Deutschland - ein Sommermärchen
Von Ratzeburg geht es über Wakenitz und Trave
auf die Ostsee und dann hinauf bis in die Schlei


Titelbild


Samstag, 10. Juni 2006

Am heutigen Samstag heißt es: zeitig aufstehen! Allerlei Besorgungen liegen noch vor mir, denn heute soll unser kleiner Kajak-Urlaub beginnen.
Am Vormittag habe ich noch einen Termin am Hindenburgufer, der Kieler Hafen-Flaniermeile. Es ist ein wundervoller, sonniger, stiller Morgen, kaum ein Lüftchen regt sich, die Kieler Förde liegt spiegelglatt da, es ist etwas dunstig, die gigantische ColorFantasy verlässt gemächlich den Hafen auf ihrem Weg nach Oslo - stets ein wundervoller Anblick.

Ich kümmere mich dann um eine lange Liste an Besorgungen und Einkäufen, packe alle ein und stelle meine Ausrüstung zusammen. Aber das ist ja ein routinierter Vorgang. Pünktlich wird alles fertig, das Auto ist betankt und wir fahren zum Bahnhof, um meine Schwester einzusammeln, die heute aus Berlin anreist. Besser hätte das Timing gar nicht sein können, just in dem Moment, da wir auf den Bahnhofsvorplatz biegen, tritt Birgit aus dem Gebäude. Flott ist das Gepäck hineingewuppt, die Schwester auch und auf geht es nach Plön. Seit ein, zwei Jahren ist die Umgehungsstraße um Preetz fertig gestellt, so dass man inzwischen nur noch eine knappe halben Stunde für die Strecke benötigt.
Ich war schon lange nicht mehr bei der Segelschule Wiederich am Plöner See, wo vor ein paar Jahren alles anfing mit der Paddelei. Inzwischen haben die mächtig expandiert und auch auf der nördlichen Straßenseite ein großes Bootshaus errichtet. Alles nicht mehr so heimelig und familiär, wie vor ein paar Jahren, hat nun eher etwas von wenig herzlicher Massenabfertigung. Ruckizucki sind die Boote ausgewählt, Birgit wird den grauen Necky Narpa fahren, den alten Kahn, der mich einst nach Dänemark trug, ich wähle einen roten Necky Looksha IV. Die ganze Abfertigung vollzieht sich so flott, dass ich törichterweise übersehe, die Paddel auf Drehrichtung zu kontrollieren. So sollte ich am Abend mit den ersten Paddelschlägen eine böse Überraschung erleben: mein Paddel ist linksgedreht! So ein Mist. Immer bin ich rechtsgedrehte gefahren und es sollte ein paar Tage dauern, bis ich mich halbwegs daran gewöhnt haben würde… Das passiert mir nicht noch mal…
Dann juckeln wir über die Dörfer nach Ratzeburg. In der Nähe der kleinen Stadt hatten wir schon im Vorfeld einen günstig gelegenen Campingplatz ins Auge gefasst, namentlich den in Römnitz. Ein beschaulicher Stellplatz direkt am See wird uns zugewiesen, zügig laden wir das ganze Equipment aus und holen die Boote vom Dach. Meine Frau, die uns freundlicherweise herfuhr, hat es ein bisschen eilig: sie hat noch einen Termin und muss schnell wieder los. Also werfen wir erst einmal alles ins Gras, bevor wie nach der Verabschiedung dann die Taschen, Tüten und Säcke in Ruhe sortieren, das Zelt aufbauen, uns eine nette Brotzeit gönnen.

Brotzeit am Ratzeburger See

Brotzeit am Ratzeburger See

Brotzeit am Ratzeburger See

Rustikale Brotzeit


Neben uns steht ein Wohnmobil mit recht wunderlichen Zeitgenossen, ein Pärchen, das neben einem Miniköter auch zwei Papageien als Haustiere bei sich hat. Die Vögel sitzen angeleint auf einem Gestell, ab und zu erhebt sich der Herr des Hauses aus seinem Liegestuhl, gibt ihnen Leine und lässt sie zwei, drei Meter fliegen. Recht wunderlich…
Mein Blick wandert über die Boote, wie sie so daliegen, herrlich, welch eine Ästhetik diesen schlanken Bootskörpern anhaftet - das ist der Ruf des Abenteuers! Meine Vorfreude auf die kommenden Tage ist immens.

