Dänemark
Von Flensburg aus "Rund Als" und dann bis in die Schlei
Dienstag, 08. Mai 2012
Heute nun soll die kleine Kajakfahrt mit der Schwester beginnen. Wir haben im Vorfeld mal wieder lange hin und her überlegt, wo es nun hingehen soll.
Doch zur Abwechslung mal eine Flussreise? Oder eine Fortsetzung der deutschen Küstenfahrt, um die Lücke zwischen Travemünde und dem Darß zu schließen? Oder gar von Göteborg nach Oslo? Oder mit dem Billigflieger nach Kroatien? Wie wäre es mit einer Fahrt "Rund Fyn"?
All dies waren ernsthaft in Betracht gezogene Optionen. Favorisiert hätte ich die schwedisch-norwegische Schärenfahrt, doch war schnell klar, dass für die gut dreihundert Kilometer einfach nicht ausreichend Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Täglich dreißig Kilometer paddeln ohne einen zeitlichen Puffer, keine gute Idee.
Kroatien wie auch die anderen Varianten wären mit aufwändiger Logistik und relativ hohen Kosten verbunden gewesen, so dass wir am Ende beschließen, ein weiteres Mal in Richtung der Dänischen Südsee aufzubrechen. Zunächst planen wir die Anreise per Auto nach Mommark, um von dort - je nach Wind- und Wetterverhältnissen paddelnd oder mit der Fähre - nach Ærø aufzubrechen und dann noch mal die Gewässer zu bereisen, die uns im vergangenen Jahr so gut gefielen.
Regelmäßig beobachten wir in den letzten Wochen vor der Fahrt das Wetter, es zeigt sich durchwachsen, relativ kühl, vor allem aber immer ausgesprochen windig. Da wir einigermaßen genau wissen, was das in der dänischen Inselwelt für den Kajakfahrer bedeuten kann, sind wir nur bedingt euphorisch, was die Tour angeht. Schließlich fällt in allerletzter Minute, nämlich am heutigen Tag, die Entscheidung, nicht von Mommark aus zu starten, sondern einfach in Flensburg einzusetzen und dann mal sehen, wo es uns so hintreibt…
Birgit trifft um 12:15 in Kiel ein, um 13:00 kommt wie verabredet Werner vorbei. Er erscheint mit dem Touran von Katrin und Guido, da weder sein Zafira noch unser Focus über einen Dachgepäckträger verfügt, den wir für den Transport der Kajaks zwingend benötigen.
Wie schon im vergangenen Jahr geht es dann zunächst nach Sundsacker an der Schlei, wo wir zwei Kajaks reserviert hatten. Schnell sind diese vertaut und wir können die Reise fortsetzen.
Bald erreichen wir Flensburg - allerdings gestaltet es sich zunächst nicht ganz einfach, einen geeigneten Platz zu finden, um unsere kleine Reise zu beginnen.
Schließlich werden wir aber doch noch fündig - nämlich am innersten Zipfel der Flensburger Innenförde. Ein kleines Wegstück müssen wir die Kajaks durch die belebte Stadt schieben, um diese dann unter den interessierten Blicken zahlreicher Ausflugsgäste an der Mole zu Wasser zu lassen.
Wir bedanken uns bei Werner für's Hinbringen und paddeln dann in den etwas tristen Spätnachmittag hinein…
Grau ist es und fast windstill. Die Kulisse der Stadt gleitet an uns vorbei und ich kann viele bekannte Stellen wieder entdecken - vor einer guten Woche erst bin ich mit meiner Tochter von Flensburg aus zu einer fünftägigen Radtour entlang der Ostseeküste aufgebrochen. Nun schaue ich immer ans Ufer und erinnere mich… da haben wir angehalten und Pause gemacht, hier war dieses, dort jenes…
Heute fahren wir nicht mehr weit, die Ochseninseln sind unser Ziel. Auf einer der beiden kleinen Eilande besteht die Möglichkeit, das Zelt aufzustellen. Problemlos finden wir den Strand, an welchem wir anlanden. Alles hier wirkt ziemlich heruntergekommen und der Herr, der uns den Platz auf der Wiese zuweist - Typ Alt-Achtundsechziger-Aussteiger - hat ganz offensichtlich ein Alkoholproblem. Zwischenzeitig setzt Regen ein.
