Mecklenburgische Boddenlandschaft, Hiddensee
Samstag, 12. Juni 2010
Nachdem uns die Kajaktour im WM-Jahr 2006 in so guter Erinnerung geblieben ist (dereinst paddelten von Ratzeburg bis an die Schlei), planen wir nun, vier Jahre später, abermals ein wenig auf bzw. an der Ostsee zu paddeln. Dem Engagement meiner Schwester, welche mich begleiten wird, ist es zu danken, dass wir speziell von Prerow aus starten werden.
Eigentlich stand als Idee im Raum, die letzte Tour ab Travemünde ostwärts fortzusetzen, um auf diese Weise ein weiteres Stück deutscher Ostseeküste zu erschließen. Dies ist aber in logistischer (und damit auch in finanzieller) Hinsicht zu aufwändig, so dass wir uns letztlich für die kleine Runde in den mecklenburgischen Boddengewässern entscheiden. Startpunkt ist gleich Endpunkt der Tour, das macht es einfach.
Dieser Monat Juni soll mich - nach einigen fast paddelfreien Jahren - gleich zwei Mal im Kanu auf das Wasser bringen: wenige Tage nach dieser Tour steht eine kurze Reise nach Schweden auf dem Programm; ich werde mit einem Freund und einer Gruppe Jugendlicher für eine knappe Woche in Südschweden über die Seen fahren.
Nun sitze ich aber erst einmal in einem fast leeren Zug und rolle ostwärts dem Abenteuer entgegen, freue mich riesig darauf, bald mal wieder im Seekajak zu sitzen, Salzluft zu schnuppern, dem Wasser so nah zu sein, freue mich auf das Leben im Zelt, freue mich auf die Gesellschaft meiner Schwester.
Die Bedingungen - Gegenwind bis Beaufort 6 - werden es uns nicht einfach machen, ich werde hinterher sagen können, dass zwei der Etappen mit zu dem physisch härtesten zählen werden, was ich bislang in meinem Leben an Outdoor-Aktivität unternahm.
Die Schwester und ich treffen uns in Rostock; das heißt, sie steigt dort mit in den Zug und wir tätigen die Weiterreise bis Ribnitz-Damgarten gemeinsam. Es folgt eine eineinhalbstündige Busfahrt bis Prerow, etwas Regen fällt. Von der Bushaltestelle bis zum angepeilten Campingplatz ist es ein gutes Stück zu Fuß, was sich etwas beschwerlich gestaltet mit dem voluminösen Gepäck - neben der obligaten Campingausrüstung führe ich mein Kajakequipment einschließlich der Weste mit.
Den Lagerplatz, autofrei in einem kleinen Dünenwäldchen gelegen, hatte die Schwester auch schon im Vorfeld mit Bedacht gewählt, denn er bietet Zugang zum Meer - problemloses Einsetzen sollte möglich sein.
Wir schlagen das Zelt auf, ein relativ neues Wechsel Intrepid 2, erledigen dann einen kleinen Einkauf, bevor wir am späten Nachmittag einen ausgedehnten Strandspaziergang machen. Ziemlich windig ist es, was wir mit einem gewissen Argwohn beobachten…
Später wird gekocht und unter Zuhilfenahme unserer Jübermann-Karten ein grober Plan für die kommenden Tage erstellt.
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Sonntag, 13. Juni 2010
Weiterhin starker Wind, welcher (noch) zu unseren Gunsten aus westlichen Richtungen weht. Wir genießen das Frühstück vorm Zelt, bevor um zehn Uhr wie verabredet unser Verleiher Henrik Schmidtbauer (
www.darsstour.de) mit seinem VW-Bus eintrifft und uns Boote und Equipment bringt. Begleitet wird er von seinem kleinen Sohn, welcher flink auf dem Trailer umherklettert und beim Lösen der Taue hilft. Von einer kleinen Spritzdeckenleckage einmal abgesehen sind Boote und Ausrüstung in einem Top-Zustand. Normalerweise bietet darsstour wohl hauptsächlich geführte Unternehmungen an, der Individualverleih ist eher die Ausnahme und wurde auch erst gebahnt, nachdem wir glaubhaft vermitteln konnten, dass wir über ein gewisses Maß an Seekajakerfahrung und den notwendigen Respekt vor den Elementen verfügen. Dennoch bittet Henrik darum, zwischendurch mal eine Positions-SMS von uns zu bekommen - diesem Wunsch werde ich natürlich gerne entsprechen.
Ich wundere mich meinerseits ein wenig, dass er in seinem umfangreichen Materialfundus keine Sicherungsleinen für die Paddel parat hält und auf Nachfrage sogar lapidar meint, das sei doch nicht unbedingt nötig. Ich bin da anderer Meinung, nicht nur meine Erfahrung im Kanuverein sondern auch die einschlägige Literatur lehrte mich, dass diese Leine ein bedeutendes Element in der Sicherheitsausstattung auf dem Meer ist. Ich habe aber eigene Leinen im Gepäck, die wir benutzen werden.
Ein Weilchen plaudern wir noch, nehmen Tipps entgegen und Stellungnahmen zu den semi-legalen Übernachtungs-Spots in den Jübermann-Karten, bevor wir uns dann verabschieden und uns dem Beladen der Boote zuwenden.