Auf dem Ratzeburger See

Auf dem Ratzeburger See

Auf dem Ratzeburger See



Nach der Mahlzeit lassen wir die Kajaks zu Wasser, dümpeln für zwei Stunden im herrlichen Abendlicht um die Inselstadt. Ich stelle fest, dass weder eine Spritzdecke bei diesen Verhältnissen not tut, noch dass die neu erworbene Neoprenhose eine bei den Temperaturen adäquate Bekleidung ist. Fortan werde ich erst einmal in Badehose fahren.
Den südlich der Stadt gelegenen Küchensee können wir nicht befahren, er ist mit Blick auf die am Folgetag stattfindenden Ruderregatten gesperrt. Herrlich, mal wieder im Boot zu sein. Gemächlich trotten wir zurück zu unserem Lagerplatz, schon wieder meldet sich der kleine Hunger. Ich hatte zu Hause heute morgen noch Hackfleisch mit Zwiebeln angebraten, das gibt es nun zu Nudeln mit Soße, meine Schwester öffnet sich eine Flasche Rotwein. Ich lebe nun schon seit fast einem Jahr abstinent, sehe also auch in diesem Urlaub vom Weingenuss ab. Wir melden uns telefonisch bei unseren Eltern, die ihrerseits gerade auf einer kleinen Radreise entlang der Mosel unterwegs und bei ausgesprochenem Wohlbefinden sind.
Ich setze mich anschließend noch mal für eine Stunde ins Birgits Narpa (…nehme auch ihr - rechtsgedrehtes - Paddel) und schipper eine Runde über den See, superkitschig geht die Sonne unter und der Mond auf - ich steh' ja auf solch schmalzige Szenarien.
Es ist so warm, dass wir in der Nacht das Zelt offen lassen. Unweigerlich denke ich an meine letzten Übernachtungen in dieser Behausung vor einigen Wochen: -12°C auf der Wolfswarte, -7°C auf der Nordseite des Brocken… Welch ein Kontrast!

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Sonntag, 11. Juni 2006

Bei einer nächtlichen Pinkelpause schweift mein Blick über den spiegelglatten See, immer noch ist es warm, der Mond wirft sein bleiches Licht auf der Wasseroberfläche. Im Osten deutet sich schon ganz zart die Morgenröte an. Ich denke, wie genial wäre es, jetzt loszufahren! Und so entsteht eine Idee, die einige Tage später umgesetzt werden wird… Nun aber krieche ich wieder in meinen Schlafsack und schlafe, bis uns um sieben der Wecker zu neuen Taten ruft.
Beim Frühstück wird mir gewahr, dass ich die Kaffeekanne vergessen habe, sehr ärgerlich, da ich Birgit eigentlich deren Mitnahme versprochen hatte, sie hat eigens Kaffee eingepackt. Das ärgert mich noch Tage später.
Gegen neun sind wir auf dem Wasser, ein prächtiger Morgen - es ist Sommer!!! Ein leichter Südwind frischt auf und macht es uns leicht, die etwa acht Kilometer bis zur Wakenitzmündung zurückzulegen. Ruderer mit motorisierten Begleitbooten überholen uns, megaphonverstärkte Kommandos schallen über den ruhigen See.
Ich habe mir für mein Magellan-GPS eine kleine Hülle gebastelt, mit welcher ich das Gerät auf meiner Deckstasche fixieren kann. Es soll auf der ganzen Tour als Tacho fungieren, mir die aktuelle Geschwindigkeit und den Kurs anzeigen und die zurückgelegten Strecken aufzeichnen… und eventuell auch mal der Navigation dienen. Nützlich würde es noch werden, wenn es darum gehen wird, zu ermitteln, wie weit es beispielsweise bis zu einer entfernten Küste ist.

Wakenitz

Wir verlassen den Ratzeburger See und paddeln in die Wakenitz, die hier rechts im Bild auszumachen ist



Während der See dem Wind Fläche bot und somit noch etwas wellig war, so stellt sich das Flüsschen Wakenitz nun im Windschatten der Bäume absolut glatt dar. Wir schweben geradezu über das Wasser. Ich komme nicht umhin, an den Wakenitzman (Link zur Seite des Trisport-Lübeck) zu denken, stelle mir vor, wie es sein mag, diese 14 Kilometer vom Ratzeburger See bis nach Lübeck schwimmend zurückzulegen… Werde ich das jemals schaffen? Als sportliches Fernziel habe ich mir das vorgenommen… aber das ist schon ganz ordentliches Stück! [ja, im Juli 2008 sollte mir das gelingen!]

Wakenitz

Mir sind schon abwechslungsreichere Flüsse untergekommen, einer Straße oder einem Kanal gleich zieht sich das Gewässer mit fast konstanter Breite durch Wald und Wiesen - trotzdem, es ist schon ziemlich idyllisch… Ab und zu kommt ein Ausflugsboot vorbei.
Am Mittag legen wir eine ausgiebige Pause ein, treffen einen Vater mit seinem Sohn im Faltboot, welche mit uns den Pausenplatz teilen. Sie sind ganz beeindruckt, als wir von unserem Vorhaben berichten, noch fast zwei Wochen unterwegs zu sein und auch auf die Ostsee hinauszufahren… Es gibt Tee, Kekse, Karotten, Brote.

