottes Tempo. Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher ehrlichen Begeisterung die Kinder bei der Sache sind. Im Wiegetritt jagen sie die Hügel hinauf (es gibt doch noch einige Dünenabschnitte) und haben wirklich Spaß. Weiterhin achten wir aber auch auf ausgiebige Pausen, in denen neben dem Vla-Genuß auch oft noch eine Partie Mau Mau (bzw. Uno), Schwarzer Peter oder Kniffel auf dem Programm steht.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Kurze Pause




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Sommerliches Radeln bei bestem Wetter


Um 17:00 erreichen wir den Campingplatz in Den Helder, es gibt die Gelegenheit, eine Waschmaschine zu nutzen und so ist erst einmal große Wäsche angesagt. Während meine Partnerin später den Einkauf erledigt, spiele ich mal wieder mit den Kindern Karten - Paulina kommt erst relativ spät an. Sie wird bei Joe und Toni im Zelt mit übernachten.
Ich freue mich immer wieder über die Selbstständigkeit unserer Kinder und fühle mich in diesem Zusammenhang auch insgesamt bestätigt, was die Konzeption des Urlaubs betrifft: die Mädels haben Bewegung, den ganzen Tag frische Luft, eine gute Portion Abenteuer, sie lernen ein bislang unbekanntes Land ein wenig kennen, haben abends auf den Campingplätzen ein sicheres räumliches Umfeld, in dem sie sich frei bewegen können und wo die Möglichkeit besteht, Kontakte zu anderen Kinder zu finden. Und das kommt letztendlich auch uns zugute, es macht die Gesamtsituation extrem entspannt.

Am Rande schnappen wir bei Wohnwagenwohnern im Fernsehen auf, dass Schleswig-Holstein gerade regelrecht absäuft, es wegen anhaltender Regengüsse teils zu erheblichen Überschwemmungen gekommen ist… Und wir können hier den Sommer genießen!
Die Hälfte des Urlaubs ist nun schon vorbei, da sind meine Gedanken zwischenzeitig schon in die nahe Zukunft gerichtet, die allerlei erfreuliche Umstände und Ereignisse sowie noch zwei weitere Urlaube erwarten lässt: im September steht mein Solo-Radurlaub an (Basel - Berchtesgaden), im Oktober werde ich mit meiner Partnerin die Republik von München nach Kiel durchradeln.
Und natürlich denke ich an die noch anstehenden Sportevents: morgen in einer Woche die Cyclassics in Hamburg (kleine entspannte Radfahrt), vor allem aber der Ratzeburger Mitteldistanztriathlon am Sonntag in zwei Wochen…



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Sonntag, 12.08.2007

Karte Tagesetappe


Der Morgen gibt sich wieder sommerlich, heiß brennt die Sonne uns auf den Pelz, wie herrlich! Ich düse zur Tankstelle, hole Milch und dann gibt es wieder Cornflakes zum Frühstück. Paulina ist mit dabei, ihre Eltern nutzen wohl die Gelegenheit, richtig lange auszuschlafen, sie kriechen erst ziemlich spät aus dem Zelt… Für den Abend wird wieder eine lockere Verabredung getroffen, angepeilt wird der nördlichste Campingplatz auf Texel, mal sehen, ob wir so weit kommen…
Um halb zwölf kommen wir los, auf grandiosem Asphalt bei kräftigem Rückenwind geht es am Deich entlang die letzten acht Festlandkilometer bis zum Hafen von Den Helder, von wo aus die Fähre nach Texel abfahren wird.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Leuchtturm Der Lange Jaap, Den Helder

"Der Lange Jaap", der Leuchtturm von Den Helder


Unterwegs noch ein Photoshooting am Vuurtoren "De Lange Jaap", ein großer Leuchtturm am Wegesrand. Auch Johanna macht fleißig Bilder mit ihrer Digitalkamera. Für Toni steht nun auch ihr Geburtstagswunschzettel fest, nämlich drei Dinge: eine Lenkertasche, eine Landkarte und eine Kamera. Diese Wünsche werden ihr zu ihrem Geburtstag einen Monat später erfüllt werden…
Den Helder ist gar nicht mal so klein, die Fähre auch nicht und der Terminal ist wirklich auf Massenbetrieb ausgelegt. So stürzen wir uns ins Getümmel, berappen insgesamt 19,- € für die 25-minütige Überfahrt. Die Kinder sind einigermaßen fasziniert von dem großen Schiff, das ist neu für sie, sonst kennen sie nur die Kieler Fördedampfer und Fähre am Nord-Ostsee-Kanal.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Fähre von Den Helder nach Texe