Kurz taucht noch Platzwart ("Blockwart") Herr Becker auf und meint, etwas herumzicken zu müssen, was denn die Boote hier sollten, seien ja gar nicht angemeldet blablabla. Wir können ihn beruhigen, wir sind ja bald weg…
Ein kleines planerisches Versäumnis zwingt mich, noch mal in den Ort zu gehen, um Geld zu holen, wir hatten uns irgendwie verkalkuliert, was die Pfandsumme für die Kajaks angeht… Und bevor wir in der Wildnis ohne Taler dastehen, will das doch lieber hier erledigt sein. So verzögert sich die Abfahrt noch ein wenig.
Um 12:15 ist es dann soweit. Nachdem sich während der letzten Startvorbereitungen am Strand einige neugierige Zuschauer angesammelt hatten, stechen wir in See, schießen mit unseren schlanken Booten in die Wellen - zum Glück geht das gut, eine Kenterung hätten wir den Schaulustigen nicht gegönnt…
Gut zwei Kilometer legen wir mit Rückenwind zurück, dann müssen wir schon wieder an Land gehen, um in den Prerower Strom umzutragen. Auf der Südseite des schmalen Landstreifens wird wieder eingesetzt.
Wir nähern uns dann dem Bodstedter Bodden und spüren schon die Macht des Windes, sobald wir unseren Schilfschutz verlassen. Zunächst geht es ein paar Hundert Meter südwärts, eine ordentliche Welle hat sich aufgebaut und läuft uns von Steuerbord an. Ich fühle mich noch nicht hundertprozentig sicher im Boot, bin etwas unruhig in der Erwartung des weiten Boddens...
Wir wollen dann nach Westen. Das bedeutet, uns trennen vier Kilometer von der Halbinsel Bliesenrade. Vier Kilometer, auf denen der Wind uns mit Stärke 5 bis 6 von vorne ins Gesicht pustet. Technisch zwar deutlich einfacher zu handeln, als die Seitenwelle, aber sehr anstrengend. Mit gut zwei Stundenkilometern ringen wir dem Bodden Meter um Meter ab. Ich sorge mich zwischendurch etwas um meine kleine Schwester - was, wenn sich auf halber Strecke dekompensiert?! Wie gefährlich ist das, was wir hier tun? Ich komme zu dem Schluss, dass unser handeln durchaus zu verantworten ist. Das Wasser ist nicht kalt, unser Equipment ist erstklassig, ich kenne die üblichen Rettungs- und Lenztechniken nach einer möglichen Kenterung. Also, alles wird gut.
Erst zweihundert Meter vor der Küste wird dann doch noch eine kleine Pause erforderlich, meiner Begleiterin droht ein Hungerast. Wir legen uns Boot an Boot und es muss ein Riegel her. Sofort versetzt uns der Wind nach Osten, was im GPS-Track eindrucksvoll dokumentiert ist…
Eine ganze Weile pausieren wir wenig später auf Bliesenrade. Beide sind wir triefend nass vom Spritzwasser, die Schwester ist platt, mir ist nur kalt. Ein paar wärmende Sonnenstrahlen können wir erhaschen, reicht aber bei weitem nicht, um die Kleidung wieder trocken zu bekommen.
Die paar Stunden auf dem Wasser haben mir schon gereicht, um mich wieder deutlich sicherer zu fühlen in meinem Kahn, so dass ich durchweg gutes Gefühl habe, als wir unsere Fahrt fortsetzen, nun wieder Kurs Süd, heißt: Seitenwelle. Mir macht das Spiel in den Wellen sogar mächtig viel Spaß.
Die Landkarte lässt uns annehmen, dass wir direkt nach Erreichen des Ufers einen Campingplatz vorfinden würden, was sich aber leider als Irrtum erweist, so dass wir der Küste noch einmal knapp vier Kilometer folgen müssen (nun immerhin mit Rückenwind), um an Land gehen zu können. Der dortige Campingplatz liegt einen halben Kilometer im Landesinneren, also sind wir gezwungen in zwei Fuhren die Kajaks über den zum Teil fies sandigen und hügeligen Weg zum Campingplatz zu transportieren.
Birgit bedarf der Erholung und so übernehme ich am Abend gerne den Küchendienst.
Der Campingplatz von Pruchten befindet sich etwa einen halben Kilometer vom Strand entfernt, so müssen wir die Boote über Land bringen
Nicht zum ersten Mal stelle ich unterwegs in Gedanken Vergleiche an zwischen dem Reisen mit dem Rad und mit dem Kajak. Gerade an Tagen, wie dem heutigen, will einem das Rad als das komfortablere Fortbewegungsmittel erscheinen; jederzeit kann man pausieren, notfalls campieren - das Reisen im Boot erfordert Beharrlichkeit, einfach mal so anhalten in den Wellen ist schwierig…
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Montag, 14. Juni 2010
Schon früh sind wir wach, das laute Surren einer Wespe unter der Zeltplane hat unseren Schlaf beendet. Die Sonne strahlt durch die Baumkronen und es scheint, als habe sich der Wind gelegt. Wir beschließen, aufzustehen und den Tag zu beginnen.
Entsprechend früh sind wir dann auf dem Wasser: bereits um zehn drücken wir die Paddel ins Meer, Kurs Ost.