Wakenitz

Auf der Wakenitz



Wir unterqueren die funkelnagelneue Autobahn A 20, dann verraten mir Karte, GPS und ein paar Flieger am Himmel, dass sich westlich von uns der Flugplatz Lübeck-Blankensee befindet, von wo aus ich in ziemlich genau einem Monat nach Schottland fliegen werde…
Man merkt, es ist Sonntag: die Paddlerdichte nimmt enorm zu, je weiter wir uns Lübeck nähern, grün gibt sich die Umgebung der Stadt, bald tauchen die ersten Türme hinter den Bäumen auf. Gewaltige Villen säumen das Ufer, richtig fette Teile… Den letzten Kilometer, bevor die Wakenitz in der Stadt auf die Trave trifft, fahren wir durch ein unglaubliches Treiben von Tret- und Ruderbooten, Paddlern, Badenden. Die Ufer sind voll mit Menschen, man tummelt sich in Cafés, am Strand und in den Gärten. Als hätten sie alle nur auf diesen Tag gewartet, da endlich der Sommer Einzug erhält! Wie die Ameisen kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen…
In der vergangenen Woche kehrte eine Kollegin einigermaßen genervt von einem Kurzbesuch in München zurück, wo sie noch Schneefall erlebt hat. Schon verrückt.
Um uns das reguläre Umtragen hinüber zur Trave zu ersparen, paddeln wir in einen eigentlich gesperrten, engen Kanal hinein, von dem die Karte immerhin vermuten lässt, dass man an seinem Ende problemlos in den anderen Fluss gelangen kann. Das erweist sich dann aber als Irrtum, wir müssen zurück und an einer befahrenen Hauptstraße die Boote aus dem Wasser holen. Wir haben nur einen Bootswagen und wuppen nun ein Boot nach dem anderen zunächst an Land, dann über die Ampel und schließlich an einen Steg an der Trave, alles in allem vielleicht zweihundert Meter, also kein Problem.

Trave in Lübeck

Rast auf dem Steg, bevor wir auf der Trave unsere Fahrt fortsetzen



Während Birgit mit ihrem roten, überaus kleidsamen Sonnenhut im Schatten ihres Bootes ausruht, gehe ich zu einem nahen Bootshaus, um dort unsere Trinkwasservorräte wieder aufzufüllen. Nicht nur, dass wir in Anbetracht des Wetters gezwungen sind, viel zu trinken, es steht auch eine Wildnis-Übernachtung bevor, da darf das Wasser gerne auch noch für einen Tee am kommenden Morgen reichen!
Eben noch glitten unsere Boote durch die Natur, nun liegen links und rechts von uns Kaimauern, Kräne, Container, Lagerhallen und Werften. Stein und Stahl. Es geht unter engen Brücken hindurch - Industrieromantik.

Industrieromantik in Lübeck

Industrieromantik in Lübeck

Industrieromantik auf der Trave in Lübeck



Zunächst verunsichert mich diese Umgebung ein wenig, doch angesichts der Tatsache, dass hier inmitten der Stadt am Sonntag fast nichts los ist auf dem Wasser, gewöhne ich mich rasch daran, ganz im Gegenteil, es macht sogar Spaß, mal vor einer solchen Kulisse dahinzupaddeln. Birgit hat während der Pause auf dem Steg wieder Kraft geschöpft - dennoch, es wird Zeit, sich nach einer Lagerstätte für die Nacht umzusehen.
Gar nicht lange dauert es, da gewinnt das Grün an den Ufern wieder die Überhand und schon liegt die Stadt hinter uns. Unmittelbar an eingezäunte Werkshallen reihen sich allerdings ausgedehnte Naturschutzgebiete, zumindest am Südufer des Flusses. Bei näherer Betrachtung der Karte (im übrigen die relativ neue Reihe des Landesvermessungsamtes SH in 1:50.000) fällt mir am Nordufer der Trave, östlich der Schwartau-Einmündung eine Fläche auf, die geeignet sein könnte. Wirkt zwar in Anbetracht der Nähe einer großen Fabrik, einer Gleistrasse und des Autobahndreiecks Bad Schwartau nicht unbedingt attraktiv, aber der Tag geht seinem Ende entgegen und unser "Tacho" sagt, dass wir uns der 30-Kilometer-Marke nähern.
Ein erster Inspektionsgang an Land erfolgt, allerdings ist der Platz ungeeignet. An einer weiteren Stelle haben wir mehr Glück: ein kleiner Strand unterbricht den Schilfsaum und lädt zum Anlanden ein; zwei, drei Meter oberhalb liegt eine von Wald umgebene Wiese. Ein Pfad führt am Ufer entlang, auf dem an diesem späten Nachmittag noch viele Spaziergänger unterwegs sind. Am anderen Ende der Wiese türmen sich Mülltüten und leere Getränkekisten, ein osteuropäisches junges Paar liegt knutschend im Hain.
Von dem Unrat einmal abgesehen ein nettes Fleckchen: man sieht und hört wenig von der nahen Zivilisation, außer vielleicht, dass gelegentlich mal ein Zug vorbeigerollt kommt.