Auf der Fähre von Den Helder nach Texel


Es geht nun in den Wald hinein, wir legen mal wieder eine Eispause ein, später ziehen Wolken auf und wir müssen einen kurzen Regenschauer abwarten. In De Koog hoffen wir, unsere Vorräte auffüllen zu können, was aber fehlschlägt, in der kleinen Einkaufszone gibt es nur Restaurant, Kneipen und Souvenirgeschäfte.
Auf dem letzten Abschnitt des Tages verfahre ich mich mit Toni: wir hatten die beiden anderen aus den Augen verloren und so radeln wir für einige Kilometer auf getrennten Wegen. Gut, dass dieses Missgeschick am Ende der Etappe geschieht und wir uns über unser Ziel im Klaren sind. Am Campingplatz an der Nordspitze von Texel treffen wir dann wieder aufeinander. Die Mädels sind den ganzen Tag wieder sehr flott unterwegs gewesen.
Es ist 18:00, als wir einchecken und nur wenig später taucht auch Paulina mit ihren Eltern auf. Auf einer kleinen, von Hecken gesäumten Wiese in unmittelbarer Nähe zum Spielplatz schlagen wir die Zelte auf, und kaum, dass wir angekommen sind, sind Joe und Toni auch schon mit anderen Kindern unterwegs. Es ist auch kein Problem, dass ich später mit Claudia alleine einen kleinen Ausflug zum nahen Leuchtturm unternehme.
Als wir später wieder am Zeltplatz sind, fragen die Kinder, ob sie noch eine kleine "Nachtfahrt" mit Paulina und ihren Eltern unternehmen dürfen, was wir ihnen erlauben.



Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Texel: Leuchtturm Eierland

Nordtexel: Leuchtturm Eierland
(ja, der heißt wirklich so...!)




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Montag, 13.08.2007

Karte Tagesetappe


Um 8:20 radele ich ins knapp drei Kilometer entfernte De Cocksdorp, wo ich im großen, bestens sortierten Supermarkt für unser Frühstück und für den Tag einkaufe. So gibt es mal wieder frisches Obst mit Cornflakes und Jogurt.
Heute ist der Transfer nach Vlieland geplant, meine Partnerin hat bereits die Tickets für das kleine Boot reserviert: sage und schreibe 69,- € kostet der Spaß! Im Preis inbegriffen ist allerdings neben der eigentlichen Überfahrt auch noch der LKW-Transport durch den sandigen Truppenübungsplatz im Süden der Insel.
Da die Fähre erst um 17:00 ablegen wird, haben wir noch viel Zeit; die Kinder stromern herum, die Frau erledigt ihre Postkarten, ich übe mich im Umgang mit dem Diabolo. Einen kleinen Ausflug an den Strand unternehmen wir noch und dann ist auch schon Zeit zum Einpacken.
Der Fähranleger gleicht einem Pfahlbau, es erfordert schon ein gewisses Geschick, die beladenen Räder hinüber zu bugsieren. Das Boot selber ist eher ein umfunktionierter Kutter als denn wirklich das, was man als eine Fähre betrachten würde… Der Kahn wird auf der etwa vier Kilometer weiten Überfahrt ganz ordentlich durchgeschaukelt, was vor allem Toni unterwegs nicht ganz geheuer ist.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Texel

Hier wird demnächst die kleine Fähre anlegen, die uns auf die nächste Insel bringen wird, namentlich nach Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Überfahrt von Texel nach Vlieland

Auf der Überfahrt von Texel nach Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Überfahrt von Texel nach Vlieland

Auf der Überfahrt von Texel nach Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

Die Gäste der Fähre erwartet auf Vlieland ein geländegängiger Truck, der uns in den Norden der Insel bringen wird