Die Sonne scheint, es ist ein frischer Morgen. Wir paddeln entlang eines Schilfsaumes, unterqueren bald die Landstraße, welche Zingst mit Barth verbindet. Ich muss an die Radtour denken, die ich einst von Kiel nach Berlin unternahm. Ich habe später nachgesehen, am 7. September 1991 sind wir auf dieser Straße von Zingst nach Stralsund geradelt. Lange her! Es war meine erste radreiseartige Unternehmung…
Das Gewässer östlich der Brücke gabelt sich, ein Bereich ist gesperrtes Naturschutzgebiet, der andere Zweig führt nach Zingst. Ein paar Segler sind auf dem Wasser, immer wieder tuckert mal ein alberner Pseudo-Raddampfer vorbei, der Touristen über die Boddenlandschaft bringt. Der Ort selber stellt sich unspektakulär dar, eine Kaffeepause in einem der Straßencafés fällt in Ermangelung einer geeigneten Stelle zum Anlanden aus.
Bei Kilometer 9 unserer Tagesetappe, bereits ein ganzes Stück hinter dem Ort, gelangen wir an einen Steg, welcher uns als Pausenplatz dient.
Das Gewässer weitet sich, der Wind ist freundlich mit uns und dank des GPS können wir einen direkten Kurs auf unsere "Zielwildnis" nehmen; ohne diese technische Unterstützung wäre das nicht so leicht möglich gewesen, denn "mit bloßem Auge" aus der Paddlerperspektive ist kaum auszumachen, an welcher Schilfzunge wir nun wo hinfahren müssen.
Recht früh am Tag erreichen wir dann nach zwanzig gepaddelten Kilometern den kleinen Strand mit angrenzender Wiese, welcher uns als Lagerstatt dienen wird. Noch sind Urlauber mit einem kleinen Kind am Strand und auf dem nahen Deichweg (übrigens ein Abschnitt des Ostseeküstenradwegs) herrscht noch gelegentlicher Verkehr, so dass wir erst einmal anlanden und den Zeltaufbau auf den Abend verschieben.
Wir verbringen den Nachmittag mit Lesen und Keksefuttern, ich habe noch zwei, drei Spiegel-Ausgaben der letzten Wochen im Gepäck, so dass keine Langeweile aufkommt. Nach und nach ziehe ich mich dabei immer wärmer an, der Wind pustet ganz ordentlich und auch, wenn noch die Sonne scheint, so bin ich nach einer Weile ziemlich durchgefroren.
Gegen sechs kochen wir uns ein feines Abendessen, danach wird das Zelt aufgestellt. Zahllose Mücken machen uns das Leben schwer, so dass wir uns ziemlich bald hinein verkriechen. Nur zufällig schaue ich später noch einmal hinaus, was ein Glück, sonst hätten wir einen ziemlich grandiosen Sonnenuntergang über dem Bodden verpasst!
Ich kümmere mich wie stets am Abend um meine Reisenotizen, um Koordinaten-SMS an Werner, meinen Geocaching-vernarrten Schwiegervater, der sich immer darüber freut; pflege meine Statistiken und lade mit meinem schicken neuen Nokia N900 ein Foto von unserer Wildnis zu facebook hoch, denke, es könnte eine nette Idee sein, auf diese Weise eine Art Blog anzulegen... Sollte keine so gute Idee gewesen sein, wie sich später zeigen wird…
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Dienstag, 15. Juni 2010
Kräftiger, kühler Wind weht über das Wasser, die Sonne scheint. Um halb acht frühstücken wir und um zehn stechen wir in See. Abermals erleben wir einen wunderbar frischen Morgen, immer besser finde ich meinen Rhythmus im Kajak, komme mit dem Wasser immer besser zurecht. Die Luft riecht nach Meer, ich finde mich in den Urlaub hinein, der Wind weht immer mal wieder Nordseeküstenradwegerinnerungen in mein Hirn… Herrlich.
Ungefähr nach der Hälfte der Tagesstrecke, also bei Kilometer 8 erreichen wir den kleinen Hafen von Kinnbackenhagen - man hätte auch leicht daran vorbeifahren können; gut versteckt im Schilf führt ein schmaler Kanal dorthin.
Ausfahrt aus dem kleinen, versteckten Hafen von Kinnbackenhagen
Wir pausieren ausgiebig, kochen Tee und Kaffee, lassen uns von Mücken ärgern und plaudern kurz mit einem Pärchen, welches auch paddelnd unterwegs ist - er mit einem edlen Feathercraft-Faltkajak, sie mit einem Klepper. Weil Wolken das Bild am Himmel dominieren, frieren wir bald und setzen schließlich unsere Fahrt fort.
Schwäne sind in dieser Gegend allgegenwärtig, mal sind es wenige, wie hier, manchmal auch hunderte
Ziel ist der Hafen von Barhöft. Die Strecke dorthin ist traumhaft schön, die Fahrt durch das Naturschutzgebiet ein Hochgenuss.