Unsere Wildnis an der Trave

Unsere Wildnis an der Trave

Wilder Lagerplatz an der Trave



Im Schatten der Bäume an unserem kleinen Strand bereiten wir das Abendessen zu, es gibt den Klassiker Kartoffelpü (…ich hatte so großzügig Pü-Tüten eingekauft, dass die letzte Portion aus diesem Vorrat erst im kommenden Monat am letzten Tag meiner Schottland-Tour vertilgt werden sollte…) mit Bockwürstchen und Röstzwiebeln. Unsere Wassertransportkapazitäten sind etwas knapp bemessen, so dass wir das kostbare Nass rationieren.
Die Verkehrsdichte auf der Trave nimmt deutlich zu, in scheinbar endloser Reihe schippern kleine Segler und Motorboote flussaufwärts -Wochenendrückreiseverkehr auf maritime Art. Der Geruch erinnert mich stark an den Rhein. Ich nutze die postprandiale Mußestunde, um meine Reisenotizen zu aktualisieren, während Birgit auf ihrer Isomatte eindöst. Ein mildes Lüftchen regt sich, leise plätschert das Wasser, betörendes Abendlicht - es ist großartig.
Gegen sieben ist der Spaziergängerverkehr auf dem Pfad verebbt, wir schlagen das Zelt auf, holen auch die Boote hinauf auf die Wiese, nehmen anschließend noch ein Bad im Fluss. Zeitig treiben uns Mückenschwärme in die Falle, ich überlege kurz, ob ich mir Sorgen machen muß wegen des nach wie vor anwesenden Pärchens im Gras, beschließe dann aber, dass die absolut harmlos sind, was sie natürlich auch waren…
Es folgt eine weitere wundervolle, klare Mondnacht.

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Montag, 12. Juni 2006

Abermals hatten wir am Vorabend den Wecker auf sieben Uhr gestellt. Ich habe gut und fest geschlafen und nichts von dem Verkehr auf der Trave mitbekommen. Birgit berichtet, sie habe am frühen Morgen gigantische Frachter landeinwärts laufen sehen, so groß, dass sie das gesamte Blickfeld durch die offene Zelttür ausfüllten.
Erfreut stellen wir fest, dass der ganze Müll von der Wiese verschwunden ist, muß wohl gestern Abend doch noch jemand eingesammelt haben (eigentlich war das in Anbetracht der diversen leeren Getränkekisten, die ja bares Geld wert sind, auch zu erwarten gewesen…).

Klebriges Frühstück

Unser Frühstück fällt etwas spartanisch und improvisiert aus: das Wasser ist weiterhin knapp, es gibt nur ein Heißgetränk für jeden. Da wir auch weder Milch noch Brot oder Brötchen haben, begnügen wir uns mit der Variante "süß und klebrig": es gibt Fruchtmüsli (welches an sich bereits über Gebühr gezuckert ist) mit roter Grütze aus der Tüte. Das ist wirklich nur mit einem kräftigen, herben Tee zu ertragen, gibt uns aber immerhin Kraft für die ersten Kilometer des Tages.

Unsere Wildnis an der Trave

Auf der Trave

Gemütlich verfrachten wir unsere Gefährte und das Gepäck hinab zum Strand, ein weiterer wundervoller Morgen: wieder glattes Wasser, wolkenloser Himmel, milde Temperaturen. Ich schwelge in diesem Genuss, abermals ist "Kitschpaddeln" angesagt.
Die kommenden Kilometer sind erneut von teils industriellem Gepräge, ähnlich dem, was wir in Lübeck sahen: große Schiffe werden be- und entladen, der Lärm von einer Schrotthalte hallt über das Wasser, Lagerhäuser und Kaimauern säumen die Ufer.

Abriss der alten Brücke

Wir passieren die Herreninsel, die neuerdings untertunnelt ist. Die große Brücke, über welche vormals die Bundesstraße 75 verlief, wird gerade abgerissen: Ratternd reißen riesige Bagger mit Presslufthämmern die Betonträger ein. Wir kommen uns ziemlich klein vor in unseren winzigen Kajaks…
Das Fahrwasser ist mit stangenförmigen Tonnen markiert, wir hangeln uns von Seezeichen zu Seezeichen, ich spiele ein bisschen mit dem GPS, gebe eine Tonne als angepeiltes Objekt ein und steuere das Boot nur nach den Grad-Angaben im Display.
Nach der Enge zwischen Herrenwyk am Nordufer und Schlutup auf der Südseite weitet sich das Gewässer, die Industrieanlagen liegen nun hinter uns. Wir paddeln zu einem kleinen Sportboothafen, um endlich unsere Wasservorräte aufzufüllen. Wir hoffen, dort auch einen frischen Kaffee zu bekommen, was leider nicht der Fall ist. Aber immerhin sind wir nun mit Wasser versorgt und machen uns sodann auf die Suche nach einem schönen Pausenplatz.

An der Trave

An der Trave

Da von hier bis zum Priwall die kompletten Ufer Naturschutzgebiete sind, brechen wir mit unserem heiligen Grundsatz, diese auch wirklich als No-go-areas zu akzeptieren: wir gehen an einem kleinen Traumstrand an Land. Da wir uns still verhalten, keinen Müll hinterlassen und nach ein, zwei Stündchen schon wieder verschwunden sind, mag das Federvieh uns diesen Fehltritt nachsehen…
Ein unbeschreiblich schönes Fleckchen: ob des kristallklaren Wassers und des heißen Klimas wähne ich mich in einer kleinen Bucht in Hellas…

An der Trave

An der Trave

Wir folgen dem Lauf des kleinen Flusses und erreichen Travemünde. Das hässliche Hotel Maritim rückt ins Blickfeld...



An der Trave

...und auch die alte Viermastbark Passat.