Schnell steht das Zelt an diesem etwas trostlosen Abend, es gibt eine warme Mahlzeit und ein paar Tassen Tee.
Wir vertreiben uns die Zeit mit ein klein wenig Geografie: ich hatte im Vorfeld Umrisskarten ausgedruckt, an denen wir uns nun versuchen. Erste Aufgabe: in eine weiße Europakarte die Staatsgrenzen eintragen. Dänemark ist einfach, Portugal und Spanien auch - doch spätestens beim Balkan oder den baltischen Staaten beginnen die Schwierigkeiten…
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Mittwoch, 09. Mai 2012
Regen fällt, ich schlafe fast bis neun und kann es zunächst gar nicht glauben, als Birgit mir erzählt, sie sei bereits eine Stunde um die Insel gewandert… Ich hatte nicht bemerkt, dass sie das Zelt verließ. Sie berichtet, dass sie Seehunde gesehen hat.
Wir frühstücken im Zelt, bauen bald ab und wuppen die Kähne an den Strand. Ich staune noch über den wie ich finde hohen Preis für den "Campingplatz": immerhin 17 Euro sollen wir berappen… Hatten wir doch im Vorjahr auf den "Primitiv-Pladsen" immer deutlich weniger gezahlt.
Kurze, nasse Pause.
Weiterhin haben wir es mit wenig Wind zu tun, doch ist es regnerisch-feucht und kühl - ich habe den ganzen Tag keine warmen Füße gekriegt… Kein Wetter für längere Pausen, wie schade. Nur mal kurz raus aus dem Boot zwischendurch, kleine Pinkelpause, schnell ein Snack und dann die Spritzdecke rasch wieder zugezogen!
Diese Melancholie wird erst durchbrochen, als es an die Querung der Förde mit dem Ziel Sønderborg geht: die Wolkendecke reißt auf, es scheint die Sonne und sogleich gibt die Landschaft ein wesentlich freundlicheres Bild ab. Sechseinhalb Kilometer geht es über bewegtes Wasser, macht Riesenspaß!
Einfahrt in den Hafen von Sonderborg.
Zeit für einen Tee!
In Sønderborg kennen wir uns noch aus, ruckzuck sind die Boote an Land gewuppt und bald steht auch das Zelt - an genau der gleichen Stelle, wie ein Jahr zuvor…
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Donnerstag, 10. Mai 2012
Regen, Regen, Regen… dazu Nässe und Kälte den ganzen Tag. Birgit bietet an, nach dem Frühstück den Einkauf und das Geldholen zu übernehmen, macht sich also auf den Fußweg in die Stadt. Ich räume auf, packe die Ortliebsäcke, baue das Zelt ab und gerade, als ich fast fertig bin, kommt Birgit wieder.
Viertel vor elf ist es, als wir in strömendem Regen losfahren. Nach wenigen Paddelschlägen ist alles nass im Boot. Was wir gestern schon ahnten: es handelt sich nicht um ein Spritzdecken-Fehlanwendungsphänomen, sondern es scheint so zu sein, dass man uns mangelhaftes Material mit auf den Weg gegeben hat. Ein echtes Ärgernis - denn wir fahren nicht im sonnigen Frühling Kroatiens, sondern im nasskalten Skandinavien. Das wird uns in den kommenden Tagen noch so manches Mal ein wenig die Stimmung verhageln.
Lange dauert es dann auch nicht, bis das Wasser sich seinen Weg sucht und sich in der Sitzmulde sammelt. Herrlich!