An einem wunderschönen Strand landen wir an, stellen aber schnell fest, dass der Hafen selber in diesen Tagen einer Baustelle gleicht und somit ziemlich wenig idyllisch ist. Die kleine Zeltwiese ist auf der einen Seite begrenzt von Mülltonnen, auf der anderen von Beton-Spundwänden, welche noch verbaut werden sollen - kein wirklich schöner Anblick. Außerdem, aber das kennen wir ja mittlerweile, tummeln sich dort tausende Mücken…
Was soll's, wir melden uns beim Hafenmeister an, zahlen zusammen für die Übernachtung 7,10 €, was ja lächerlich wenig ist, da nimmt man doch das schmucklose Ambiente in Kauf.
Zeltaufbau - nicht ohne vorher unsere Haut mit Autan-Spray eingerieben zu haben (habe das ja noch nie in meinem Leben benutzt; das Schwesterherz führt eine Flasche in ihrem Gepäck mit und ich muss sagen, das ist wirklich eine gute Idee… es stinkt zwar ekelhaft, verhindert aber tatsächlich effektiv - hätte ich nie geglaubt - dass man zerstochen wird…).
Romantisches Plätzchen in Barhöft
Unsere Vorräte sind ziemlich dezimiert, so dass wir unbedingt einkaufen müssen. Wir gehen davon aus, im 3,5 Kilometer entfernten, südlich von Barhöft gelegenen Klausdorf einen Supermarkt zu finden, unternehmen also am späten Nachmittag einen kleinen Spaziergang dorthin. Aber: Einkaufen? Fehlanzeige. Ein totes Dorf mit lauter schmucken, frisch renovierten und neu eingedeckten Häuschen - aber ohne jede Einkaufsmöglichkeit.
Wir stiefeln also zurück und sind froh, dass der Hafenkiosk gerade noch geöffnet hat und wir uns dort für den Abend verpflegen können.
Wir hocken uns mit all unserem Kochzeug an den Strand und bereiten uns Rührei mit Salami, während wir vor der Küste das Schauspiel verfolgen können, wie ein auf eine Sandbank gelaufener Segler von anderen Booten freigeschleppt wird. Dürfte ihm ziemlich peinlich gewesen sein, dann nach erfolgreicher Befreiung in Barhöft einzulaufen: auf zahlreichen Yachten dort sitzen Menschen beim abendlichen Glas Wein, die ebenso wie wir das Schauspiel verfolgten…
Es wird dann ziemlich bald ziemlich frisch, so dass wir uns bereits um halb zehn in den Schutz des Zeltes begeben. Mein Telefon findet kein Netz, so dass ich heute keinen Upload tätige.
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Mittwoch, 16. Juni 2010
Zeitig sind wir wieder auf den Beinen und da unser Lagerplatz - wie bereits erwähnt - nicht gerade ein Idyll ist, flüchten wir uns auf eine Bank an der Hafenmole, um dort im frischen Wind unser Frühstück einzunehmen. Es ergibt sich, dass ich mit meiner Frau telefoniere, die schon einige Male vergeblich versuchte, mich zu erreichen. Sie hat keine guten Nachrichten; durch meine drei Foto-Uploads und eine Wikipedia-Abfrage sind mittlerweile 134,- € an Mobilfunkkosten entstanden. Ich bin entsetzt. Zugegebenermaßen hatte ich mich im Vorfeld nicht präzise informiert, was die mobile Internet-Nutzung wirklich kostet. Doch habe ich bisher stets eine SMS bekommen, wenn seitens des Providers eine Guthabenaufbuchung auf meine Prepaidkarte erfolgte. Eine solche habe ich in diesen Tagen nicht registriert und somit angenommen, ich bewegte mich noch im Limit des vorhandenen Guthabens. Blöd gelaufen.
Hafenmole in Barhöft
Wieder sind wir bereits um zehn Uhr auf dem Wasser. Ursprünglich gab es mal die Idee, zwei Nächte in Barhöft zu bleiben, um von dort aus einen Tagesausflug an Hiddensee heran und wieder zurück zu unternehmen. Die wenig kuscheligen Umstände und das herrliche Wetter lassen uns von diesem Ansinnen abrücken, so dass wir mit voller Zuladung in See stechen, mal sehen, wo wir landen…
Das Wasser zeigt sich auf den ersten Kilometern wunderbar; glasklar, türkisfarben schimmernd, das Ambiente ist von mediterranem Charakter, die Sonne wärmt - ein Paddel-Traum.
Da der südliche Zipfel Hiddensees Naturschutzgebiet ist und wir diese virtuelle Grenze respektieren, müssen wir dem Fahrwasser folgen, welches sich in flachem Winkel immer weiter von der Westküste der Insel entfernt. Einmal werden wir von einem Segler überholt, der uns freundlich anspricht und uns seinen Neid auf unsere Unternehmung kundtut. Komisch.
Mein Kajak aus der Fischperspektive
Landgang an der Westküste von Hiddensee
Nach einigen Kilometern endet die Sperrzone, wir sind inzwischen etwa 700 Meter vom Ufer entfernt und drehen nun auf Ost, direkt auf den Strand zu, Teepause und Sonnenbad sind angesagt. Es ist auf diesem Abschnitt wenig los am Strand.