Dann, gestärkt, geht die Reise weiter und gar nicht lange dauert es, bis Travemünde ins Blickfeld rückt. Viel Verkehr ist nun auf dem Wasser, wieder passieren wir einige große Hafenanlagen. Riesige Pötte liegen da, das Maritim-Hotel überragt als hässlicher Pfeiler die Landschaft. Ich war ewig nicht mehr hier, habe den Ort bedeutend größer im Gedächtnis. Ich erinnere mich sehr dunkel an einen Besuch bei Freunden meiner Eltern, das muß tief in den Achtziger Jahren gewesen sein. Und dann war ich zu Beginn der Neunziger mal für ein Wochenende zum Segeln hier. Heute erscheint mir das Städtchen sehr klein, was es ja auch ist…
Dicht lassen wir unsere Boote an der "Passat" vorbeigleiten - was für ein riesiges Segelschiff! Und dann geht der Blick hinauf auf die Ostsee, welch aufregender Moment! Mein Enthusiasmus ist groß, ich brenne darauf, auf das Meer hinauszufahren, welch eine Sehnsucht!
Auch wenn sich die Lübecker Bucht heute absolut still und glatt darbietet, so regt sich bei Birgit nun eine gewisse Nervosität bei dem Gedanken, dass es jetzt bald losgeht!
Um 14:00 setzen wir unsere Boote in den Sand am Priwall-Strand, Birgit unternimmt einen Inspektionsgang zum Campingplatz, der etwa fünfhundert Meter entfernt in einem Waldstück lokalisiert ist. Dort würden wir Aufnahme finden, also transportieren wir die Boote eins nach dem anderen hinauf. Der Platz ist einer der unsympathischsten, auf denen ich je zu Gast war, eine ultraspießige Kolonie von Campern; die Wege zwischen den Wohnwagen heißen Bacardi-Gasse, Korn-Gasse und so weiter, das Sanitärgebäude (und überhaupt alles) ist zugepflastert mit Ver- und Gebotsschildern, auf dem lieblos gestalteten Spielplatz sind die Kinderspielzeiten haarklein auf einem Hinweisschild nachzulesen, die Inhaber Herr und Frau Katt passen von ihrer Erscheinung (Typ: Trainingsanzug "Modell Ballonseide", braune Lederweste und Bierbauch) bestens ins Bild…
Wir bekommen einen Stellplatz zwischen einem Wohnmobil auf der einen und einem Zelt auf der anderen Seite. Heiß ist es, wir sind naßgeschwitzt und die Dusche wird eine Wohltat.
Frisch herausgeputzt machen wir uns zu Fuß auf den Weg, um den Ort zu erkunden. Mit der Fähre geht es hinüber und so stürzen wir uns ins Touristentreiben, es ist mächtig was los an der Promenade!

WM-Fieber in Travemünde

WM-Fieber auch in Travemünde



Kleine schmucke Häuser finden sich abseits der Uferzeile, ein typisch norddeutsche Kaff, nett anzuschauen. Wir erwandern auch die ostseeseitige Promenade unterhalb des Hotelklotzes, ich mache Bilder von den wohlgeordneten Strandkorbreihen, von der kleinen Seebrücke, den flatternden Fahnen im Wind. Seebad-Atmosphäre.

Am Strand in Travemünde

Sommerfrische



Mich erinnert das irgendwie an vergleichbare Sommerfrische-Bilder aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, so nach dem Motto, was für ein Idyll, jaja, da war die Welt noch in Ordnung…
Manchmal frage ich mich: werde ich möglicherweise auch mal auf die Fotos in ähnlicher Weise zurückblicken, welche ich heute mache? Wer weiß schon, was uns in den kommenden Jahren blüht, zumindest die Möglichkeit, dass auch in Deutschland große Terroranschläge verübt werden, halte ich für sehr real. Das lullige Idyll scheint mir bisweilen trügerisch.
Nun, das sind Gedanken, die sich zwischenzeitig aufdrängen, sie dominieren aber mitnichten meine Wahrnehmung, ich genieße wie alle anderen auch den Sommer.

Leuchtturm in Travemünde

Molenfeuer an der Hafeneinfahrt in Travemünde



Eine ganze Weile hocken wir an dem wunderlichen kleinen Leuchtturm, welcher zum Teil aus Glasbausteinen errichtet ist, lassen unsere Blicke den Schiffen folgen, welche zahlreich und in beiden Richtungen die Travemündung passieren, vom kleinen Proll-Motorboot über private Segler und mittelgroße Traditionssegler bis hin zum gewaltigen Frachter gibt es alles zu sehen… Fernweh!

Zum Abendessen holen wir uns einen (enttäuschenden da majonäsegetränkten) Döner, den wir am Traveufer verspeisen. Gegen neun sind wir wieder am Zelt.
Wat schön, von links dröhnt der Fußballkommentator aus dem TV, rechts, bei den jungen Wohnmobilfahrern steigt der Alkoholpegel und sie beglücken uns mit Achtziger-Jahre-Mucke, lautem Gelächter und Boule-Spiel. Die Mücken zwingen uns bald ins Zelt, ich schreibe einen ersten Stoß Postkarten, so an Tine, unsere Kinder, die Eltern, Oma Zepf, Dunja, Elsa und Hans, der morgen Geburtstag hat.