Auf Vlieland erwartet uns wieder ein Brettersteg, über den wir dann auf die Ladefläche eines gewaltigen geländegängigen M.A.N.-Trucks gelangen. Die Südhälfte der Insel ist, wie bereits angedeutet, militärisches Sperrgebiet und überhaupt, es gibt auch keine Straßen. Während - wie schon den ganzen Tag - die Mirage-Jagdflugzeuge am Himmel die Landschaft beschallen und wilde Flugmanöver vollziehen, rumpeln wir gut sieben Kilometer vorbei an Panzerwracks durch die sandige Weite. Wunderliche Flecken gibt es, mitten in Europa. Das ist wirklich ein ziemlich schräges Erlebnis!

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Panzer auf Vlieland

Wo sind wir hier bloß gelandet?!
Es gibt schon sonderbare Flecken mitten in Europa...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Panzer auf Vlieland

Panzer auf Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

Auf Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

Am nördlichen Ende des militärischen Sperrgebiets
spuckt uns dieser Truck aus und wir können weiterradeln.


Nur 13 Kilometer trennen uns nun noch vom angesteuerten Campingplatz, der Wind steht gut und so rasen wir regelrecht durch die einsame Dünenlandschaft. Um 19:30 erreichen wir unser Ziel, müssen dann noch eine halbe Stunde warten, bis die Rezeption öffnet. Wir nutzen die Zeit für einen kleinen Snack. Der Platz ist riesig!
In der Nacht macht sich mal wieder eine Möwe über unseren Müll her und zerfleddert die ganze Tüte, so dass ich morgens erst einmal aufräumen muss…



Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

Der Norden der Insel gibt sich dann im Abendlicht recht lieblich...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

Auf der Insel Vlieland - Weg durch die Dünen




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Vlieland

In der Dünenwelt der Insel Vlieland




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Velotraum Cockpitansicht

Velotraum Cockpitansicht




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Dienstag, 14.08.2007

Karte Tagesetappe


Heute soll es wieder ans Festland gehen; wir entscheiden uns dafür, die Fähre am Abend zu nehmen, somit quasi einen Ruhetag einzulegen. Dafür wollen wir uns mal den kleinen und einzigen Ort der Insel, namentlich Oost-Vlieland, ansehen, den Leuchtturm besichtigen und ein wenig einkaufen.
Die Kinder erwerben neue, qualitativ höherwertige Diabolos und ich bekomme im Fahrradgeschäft eine neue Birne für mein Vorderlicht (leider mit 2,3W die falsche, sie wird wenig später wieder durchbrennen…). Die Insel ist so gut wie autofrei, nur die wenigen Bewohner haben überhaupt eine Genehmigung, hier ein Auto zu fahren, Touristen müssen sich entweder zu Fuß oder mit dem Rad bewegen, sehr sympathisch!
Der Leuchtturm befindet sich über dem kleinen Ort auf einer Düne. Wir stiefeln die zahlreichen Treppenstufen hinauf, ich verzichte auf den kostenpflichtigen Aufstieg auf den Turm selber, die Mädels allerdings gehen hoch.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Der Leuchtturm auf Vlieland

Der Leuchtturm auf Vlieland


Später am Campingplatz gibt es Erdbeeren zu Mittag, während ein paar Regentropfen fallen. Dann ist auch schon Zeit zum Packen und zum Aufbruch und wenig später befinden wir uns auf der Fähre, welche uns nach Harlingen bringen wird. Es ist kühl und windig, bedeckt und gelegentlich fällt auch weiterhin Regen. Die Kinder sind heute ziemlich zickig, es gibt ein wenig Stunk.
Am Abend erreichen wir den kleinen Hafen von Harlingen, Industrieanlagen flankieren eine schmucke Altstadt. Wir haben es nicht weit bis zum Campingplatz und da es gerade trocken ist, beschließe ich, noch heute Abend das Auto zu holen. Es ist kühl, der Wind kommt von vorn und so juckel ich durch Schafkacke über den Deich nach Süden. Nach acht geradelten Kilometern verfinstert eine Wolkenwand die Landschaft und dann bricht auch schon der Regen los. Ich bemühe mich, den 30 Kilometer langen, wie mit dem Lineal gezogenen Deich als mentalen Test zu betrachten und wacker in die Pedale zu treten.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Afsluitdijk