Inzwischen haben wir den Entschluss gefasst, die Insel ganz zu umrunden, setzen unsere Fahrt also in Richtung Norden fort. Im kleinen Ort Vitte folgt eine weitere Pause. Wir lassen die Kajaks am (hier sehr belebten) Strand liegen, nehmen nur unsere Wertsachen mit und begeben uns zum Supermarkt. Ein Einkauf für den Abend will erledigt sein, da wir anstreben, in der Wildnis zu übernachten. Darüber hinaus gönnen wir uns ein Stück Kuchen, leider nicht von besonderer Qualität, welches wir wenig später auf einer Bank an der stark von Urlaubsgästen frequentierten Promenade verspeisen.
Der nun folgende Abschnitt um die Nordspitze gerät grandios, eine imposante Steilküste bietet sich uns dar, kaum ein Lüftchen regt sich, das Wasser liegt fast spiegelglatt und funkelnd dar, die Sonne zaubert ein wunderbares Licht. In dem porösen Gestein haben sich Schwalben eingenistet, die zahlreich durch die Luft sausen. Meine Schwester wird später am Abend von der "tollsten Paddlung aller Zeiten" sprechen.
Weit oben steht ein mächtiger Leuchtturm, welchen wir in der Abenddämmerung von unserem Lagerplatz aus noch gut werden sehen können.
Wir umrunden die Nordspitze und gelangen nun wieder in eine völlig andere Welt: weite flache Schilfgürtel, zahlreiche Vögel, flaches Wasser, eine sengende Hitze. Der Umstand, dass sich kaum ein Lüftchen regt, sorgt dafür, dass uns weit vor der Küste Mückenschwärme behelligen.
Die Zielwildnis ist wieder ein "illegaler Spot" aus der Jübermann-Karte und lässt sich leicht finden. Ein wunderbares, wenn auch erwartungsgemäß mückenverseuchtes Fleckchen. Auch heute bin ich wieder dankbar, dass das unerschöpfliche Autanfläschchen immer noch wieder etwas hergibt…
Tagesabschluss mit einem herrlich kitschigen Sonnenuntergang.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages, in der Ferne sehen wir
den Leuchtturm von Hiddensee
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Donnerstag, 17. Juni 2010
Während unseres Frühstücks kommt über den Feldweg mit dem Automobil angefahren ein älterer Herr, auf dem Dach ein Kanu. Freundlich begrüßt er uns mit einem kräftigen Handschlag und natürlich kommen wir ins Gespräch. Kein böses Wort, dass wir hier wild lagern, vielmehr "kollegialer Austausch". Er berichtet, dass er den schönen Tag nutzen möchte, einmal um Hiddensee zu paddeln… Sportlich!
Wir fahren dann einige Kilometer südwärts bis nach Schaprode, wo wir einen Einkaufstopp einlegen. Ich bleibe am Strand bei den Booten, während meine Begleiterin sich in den Ort begibt, und die Besorgungen erledigt. Zwei mal zwei andere Paddler kann ich in dieser Zeit auf der weiten Bucht beobachten.
Fast lautloses Gleiten durch eine surreale Landschaft - Himmel und Meer verschmelzen am Horizont
Frisch verproviantiert geht die Reise weiter. Es ist sommerlich heiß, quasi windstill, ölig liegt die See da und verleitet uns zu Gedankenspielen, dass wir die Rückfahrt nach Prerow nicht über die Bodden, sondern vielleicht über das Meer vornehmen könnten. Das wäre insofern ein Wagnis, als dass auch auf der Ostsee weite Gebiete Naturschutz-Sperrzonen sind. Es würde bedeuten, dass wir uns abermals in das Fahrwasser westlich von Hiddensee begeben müssten, um uns dann in einem flachen Winkel (Kurs etwa 250°) wieder der Darß-Küste anzunähern. Das hieße nonstop 18 Kilometer über das Meer, wobei wir uns bis zu vier Kilometer von der Küste entfernen müssten. Bei solch ruhigen Bedingungen, wie wir sie in diesen frühen Stunden des heutigen Tages vorfinden, wäre das machbar. Wir sind uns einig, dass das nur bei absolut stabilen Verhältnissen Sinn machen würden.
Das Ambiente ist von surrealem Gepräge, kein Lüftchen regt sich, bleiern liegt die Hitze über dem Wasser, lautlos gleiten unsere Kajaks voran, in Küstennähe ragen Findlinge aus dem Meer, Möwen und Kormorane sitzen darauf. Im Norden, zwischen Hiddensee und Rügen, verschmilzt die See mit dem Himmel, eine Horizontlinie demarkiert sich nicht. Das Paddel durchsticht die Wasseroberfläche, langsam ziehe ich es durch, stets bemüht, einen optimalen Stellwinkel des Blatts zu haben, leise hebe ich es am Ende des Vorgangs wieder heraus, Wassertropfen plätschern. Und weiter und weiter…
Für eine kleine Mittagspause peilen wir einen Strand an (auch hier zunächst wieder auf einigen Kilometern keine Möglichkeit des Anlandens, da alles Naturschutzgebiet ist). Wir sind noch ein ganzes Stück davon entfernt, als wir vage ausmachen können, dass durch eine Böschung oberhalb des Strandes zwei relativ große Tiere brechen und in Richtung des Wassers laufen. Was ist das denn? Ich denke zunächst, es handele sich um Hunde, welche ein wenig in den Fluten zu toben gedenken, das machen Hunde ja manchmal. Wäre es so, so hätten sie uns dann auch möglicherweise das Anlanden vermiest. Die beiden Kreaturen stellen sich aber bei weiterer Annäherung als Rehe heraus. Und sie wollen mitnichten nur ein Bad nehmen, nein, wir können verfolgen, wie sie immer weiter ins Wasser gehen, irgendwann schwimmen, schließlich die Fahrrinne erreichen und sich dann irgendwann im fernen Dunst vor Hiddensee verlieren. Immerhin vier Kilometer misst die Distanz zum anderen Ufer an dieser Stelle, wir sind baff. Als wir das zu einem späterem Zeitpunkt Einheimischen schildern, wundern diese sich überhaupt nicht, das sei völlig normal. Aha!