Enten vorm Zelt

Abendliche Besucher am Zelt



Eine echt beschissene Nacht soll es werden, so tief ich die Ohropax auch in den Gehörgang drücke, der Lärm unserer reizenden Nachbarn dringt hindurch, es dauert ewig, bis ich in einen unruhigen Schlaf falle.

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Dienstag, 13. Juni 2006

Der währt auch nicht gerade lande; bereits um sechs Uhr am Morgen steht die Sonne hoch und ist tatsächlich heiß, kaum zu glauben - herrlich! Schon am Vortag hatte ich in Erfahrung gebracht, wo man denn hier Brötchen bekommen kann und so mache ich mich auf den Weg in das Wohngebiet, wo zwischen lauter Privathäusern auch ein Bäcker befindlich ist. Die Postkarten werfe ich bei der Gelegenheit auch gleich ein (…sollte bald eine Woche vergehen, sie ihre Adressaten erreichten…).
Nach dem Frühstück dann nicht ein Fünkchen Wehmut, als wir den Campingplatz verlassen. Ein stiller Morgen, noch ist wenig los auf und am Wasser - um 9:20 stechen wir in See! Ein gewaltiger Pott fährt ein, wir dümpeln noch ein wenig vor der Küste, machen ein "Jetzt-sind-wir-auf-der-Ostsee-Hurra-Photo-Shooting" und suchen dann unseren Weg entlang der wunderschönen Küste, dem legendären Brodtener Ufer.

Brodtener Steilufer

Die ersten Meilen auf der Ostsee - hier unter der Brodtener Steilküste



In der Ferne erkennen wir einen Turm, den wir Pelzerhaken zuordnen, was von hier auf direkter Linie 10 Kilometer entfernt ist. Das hätte die Querung der Lübecker Bucht bedeutet, wobei wir uns sehr weit von der Küste hätten entfernen müssen. Das wagen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wir orientieren uns lieber erst einmal am Hochhaus von Timmendorf, noch so ein weithin sichtbarer Schandfleck, wie das Maritim-Hotel in Travemünde. Da die Wasser- und Wetterverhältnisse aber weiterhin absolut stabil sind und (zu meiner besonderen Freude) Birgit sich im Boot pudelwohl und sicher fühlt, kürzen wir dann doch etwas ab, wobei wir im Schnitt etwa drei Kilometer vor der Küste paddeln.

Pause am Strand

Pause am Strand

Pause am felsigen Strand unterhalb des Hansaparks, am Horizont ist noch entfernt das Hotel Maritim in Travemünde auszumachen - haben wir doch schon ein ordentliches Stück zurückgelegt!



Wir steuern Sierksdorf an, um Pause zu machen. Wir finden einen schattenlosen Strand unterhalb einer schönen Steilküste, dahinter der Hansapark. Ich klettere hinauf, erfreue mich an der Ästhetik der Kajaks, wie sie so daliegen. Weit hinten, am Horizont ist Travemünde zu erkennen, Mensch, das ist ja schon ein beachtliches Stück entfernt!
Es gibt etwas zu essen, einen Tee. Dann werden wir von einem großen, zotteligen Köter behelligt, der ungeniert sein nasses Fell ausgerechnet in unserer unmittelbaren Nähe trockenschütteln muß - sonst ist ja auch weit und breit kein Mensch in Sicht - und dann auch noch an unserer Mahlzeit schnüffeln will. Herrchen hat wenig Verständnis für unsere Empörung, ganz nach dem Motto "der will ja nur spielen…". Ich könnte kotzen.
Nun denn. Die Bucht südlich von Neustadt in Holstein kürzen wir wieder ab, halten in direkter Linie auf den Leuchtturm von Pelzerhaken zu.

Leuchtturm Pelzerhaken

Leuchtturm von Pelzerhaken



Pelzerhaken, da müssen wir an Jan und Gabi denken, deren bevorzugtes Surfrevier neben Fehmarn das hiesige Gewässer ist… An der Küste reiht sich Campingplatz an Campingplatz, weiße Küsten, als hätten tausend Seevögel einen Felsen vollgeschissen…