Wir fahren in Sonderborg am Schloss vorbei, drehen eine Runde durch das Hafenbecken und verlassen dann die Stadt nordwärts in den Als Sund. Recht beeindruckend ist die neue, erst im März dieses Jahres eröffnete Autobahnbrücke "Alssundbroen", welche sich 33 Meter über uns erhebt. Die Fahrt ist im Verlauf ausgesprochen ungemütlich. Birgit wird auf den heutigen fast dreißig Kilometern ihr Boot gar nicht verlassen haben. Ich kann es ja auch an solchen Tagen nicht lassen und trinke morgens immer meinen Liter Tee, so dass ich zwei Mal raus in den Regen muss. Besonders toll, sich danach dann mit dem Hintern in die Pfütze auf dem Sitz zu setzen…
Wir erreichen den Als Fjord, überqueren ihn und erreichen nach ungefähr zwei Kilometern das nördliche Ufer. Uns umgibt graue Trostlosigkeit. Und doch, es gibt Momente, da ich selbst darin eine gewisse Schönheit zu erkennen vermag. Etwa, wenn sich im fernen Grau die Silhouette eines Großseglers andeutet, dieser sich nähert und allmählich dessen Konturen klarer werden, er langsam, einem Geisterschiff gleich an uns vorüberzieht, um dann wieder im monochromen Dunst zu verschwinden. Das hat was!
Der Wind nimmt indes zu und damit erreichen auch die Wellen eine zum Teil beachtliche Höhe. Aber alles noch beherrschbar.
Wir umrunden den Nordwestzipfel von Als und halten dann Ausschau nach dem Zielcampingplatz, während in der Ferne auf dem offenen Meer mal wieder die Pippilotta vorbeizieht.
Am nahen Leuchtturm identifizieren wir unser Ziel, der Campingplatz ist klein und dänisch-sympathisch und es regnet auch nicht mehr.
Wir uns über eine Mahlzeit, simsen ein wenig mit Kiel und Berlin und Kronshagen (…ich erfahre, dass unser Auto kaputt ist…), spielen ein Spiel und schauen die Bilder des Tages auf unseren Kameras an.
Vielleicht haben wir ja morgen schönes Wetter!?
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Freitag, 11. Mai 2012
Na ja, wie man's nimmt… schlecht ist das Wetter nicht: es ist immerhin relativ mild und (so gut wie…) trocken und die Bewölkung gibt sich aufgelockert. Aber: der Wind hat deutlich zugenommen, pustet mit Macht aus Westen, zerrt an den Ästen der Bäume und lässt die Flaggen lautstark an ihren Masten flattern. Schaumkronen auf der See.
Wir müssen nicht lange überlegen, die Idee kam gestern schon mal auf: heute wird ein Ruhetag. Und wenn Heiko und Birgit einen Ruhetag einlegen bedeutet das: es wird gewandert! Wir folgen dem Strand für einige Kilometer ostwärts und schlagen dann einen Bogen durch das beschauliche Landesinnere, durchqueren den Hauptort Nordborg, sehen den Schlosspark und kehren am späten Nachmittag zum Campingplatz in Købingsmark Strand zurück. Unterwegs gibt es Pausen mit Keksen und Tee.
Klelch, der Kleine Elch, genießt den Blick aufs Meer.
Als wir am späten Nachmittag wieder unser Lager erreichen, haben wir 22,8 Kilometer zurückgelegt. Es fallen noch ein paar Regentropfen, aber wir werden mit einem tollen Sonnenuntergang entschädigt…
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Samstag, 12. Mai 2012
Um acht Uhr klingelt der Wecker, denn wir haben die etwas verwegene Theorie aufgestellt, dass ja bestimmt morgens weniger Wind weht.
Hat sich leider nicht bestätigt… Lärmender, tosender Sturm heult die ganze Nacht, zerrt am Material und setzt es einem echten Härtetest aus - muss aber in diesem Zusammenhang sagen, dass sich das Eureka El Capitan, das Zelt der Kinder, mal wieder wunderbar geschlagen hat, steht wie eine Eins und trotzt den atmosphärischen Unbilden…
Eigentlich aber ist es dennoch ein schöner Morgen, weiße Wolken sausen vorüber und wenn sie die Sonne und den blauen Himmel freigeben, so leuchtet skandinavisch-klares Licht. Ein schöner Tag zum Wandern oder vielleicht auch zum Radeln - aber zum Paddeln?