Gut, wir können also anlanden, ohne von Hunden behelligt zu werden und eine Tee- und Kaffeepause im Schatten eines Baumes genießen.
Wettermäßig stellt die Fahrtunterbrechung eine Zäsur am heutigen Tag dar, der Wind frischt auf, die drückende Hitze wird hinfort gepustet, eine leichte Welle baut sich auf. Kein Problem aber mit dem Handling der Boote.
Stralsund voraus!
Ziemlich genau sechs Kilometer geht es jetzt über den westlichen Kubitzer Bodden, in gerader Linie auf den Zielort Prohn zu. Dabei öffnet sich der Strelasund und gibt den Blick frei auf die Hansestadt Stralsund (von unserer Position aus sind es etwa 11 Kilometer bis dort). Immer wieder kommt mal ein Geschwader Schwäne vorbei, welche es in dieser Gegend zu Hunderten, wenn nicht zu Tausenden gibt…
Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Ziel: den kleinen, adretten Privathafen von Prohn, versteckt und gut geschützt im Schilf. In den angrenzenden Vereinsgebäuden trifft sich gerade der ortsansässige Shantychor. Wir passen gerade noch den Hafenmeister ab, welcher uns einen Platz für das Zelt zuweisen kann und uns allgemeine Instruktionen gibt, bevor er mit seinem Gesangsverein laut vernehmbar Seemannslieder schmettert.
Im Privathafen von Prohn
Die beschichtete Pfanne ist noch nicht so lange Teil meiner Ausrüstung - und doch frage ich mich, wie es all die Jahre ohne sie ging!
Wir holen die Boote an Land, stellen das Zelt auf, gehen duschen und kleiden uns landfein. Schließlich ist auch die Gesangsstunde vorbei, wir regeln mit dem Hafenmeister noch das Finanzielle, bekommen von ihm einen Schlüssel für das Tor - das Hafengelände ist, da privat, stets verschlossen. Er ist so freundlich, uns dann im Auto mit in den Ort zu nehmen, da wir noch für das Abendessen einkaufen müssen. Den Rückweg, etwa drei Kilometer, bestreiten wir dann zu Fuß. Neben uns sind auf den Pfaden entlang eines kleinen Sees auch Scharen kleiner vollbepackter Bundeswehrsoldaten unterwegs, welche scheinbar gerade einen ausgedehnten Orientierungsmarsch machen dürfen.
Als wir später am Zelt sitzen, Blumenkohl kochen und Bratwürste braten und meine Schwester derweil an ihrem Bier nippt, können wir verfolgen, wie direkt hinter dem Zaun neben unserem Zelt der Chefsoldat die erschöpften Rekruten auf eine weitere Runde um den See schickt, da sie wohl die Karte falsch gelesen hatten…
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Freitag, 18. Juni 2010
Schon am Morgen ist klar, dass wir uns ganz schnell wieder von der Idee verabschieden können, über das Meer zurück nach Prerow zu fahren, was wir beide sehr bedauern. Wolken sind aufgezogen, ein kräftiger Wind weht aus Westen und der wird im Tagesverlauf noch an Intensität zunehmen. Der heutige, vor allem aber der morgige Tag werden uns viel, sehr viel abverlangen. Ich werde mich ans Limit meiner physischen und mentalen Möglichkeiten begeben und morgen Abend konstatieren, das diese beiden Fahrten sich einreihen in die Liste der härtesten Touren, die ich überhaupt in meinem Leben unternahm.
Zunächst beginnt die Fahrt harmlos. Um 10:15 sind wir auf dem Wasser, fahren in ziemlich direkter Linie nach Barhöft, Kurs Nord also, auf der Lee-Seite der Landzunge, wo wir nichts auszustehen haben, jedoch bereits ahnen, was uns noch blüht…
Nach ungefähr sechs Kilometern erreichen wir den kleinen Hafen, der uns ja schon bekannt ist, pausieren am Strand.
Ein paar Paddelschläge noch, dann ist Schluss mit Lee, für drei Stunden geht es nun direkt in den Wind. In technischer Hinsicht ist das gewohnt unproblematisch, da die Welle von vorne kommt und wir heute noch kaum kabbelige Verhältnisse vorfinden. Es kostet allerdings enorm viel Kraft.
Meine Schwester ist irgendwann am Ende ihrer Möglichkeiten, wenige Hundert Meter vor Kinnbackenhagen müssen wir "illegal" ins Schilf steuern, um ihr die Chance zu geben, sich mit ein paar Keksen wieder zu Kräften zu bringen, um es noch bis zum Ziel zu schaffen. Nun, ursprünglich wollten wir noch weiter, aber vor geraumer Zeit schon sind wir übereingekommen, dass wir heute nicht weiter, als bis Kinnbackenhagen fahren werden.