Vor der Küste von Pelzerhaken

Das Wasser ist flach und klar, am Strand regiert sommerliches Treiben, gemächlich dümpeln wir dahin, Birgit holt gerne mal ihre Beine aus dem Bootsrumpf, wir essen Äpfel, lassen uns in den Tag treiben. Gut zwanzig Kilometer haben wir nun schon zurückgelegt und wir beschließen, uns allmählich mal nach einem Schlafplatz umzusehen. Nach dem freundlichen Platz von Familie Katt, der schließlich sogar der mit Abstand teuerste auf dieser Tour sein sollte, fällt der Entschluss nicht schwer, heute mal wieder wild zu campieren.
Auch wenn die Gegend intensiv touristisch genutzt und mit Campingplätzen geradezu zugepflastert ist, fällt bei näherer Betrachtung der Landkarte ein Küstenabschnitt südlich von Grömitz auf, der auf einer Länge von gut zwei Kilometern ohne direkte Straßenanbindung ist. Oberhalb der Steilküste sind nur Wiesen und kleine Waldstücke, durchzogen von einigen Wanderpfaden, keine unmittelbaren Ansiedlungen oder Gehöfte. Erfahrungsgemäß bedeutet das, dass spätestens ab dem frühen Abend bestenfalls ein verirrtes Liebespaar oder mal ein Hundespaziergänger den Weg dorthin findet, vielleicht noch ein paar Kids, die eine Party feiern wollen, doch selbst das ist an einem Wochentag ja relativ unwahrscheinlich. Die Sicherheitslage kann also als sehr entspannt betrachtet werden.
Auch wenn ich mittlerweile schon lange keine Angst mehr habe, irgendwo im Wald oder am Strand zu nächtigen, so vernachlässige ich deshalb nicht grundsätzliche Erwägungen, was die Sicherheit angeht, ich glaube nicht, dass ich leichtsinnig bin. Ich bin fest davon überzeugt, dass man, wenn man am Abend ungesehen von der Straße oder vom Wasser verschwindet, nicht durch Lärm oder Feuer auffällt und sozusagen unsichtbar bleibt, in jedem Wald sicherer aufgehoben ist, als wenn man in einer x-beliebigen Stadt nachts mit dem Fahrrad aus der Kneipe nach Hause fährt.
Je öfter ich nun auch im eigenen Land wild campiere, um so besser gefällt mir das: man zahlt kein Geld, hat es aber in aller Regel bedeutend schöner, als in einer stereotypen Wohnwagenkolonie!
Natürlich gibt es auch nette und sympathische Campingplätze und oft ist ja auch der Luxus einer Dusche, einer Waschmaschine, eines Raumes zum Wäschetrocknen oder eines Supermarktes ein echter Standortfaktor. Und in der objektiven Betrachtung der Touren machen die Wildlager stets nur einen relativ kleinen Teil aus. Aber doch sind Naturplätze sind ohne Frage die schönsten, die, an die ich mich oft am intensivsten erinnere.

Wildes Lager am Strand bei Grömitz

In der Nähe von Grömitz gehen wir an Land, um dort die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen - was für ein herrliches Fleckchen!



Nun, wie gesagt, laut Karte sind die Umstände günstig, wir legen noch fünf, sechs Kilometer zurück und orientieren uns dann an einem Waldstück, steuern schließlich einen wunderschönen Strand an, wo wir um kurz vor fünf am Nachmittag anlanden. Wir brauchen noch Wasser, Birgit meldet sich freiwillig und macht sich auf einen kleinen Spaziergang, um welches zu besorgen. Ich schäle in der Zwischenzeit Kartoffeln, die dann in Meerwasser gekocht werden, dazu wird es Dosenfisch geben. Nach einer ganzen Weile ist Birgit wieder da und wir genießen an diesem herrlichen Flecken unser Abendessen. Draußen auf der weiten Bucht dreht ein winzig kleines Prollboot seine Kreise. Prollboote, so nennen wir diese kleinen sinnfreien Wasserfahrzeuge, welche es schaffen, viele Quadratkilometer mit ihren Höllenmotoren zu beschallen. Das Exemplar, welches uns an diesem Abend belästigt, scheint ein besonders hochgezüchtetes zu sein, es ist wirklich extrem laut - und ausdauernd…
In der Ferne sehen wir die großen Frachtschiffe auf dem Weg in die Trave, ein Marineverband bestehend aus mehreren Fregatten läuft ein - wohin wohl? Besonders windig ist es nicht, aber immerhin auch nicht vollständig windstill, so staunen wir über die Smogspur, welche über der Fahrrinne liegt - ich hätte gedacht, dass die Abgase der Schiffe schnell verteilt werden, zumal es soo viele Dampfer dann auch wieder nicht sind… aber die Verunreinigung ist am ansonsten wolkenlosen Himmel deutlich auszumachen.

Wir fassen den Entschluss, den Wecker auf drei Uhr zu stellen und in dieser Nacht mal die Fahrt in den Sonnenaufgang zu realisieren. Ich schlage vor, auf den Aufbau des Zeltes zu verzichten, bei der Hitze sollte das kein Problem sein. So geschieht es dann auch, die Kajaks wuchten wir noch auf den Strand, sie finden Platz an einer Reihe kleiner Holzpflöcke, daneben legen wir unser Matten. Nach einem Telefonat mit meiner Frau lege ich mich um neun Uhr hin, bin noch nicht im Geringsten müde, liege lange wach.
Vor der Küste tuckert leise ein kleines Fischerboot, Spinnen krabbeln mir vor der Nase herum - von Mücken bleiben wir aber immerhin verschont… Ich döse ein, wache schweißgebadet auf, der Mond geht auf, das Boot tuckert immer noch, klappert wohl ausgelegte Netze ab. Irgendwann finde ich doch Schlaf, wenn auch nur für kurze Zeit…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Mittwoch, 14. Juni 2006