Jede Menge Schaumkronen sind auf der See auszumachen und nur dem Umstand, dass der Wind aus westlicher Richtung pustet (für uns also vorwiegend von hinten), ist es überhaupt zu verdanken, dass wir beschließen, unsere Fahrt fortzusetzen. Ich entscheide mich nach den nasskalten ersten Reisetagen heute für die lange Neoprenhose.
Um elf Uhr werfen wir uns unter den neugierigen Blicken eines Wohnmobilfahrers in die Brandung, was erfreulich souverän gelingt. Allerdings überlaufen dabei (natürlich!) einige Wellen das Boot und damit auch die insuffizienten Spritzdecken, so dass wir beide vom ersten Moment an patschnass in den Kähnen hocken. Hurra. Wir fluchen laut in den Wind über die Scheißspritzdecken.
Das Wetter ist in seiner Wildheit wirklich beeindruckend: Leuchtend sonnige Intervalle wechseln in flotter Taktung mit finster-düsteren Episoden, die vom infernalischen Sturm heran getrieben werden und uns dann Regenschauer und Böen um die Ohren hauen. Ohne auch nur einen Paddelschlag zu machen, treibt uns dieser Wind mit sieben bis acht Kilometern in der Stunde voran, wie mir mein GPS zuverlässig verrät. Es gilt dabei, in den Böen das Paddel nicht zu verlieren und es stets korrekt so im Wasser zu positionieren, dass es als stabilisierendes Steuer das Boot immer richtig in die von hinten durchlaufenden Wellen manövriert. Eine ganze Weile stellen wir uns dieser technischen Herausforderung und bestaunen die raue Schönheit dieses lärmenden Wetters.
Im Verlauf aber ist festzustellen, dass der Wind noch mal zunimmt. Es ist dann irgendwann der Punkt erreicht, da die Wellen zu groß und mächtig werden und Birgit und ich die Lage beide als gruselig wahrnehmen, die Grenze der Beherrschbarkeit ist überschritten. Das gab es bisher auf unseren Seekajakfahrten noch nicht.
Wir fackeln nicht lange und entscheiden: Raus hier! Also schmettern wir uns gegenseitig ein "ich wünsch dir viel Glück" in den Wind und hoffen, dass es gelingen wird, ohne Kenterung den rettenden Strand zu erreichen. Was folgt, sind einige beherzte, hochfrequente Paddelschläge, natürlich findet wieder viel Wasser seinen Weg ins Boot (aber da ist ja sowieso schon alles nass…), aber es gelingt uns beiden, heil an Land zu kommen. Puh, geschafft.
Nass und schlotternd vor Kälte inspizieren wir die Umgebung, verkriechen uns dann erst einmal mit Tee und Schokokeksen hinter den Deich, wo es etwas weniger weht. Nach dieser Stärkung suchen wir einen geeigneten Platz, wo wir so lange bleiben werden, bis das Weiterfahren wieder möglich sein wird…
Unweit der Anlandestelle werden wir sogar fündig und somit ist zu konstatieren, dass wir wirklich Glück im Unglück haben…
Bald steht das Zelt, trotzt auch weiterhin den Winden. Wir trinken noch mehr Tee, essen noch mehr Kekse, essen Cashew-Nüsse, dösen vor uns hin, essen später Rouladen aus der Dose, spielen.
Irgendwann wirft Birgit im Gespräch die Frage auf, ob dies eventuell das Ende der Ära der Kajaktouren sei…
Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, mit derartigen Unternehmungen zumindest zu pausieren. Oder aber diese in Zukunft anders zu planen: andere Jahreszeit, anderes Equipment, vielleicht auch mal eine andere Gegend, sprich: vielleicht mal ein Fluss?
Wir werden es sehen!
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Sonntag, 13. Mai 2012
Schön, wieder begrüßt uns ein sonniger, toller Morgen! Der Wind hat etwas nachgelassen, so dass wir die Reise fortsetzen und auf den ersten Kilometern sogar mal richtig genüsslich dahinpaddeln.