Um 16:00 huschen unsere Boote in den windgeschützten kleinen Kanal im Schilf - welch eine Wohltat!
Die Schwester ist platt, gönnt sich eine Mußestunde im Zelt, während ich mich aufraffe und dreizehn Kilometer laufe (…immerhin sind die Laufschuhe nun nicht vergebens mitgereist…)
Meine Laufschuhe habe ich eingepackt, um mit Blick auf den einen oder anderen Triathlon in den nächsten Wochen wenigstens einmal in diesem Urlaub eine Runde zu drehen. So folge ich bei leuchtendem Sonnenschein dem Ostseeküstenradweg in westlicher Richtung - kämpfe also nun rennend gegen den Wind… Landschaftlich ein extrem schöner Abschnitt, ich denke, es würde sich lohnen, auch mal den mecklenburgischen Teil des Weges abzuradeln…
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Samstag, 19. Juni 2010
In der Nacht geht kräftiger Regen nieder. Am Morgen dann haben wir zunächst den Eindruck, der Wind habe ein wenig nachgelassen, was sich aber schnell als Fehleinschätzung herausstellt.
Kaum, dass wir den sicheren kleinen Hafen verlassen haben, geht der Kampf mit dem Wind weiter. Wir weichen bald von dem ursprünglichen Plan ab, dem Fahrwasser folgend nach Zingst und schließlich weiter nach Prerow zu gelangen. Die betonnte Strecke geht ziemlich schnörkellos westwärts über den östlichen Barther Bodden was bedeuten würde, dass wir ungefähr zehn Kilometer ohne die Möglichkeit einer Landpause zu bewältigen hätten. Es ist eine arge Plackerei, immer wieder geht ein Schauer nieder, bald sind wir nass bis auf die Haut und frieren. Bei diesen Verhältnissen beschließen wir, alternativ zu der direkten Querung den Bodden unter Land abzufahren. Das heißt zwar, wir haben ziemlich genau die doppelte Strecke zu paddeln, dafür aber jederzeit die Möglichkeit, das sichere Ufer zu erreichen.
Bald kommen wir an "unserer" Zühlendorfer Wildnis vorbei, wo wir ein Weilchen pausieren. Und das ist wahrlich keine gemütliche Rast - nass wie wir sind, frieren wir, Regentropfen fallen, der Wind bläst uns um die Ohren, ich bin etwas zerknirscht… und denke auch, meine Herren, was für ein Kontrastprogramm in diesen Tagen: sind wir nicht eben noch schwitzend im T-Shirt über türkisfarbenes, ruhiges "Griechenland-Wasser" geglitten? Hätte an dieser Stelle ein Auto angehalten, um mich nach Prerow zu bringen, ich muss gestehen, ich wäre wahrscheinlich eingestiegen…
…Kommt aber zum Glück kein Auto. Also werfen wir uns bald wieder in die See, dem tosenden Wind entgegen. Harter Kampf. Einige Kilometer weiter gelangen wir an den Küstenabschnitt, welcher den Bodden im Westen begrenzt und urplötzlich huschen wir in die Leezone. Mit einem Schlag ist das Paddeln wieder ein entspannter Genuss, fast spiegelglatt liegt das Wasser vor uns. Nicht nur wir finden Gefallen an diesem Gebiet, auch Scharen von Schwänen bevölkern den Küstenstreifen.
Wir wissen, dass die Freude nicht lange anhalten wird und nutzen die ruhigen Verhältnisse für eine weitere Pause (in den Booten), bevor wir Kurs Nordwest steuern und vier Kilometer über den Bodden fahren - Ziel ist das schmale Gewässer, welches uns bis Zingst bringen wird.
Diese Überfahrt wird extrem hart und bestätigt uns in der Entscheidung, dass wir nicht den direkten Kurs über den Bodden wählten…
Die Wellen sind biestig, zum Teil haben wir es mit reflektierender See zu tun, der Wind heult und beginnt, mich zu zermürben. Ich gelange in technischer, wie auch in physischer und mentaler Hinsicht an meine Grenzen (…und denke manchmal zwischen all der Flucherei auch, was für ein Weichei ich bin…). Umso erstaunter - aber auch erleichtert - bin ich ob des Umstandes, wie gut die Schwester diese extreme Strapaze meistert.
Es kommt mir zwischendurch vor, als bewege sich das Boot keinen Meter über Grund, keine der Landmarken scheint ihre relative Position zu verändern… Immerhin sagt mir das GPS, dass wir noch Fahrt machen.
Und so findet irgendwann auch dieser Abschnitt sein Ende und kaum dass wir das nördliche Ufer erreicht haben, legen wir die Kajaks in den Ufergürtel (selbst da haben wir Mühe, sie zu halten), um zu pausieren. Der folgende Schilfsaum bietet keinen nennenswerten Windschutz, so dass wir nun zwar nicht mehr mit der Welle zu kämpfen haben, aber noch immer mit dem Sturm.