Der Abschlussdeich, niederländisch Afsluitdijk,
welcher die Nordsee vom Ijsselmeer trennt


Schön, dass ich neuerdings eine wasserdichte Kamera habe (die alte, eigentlich noch relativ neue Olympus-Kompaktkamera fiel ebenfalls dem Einbruchdiebstahl vor kurzem zum Opfer), so kann ich die trostlose Stimmung immerhin in ein, zwei Aufnahmen festhalten… Ein Spaß ist die Angelegenheit aber dennoch nicht. Nun ja, zwei Stunden gehen auch rum, nach exakt 120 Minuten erreiche ich das Auto und bin um 22:15 wieder am Campingplatz, wo meine Partnerin inzwischen die Zelte aufgestellt und die Kinder versorgt hat.
Sie hatte sich schon ein wenig Sorgen gemacht, wo ich denn bleibe, da es ziemlich spät ist, alt ich wieder eintreffe - doch habe ich unterwegs noch getankt und relativ lange benötigt, einen Parkplatz zu finden, bevor ich das Auto dann doch einfach vor dem Campingplatz abstellte. Ich dusche heiß und esse noch eine Kleinigkeit, bevor ich mich zur Ruhe lege.
Die Nacht hat unwetterartigen Charakter, ich schlafe unruhig, wache zwischenzeitig schweißgebadet auf und frage mich immer wieder, wie viel Sinn es macht, bei diesen Verhältnissen morgen die Fahrt mit den Kindern fortzusetzen, spiele schon insgeheim Optionen durch, die einen Abbruch der Fahrt bedeuten. Ein wunderbar sonniger Morgen wird diese Überlegungen in der Retrospektive jedoch überflüssig erscheinen lassen!



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Mittwoch, 15.08.2007

Karte Tagesetappe


Ja, wie gesagt, hurra, die Sonne scheint! Das hätte ich nach dem gestrigen Abend und der Regennacht nicht für möglich gehalten…

Ich stehe recht früh auf, lade direkt wieder das Fahrrad ins Auto und mache mich auf den Weg, um selbiges etwa 10 Kilometer nordwärts zu versetzen, in einen Ort mit dem wunderlichen Namen Sexbierum. Auf der Rückfahrt habe ich mit erheblichem Gegenwind zu tun… aber es ist ja nicht weit… und jetzt Wind von vorne, das bedeutet auch, nachher mit den Kindern Rückenwind!
Ich kaufe unterwegs noch für das Frühstück ein und bin dann bald wieder am Zelt, wo ich abermals dusche und es mir dann mit den Mädels, die inzwischen alle auf den Beinen sind, am Tisch gemütlich mache.
Die Etappe beginnt mit der Fahrt durch Harlingen. Die Innenstadt ist klein, recht schnuckelig und wirkt insgesamt etwas heruntergekommen. Nördlich des Zentrums schließen sich Hafen- und Industrieanlagen an und schwups lassen wir den Ort hinter uns und die Fahrt geht entlang des Deiches Kurs Nord. Das Land ist platt, der Weg bestens asphaltiert - wenngleich massiv mit Schafkacke verunreinigt - und der Wind pustet mit Macht von hinten, dass es eine wahre Freude ist! Ohne Mühe düsen wir dahin, vorbei an tausend Schafen, ab und zu kommen uns Radreisende entgegen, die sich sichtlich angestrengt mit dem Gegenwind plagen... Und noch immer hören wir oft anerkennende Kommentare oder ernten erstaunte Kommentare von anderen Radlern, die sich auf die Kinder beziehen. Viele Kinder, die mit eigenem Gepäck radeln gibt es wirklich nicht…

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Grasdeich

Wir haben die Insel Vlieland verlassen (mit der Fähre nach Harlingen)
und radeln nun wieder am typischen Grasdeich entlang




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, typische Windmühle

Hier werden gängige Klischees bedient!


Wir legen unter anderem die übliche Vla-Pause ein und erreichen am späteren Nachmittag Holward - nach tatsächlich 59 Kilometern mit einem Schnitt von 16,2 km/h…! Welches sechsjährige Kind kann das schon von sich behaupten! Und es nun nicht so, dass die Mädels am Abend besonders k.o. sind.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Fast 60 Kilometer sind wir geradelt - Rekordetappe!