Eine feine Steilküste mit ein paar Sonntagsausflüglern zu unserer Rechten, funkelndes Meer voraus, aus der Ferne nähert sich die Fähre Fynshav - Søby… fein. Wäre da nicht die Tatsache, dass auch das Spritzwasser der Paddel nach kurzer Zeit schon für nasse Hosen sorgt…
Wir passieren Mommark, erinnern uns dabei an unsere legendäre Überfahrt vom Vorjahr, erkennen die Hafeneinfahrt wieder. Pausen legen wir heute genau nach acht, sechzehn und vierundzwanzig Kilometern ein - Zufall…
Als wir am Leuchtturm Kegnaes "um die Ecke" fahren, also den Südostzipfel von Als umrunden, wird es noch einmal windig. Aber: ein Vorankommen ist immerhin noch mit 3,7km/h möglich, wenngleich das hart erarbeitete Kilometer sind…
Wir erreichen den Campingplatz und es wird uns ein herrlicher Fleck zugewiesen: eine kleine Wiese in unmittelbarer Strandnähe, die wir auch noch alleine bewohnen. Nice!
Als das Zelt steht, ziehe ich meine Laufschuhe an und hoppele fünfzehn Kilometer über die Insel, habe ja einen Trainingsplan umzusetzen, da ich Ende September in Berlin meinen ersten Marathon zu bestreiten gedenke. Dazu würde es zwar leider nicht kommen, da mich im Sommer erhebliche Knieprobleme fast völlig außer Gefecht setzen werden, doch davon ist heute noch keine Rede. In Form bin ich trotzdem nicht, fühlt sich nicht gut an heute, aber das hat man ja mal!
Es gibt Nudeln und mal wieder ein wenig Geografieunterricht, heute sind die US-amerikanischen Bundesstaaten dran… Dabei entstehen lustige Eselsbrücken für die USA: Zum Beispiel: Wokantl - vom Nordosten zu den Südstaaten am Golf von Mexico: Washington, Oregon, Kalifornien, New Mexico, Texas, Louisiana…
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Montag, 14. Mai 2012
Bedeckter Himmel. Kühl ist es. Und der Wind: hat mal wieder deutlich zugenommen. Schaumkronen auf der See, brechende Wellen an den vorgelagerten Sandbänken. Hätte es heute Morgen windstille Verhältnisse gegeben, so wären wir wohl auf direkten Südkurs gegangen und hätten die etwa acht Kilometer in Richtung Geltinger Birk auf der Luftlinienverbindung genommen… Diese schöne Idee hatten wir gestern Abend noch. Daraus wird jedoch definitiv nichts.
Nun, es nützt ja nichts, also rein da! Um halb zehn stechen wir in See, der Wind kommt umlaufend aus südlichen Richtungen, drückt uns immer wieder in Richtung Land, die Wellen laufen seitlich auf die Kajaks, technisch nicht ganz ohne… Das Problem aber ist natürlich vor allem: nach nur wenigen Minuten sind wir wieder platternass. Und kalt. Ekelhaft.
Das drückt wirklich mittlerweile ein wenig auf die Stimmung, so dass wir nach nur vier Kilometern, auf Höhe des letzten Campingplatzes auf der Halbinsel an Land gehen, heißen Tee trinken und Kriegsrat halten. Letztendlich ist es wohl nur unserer aktuell recht dezentralen Position zu verdanken, dass wir nicht kapitulieren und meinen Schwiegervater bitten, uns hier abzuholen…
Wir beschließen also, weiter zu fahren nach Sønderborg. Wieder rein ins Nasse, ins Kalte und ab in den Wind. Ziemlich hohe Wellen laufen an, als wie die etwa zwei Kilometer des Hørup Hav queren. Es folgt eine weitere ungemütliche Pause an der eigentlich ja sehr schönen Steilküste und nach weiteren fünf Kilometern fahren wir in den mittlerweile ja wirklich vertrauten Jachthafen von Sønderborg ein.
Nachdem das Zelt steht und wir uns unter der guten Dusche wieder aufgewärmt haben, gönnen wir uns ultrasüßen Marzipankuchen, den wir an der Rezeption des Campingplatzes erstanden haben.