Meter für Meter kämpfen wir uns voran, erreichen schließlich den Steg, auf welchem wir vor einigen Tagen in der Sonne lagen. Wieder Pause. Ich verlasse gar nicht erst mein Kajak, muss mich zwischendurch ein bisschen zusammenreißen, um meine Genervtheit im Zaum zu halten.
Bin nass, friere.
Dann abermals zwei Kilometer Ringen mit den Elementen, bis wir am Ortsrand von Zingst einen kleinen Hafen entdecken und dort direkt hineinpaddeln. Wir wissen, dass es im Ort einen Campingplatz gibt, der aber schon ein ganzes Stück entfernt ist. Umso froher sind wir, als wir schließlich mit den freundlichen Herren des Anglervereins (welchem dieser Hafen gehört) klären können, dass man uns auf dem Gelände zelten lässt. Das erspart uns den lästigen Transport der Boote durch den Ort.
Nach dem Tag im Wind sind wir dankbar, dass wir im Hafen des Anglervereins von Zingst übernachten dürfen
Auf einer ebenen Wiese im Windschatten eines kleinen Gebäudes errichten wir unser Lager, die Schwester kocht Nudeln, während ich mit meiner Frau telefoniere. Gute Nachricht: ich führe zurzeit gemeinsam mit einem Kollegen die abteilungsinterne-Fußball-WM-Tippliste an - und das, obwohl ich überhaupt keine Ahnung habe (…später sollte sich ebendies in einem hoffnungslosen Absturz im Ranking manifestieren…). Schlechte Nachricht: ihr Canyon-Mountainbike ist irreparabel defekt: das Innenlager hat sich derart festgefressen im Rahmen, dass es nicht mehr auszutauschen ist. Schade, denn gerade habe ich an dem Rad für bummelig 200,- € neue Teile verbaut und blöd, denn in drei Wochen wollen wir das NSCR-Projekt fortsetzen…
Nach der Nudelmahlzeit stiefeln wir noch mal ins Dorf, um uns dort kurz vor Ladenschluss im hiesigen Supermarkt noch einen kleinen Nachtisch zu kaufen. Es ist festzustellen, dass Zingst ein ziemlich banales Nest ist.
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Sonntag, 20. Juni 2010
Um 14:00 sind wir in Prerow mit Henrik Schmidtbauer verabredet, um die Kajaks wieder abzugeben und da uns noch dreizehn Kilometer von dort trennen, stehen wir zeitig auf, um auf jeden Fall pünktlich zu sein.
Das schaffen wir schließlich problemlos, der Wind hat deutlich abgenommen und dreht teilweise auf Süd. Wir kommen flott voran, erreichen bald wieder die Stahlbrücke bei Bresewitz.
Drehbrücke bei Dresewitz
Es handelt sich um eine Drehbrücke, und gerade, als wir uns nähern, ist die Fahrbahn für den Straßenverkehr unterbrochen, während lauter kleine Segler zwischen den Pfeilern hindurchhuschen. Oben an der Brücke hat sich ein ganzer Pulk Radreisender angesammelt, scheint also eine recht populäre Gegend auch für Radler zu sein. Ich vermute, die meisten werden auf dem Ostseeküstenradweg unterwegs sein.
Letzte Kilometer auf dem Prerow-Strom
Dann erreichen wir auch schon den Prerow-Strom und es wird nun noch mal richtig idyllisch, wer hätte das gedacht!
Wir tragen nicht um, wie vor einer Woche, sondern folgen dem Gewässer bis zum Ende, wo wir einen kleinen Hafen erreichen - es ist erst 12:00. Ich rufe unseren Verleiher an, dem passt es sogar ganz gut, dass wir eher da sind und kommt um kurz vor eins. Ein Weilchen unterhalten wir uns noch, dann werden die Boote auf den Trailer geladen und wir machen uns daran, unsere Rucksäcke zu packen.
Später genießen wir noch einen großen Eisbecher, bevor wir zur Haltestelle aufbrechen, wo wir eineinhalb Stunden Wartezeit zu überbrücken haben, bis unser Bus abfährt.
Es folgen dann weitere 90 Minuten Fahrt bis Ribnitz-Damgarten. Schon auf der Hinfahrt vor einer Woche war ich erstaunt und überrascht, wie "westdeutsch" sich dieses nördliche Landstreifen Mecklenburg-Vorpommerns darbietet: überall neue oder aufwändig und edel restaurierte Gebäude, Geschäfte, Infrastruktur - all dies erscheint zumindest beim ersten, oberflächlichen Blick so gar nicht ostdeutsch. Vieles nämlich, was ich in den vergangenen Jahren in der ehemaligen SBZ sah, war eher von Verfall und Tristesse geprägt oder von miefiger Dörflichkeit, von der Omnipräsenz brauner Symbole einmal ganz abgesehen. Politisch völlig unkorrekt flachse ich, "vielleicht könnte man ja diese Gegend behalten und den Rest der ehemaligen DDR-Gebiete wieder zurückgeben…". Von solcherlei Humor mag das Schwesterlein nichts hören… Ich darf das nicht weiter spinnen…
Bald kommt dann der Zug, welcher uns nach Westen bringt. In Rostock steigt die Schwester aus, Ziel Berlin, während ich westwärts heimjuckel. Eine schöne und sehr kontrastreiche Woche liegt hinter uns.
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