Auf mich wartet nun allerdings noch die etwas unerfreuliche Aufgabe, das Auto zu holen, bedeutet für mich einen im Wind etwas zermürbenden Ritt. Dabei erlebe ich einen Hungerast, bin genervt - vorübergehend; dann aber auch sehr schnell wieder regeneriert.
Am Abend gehen wir in der einzigen Gastwirtschaft des Ortes essen, sozusagen das nachgeholte, weil in Rotterdam nicht durchgeführte, Pfannkuchenessen. Allerdings gibt es keine Pfannkuchen, aber die Kinder freuen sich auch über Pommes und Schnitzel. Der Laden ist etwas prollig und entsetzlich verraucht und am Ende kostet uns der Spaß über fünfzig Euro. Aber lecker war es schon.
Später machen wir Pläne für den morgigen, letzten Tag dieses Urlaubs; etwa dreißig Kilometer streben wir an für die zehnte und letzte Etappe.



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Donnerstag, 16.08.2007

Karte Tagesetappe


Ich bin früh wach und ohne, dass es irgendjemand bemerkt, schleiche ich mich davon. Einen Zettel lege ich noch hin mit der Notiz "Bringe das Auto weg, komme um neun Uhr wieder" - eine zeitliche Prognose, die sich als minutengenau herausstellen wird…
So habe ich vorm Frühstück schon 26 Kilometer zurückgelegt und das Auto steht in Robbenoort, von wo aus wir später am Tag nach Kiel fahren werden. Der Umstand, dass ich so früh schon wieder da bin und wir somit zu einer ganz normalen Zeit frühstücken, führt dazu, dass ein ganz normales Etappengefühl entsteht, war also eine gute Idee von mir, so zeitig losgefahren zu sein, wenngleich Gegenwind, Regen und jede Menge Schafkacke phasenweise etwas nervig sind...

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Deich, Deich, Deich...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

...und nochmal Deich...




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Meine Jüngste ist gerade mal sechs Jahre alt, als wir uns auf den Nordseeküstenradweg begeben




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

...und Schafe sind immer wieder eine kleine Sensation!




Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande, Hafen von Lauwersoog

Der kleine Hafen von Lauwersoog


Auch unsere gemeinsame Etappe gestaltet sich zwischendurch etwas ungemütlich. Der Himmel ist finster und als wir über den Damm fahren, der das Leuwersmeer zur Nordsee hin abschließt, setzt auch noch recht kräftiger Regen ein, der die Kinder allerdings überhaupt nicht stört. So kommen wir einigermaßen nass in Robbenoort an, wo ich den Wagen in einem Wohngebiet abgestellt hatte.

Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route, Niederlande

Das Auto ist erreicht, nun heißt es einladen und dann liegen gut sechs Stunden Fahrt vor uns.


Kaum angekommen, starte ich sofort das Programm "Verladen", das optimale Packmuster habe ich noch im Kopf, so lange ist die Packerei vor der Hinfahrt ja noch nicht her… Lenker werden längs gestellt, Vorderräder ausgebaut, alles gut gepolstert - vor allem mit meinem neuen Rad bin ich pingelig, bloß nicht jetzt noch ein Kratzer im Lack!
Claudia sorgt in der Zwischenzeit dafür, dass die lieben Kleinen wieder trockene Kleidung bekommen und dann geht die Heimfahrt auch schon los - nicht allerdings, ohne vorher in einem nahen Supermarkt noch ausgiebig niederländische Souvenirs und Leckereien eingekauft zu haben: Schokostreusel, Kekse, Schokolade und ein paar Mitbringsel.
Gut vierhundert Kilometer trennen uns von Kiel, die Kinder sind auf der Fahrt ausgesprochen lieb und bekunden schon jetzt laut und deutlich, dass sie im kommenden Jahr wieder einen Fahrradurlaub machen möchten. Schön, dass es allen wirklich gefallen hat!



Nordseeküstenradweg, North Sea Cycle Route

Hier geht es zum Bericht des Folgejahres (2008)




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