Anschließend geht es auf einen kleinen Einkaufsspaziergang in die Stadt, später gibt's köstliches Globi-Tütenfutter…
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Dienstag, 15. Mai 2012
Der besorgten Frage, die uns seit ein, zwei Tagen umtreibt, nämlich wie wir wohl über die Flensburger Förde gelangen, wenn es weiterhin so stürmisch ist, wird buchstäblich der Wind aus den Segeln genommen: der Morgen gibt sich still, ölig liegt die See da, als wir gegen zehn Uhr den Hafen von Sønderborg südwärts verlassen. Müssen ja auch mal Glück haben…
Ganz entspannt dümpeln wir über das Wasser, herrlich! Auf halber Strecke begegnen wir einem Segler (dem es vermutlich lieber gewesen wäre, es käme wieder Wind auf) und wir begrüßen die Mannschaft, als wir hinter dessen Heck vorbeigleiten.
Die Küste des Geltinger Birk weckt Erinnerungen an die Tour mit Toni vor kurzem. Und auch wir fahren heute bis Falshöft - allerdings nehmen wir den etwas weiter südlich gelegenen Campingplatz, da ich mich erinnerte, dass es dort Brötchen gibt und bei dem anderen nicht.
Über die Dame an der Rezeption müssen wir schmunzeln und wir amüsieren uns sehr über ihre Frage "Sind sie mit dem Rad oder mit dem Auto?", als wir frierend und patschnass vor ihr stehen, ich in Neo und mit Südwester auf dem Kopf… Dennoch werden wir freundlich aufgenommen, genießen bald die heiße Dusche und hängen unsere nassen Sachen über Nacht zum Trocknen in das Sanitärgebäude.
Nach dem Abendessen folgt noch ein kleiner Verdauungsspaziergang (waren auch noch mal fast zwei Stunden, wenn ich mich richtig erinnere) nach Norden, immer an der Küste entlang.
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Mittwoch, 16. Mai 2012
Um es vorweg zu nehmen: hinsichtlich des Wetters wird auch der letzte Tag dieser kleinen Reise keinen versöhnlichen Ausklang bescheren…
Einmal mehr bläst ein ausgesprochen kräftiger Wind, diesmal von Westen, und immer wieder ziehen Regenschauer durch. Im Boot ist es wie gehabt nass und kalt.
Während wir also dem Verlauf der Küstenlinie südwärts folgen und somit unter Land etwas Schutz vor dem Wind haben, so erwartet uns ab Schleimünde (fortan Kurs West) garstiger Gegenwind. Es tost ringsum, es ist wirklich brutal, die Welle geht kurz. Ich schalte in den "ich will das jetzt hinter mir haben"-Modus und schaffe unter großer Anstrengung fünf km/h, beiße mich durch bis ans Ufer bei Olpenitz und warte auf Birgit, die ihrerseits auch ans Limit geht. Mit Pausen kommen wir Stück für Stück voran, Birgits Treidelversuch schlägt fehl, sie wollte am Strand gehend das Boot neben sich herziehen, klappt aber nicht, der Wind wirft es immer hin und her oder es verkantet. Also konventionell weiterkämpfen…
Vor und in Kappeln werden wir von Windstößen und kräftigen Schauern heimgesucht, wollen dann unter der Schleibrücke pausieren und telefonisch die Eltern kontaktieren, da sie uns gleich in Sundsacker abholen werden. Es ist aber kein Halt zu finden, denn unter der Brücke herrscht eine beachtliche Strömung. Als mehrere Versuche, sich irgendwie am steinigen Ufer festzuhalten scheitern, fahren wir weiter. Wird eben später telefoniert.
Wenige hundert Meter vorm Ziel haut es uns dann noch mal fast um, als wilde Böen über uns hinwegpeitschen.
Zum Glück passiert nichts und wir manövrieren unsere Kähne ins Schilf neben dem Anleger und bald schon rollen die Eltern an, in deren schön warm geheiztem Auto es heimwärts geht…
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