Drei Uhr, und das im Urlaub, wir müssen bekloppt sein…! Und wenn schon, das Erlebnis, welches uns bevorsteht, ist grandios. Zunächst allerdings pellen wir uns reichlich zerknautscht aus unseren Schlafsäcken, wühlen schlaftrunken und wortkarg nach den Verpflegungsbeuteln und nach dem faltbaren Ortlieb-Waschbecken, welches stets in Birgits vorderer Ladeluke steht und allerlei Fressalien beherbergt. Unglücklicherweise lagerte dort auch der altersschwache Camping-Gaz-Kocher, welcher schon seit geraumer Zeit im Verdacht steht, "nicht mehr ganz dicht" zu sein - sprich, es strömt in geringen Mengen Gas aus. Mir war schon lange aufgefallen, dass er die Kartuschen schneller verbraucht, als in seinen jungen Jahren. Alles eigentlich gar kein so großes Problem, doch nun, eingesperrt mit den Lebensmitteln suchte sich das Gas seinen Weg in ebendiese - alles schmeckte (…etwas metallisch…) nach Propan-Butan-Gemisch; ich spie das Brot wieder aus, so widerlich der Geschmack; selbst die in Alufolie gepackte Schokolade war das Gas diffundiert. Um wenigstens etwas gegessen zu haben, würge ich ein, zwei Riegel hinunter.
Das ist dann aber auch der einzige Wermutstropfen - das Szenario ist einmalig! Es dämmert bereits und im Nordosten deutet sich die Morgenröte an, während es in der Gegenrichtung noch aussieht, als wäre es mitten in der Nacht, Mond und Sterne eingeschlossen. Das kleine Fischerboot, welches gestern abend herumtuckerte, tuckert auch jetzt noch herum, Nachtschicht auf See…

Frühmorgendlicher Aufbruch

Frühmorgendlicher Aufbruch

Frühmorgendlicher Aufbruch

Um drei Uhr stehen wir auf, bereiten einen frühen Aufbruch vor



Vier Uhr ist es, als wir die Boote zu Wasser lassen. Es ist nicht unbedingt meine bevorzugte Tageszeit für körperliche Aktivitäten. Das Paddeln strengt an, wir müssen unsere müden Gräten ein bisschen quälen… Glatt breitet sich die See vor uns aus, Tau hat sich auf die Kajaks gelegt, auf dem Meer behelligen uns interessanterweise ein paar Mücken, die Boote schweben in Richtung des leuchtenden Himmels. Zum Zwecke der Planung hatte ich bereits am Vorabend das GPS-Gerät befragt, wann die Sonne aufgehen würde: die Prognose 4:45 trifft auf die Minute genau ein. Ein komischer Trip ist das, müde Knochen, lulliges Hirn, Schlag um Schlag machen wir unseren Weg, dann steigt der Feuerball über den Horizont, erst matt doch schon bald mit Kraft und gleißendem Leuchten - was für ein Schauspiel…

Morgens um vier auf der Ostsee

Morgens um vier auf der Ostsee

Morgens um vier auf der Ostsee

Eine Stunde später lassen wir die Boote zu Wasser und gleiten in den Sonnenaufgang



Für die 13 Kilometer bis Kellenhusen benötigen wir drei Stunden, um sieben Uhr landen wir in dem kleinen, verschlafenen Ostseebad an, welches gerade mit einer neumodischen Seebrücke aufgepeppt wird. Ein Unimog, welcher den Strand harkt, muss einen Bogen um unsere Boote machen. Noch bevor die Touristen aus ihren Betten kriechen werden, wird der Sand von Tang und Algen befreit. Wir tapsen auf die Promenade, bringen in Erfahrung, wo der Bäcker des Ortes befindlich ist und decken uns großzügig mit Brötchen und Kuchen ein (…die allerdings bedeutend besser aussehen, als sie letztendlich schmecken..). Sogar ein geöffnetes öffentliches Sanitärgebäude gibt es, so dass wir uns mit Frischwasser versorgen können.
Heiß ist es schon zu dieser frühen Stunde und wir nehmen das Frühstück im Schatten eines Strandkorbes ein.
So gestärkt geht es wieder aufs Wasser, wir passieren den Leuchtturm Dahmeshöved, lassen damit die Lübecker Bucht hinter uns. Der Wind frischt deutlich auf und kommt natürlich aus nördlicher Richtung, also direkt von vorne… Unsere Form ist nun allerdings deutlich besser, als vorhin im Morgengrauen, das Frühstück tat Wunder. Zwei Stunden paddeln wir kraftvoll durch die Wellen - ja, Wellen! - und legen dabei acht Kilometer zurück.
Auf Birgits Wunsch legen wir ein, zwei Kilometer nördlich von Dahme abermals eine Pause ein. Auch wenn ich ja im Allgemeinen nicht ganz so viel mit "am Strand rumliegen" anfangen kann, so nicke ich doch auch für ein halbes Stündchen ein...

Ein letztes kleines Teilstück von vier Kilometern legen wir noch zurück. Der Wind hat abermals zugenommen, erstmals auf dieser Tour sehen wir Schaumkronen, so dass das Halten des Paddels an sich kostet Kraft, es ist ein herrliches Spiel mit den Elementen und erfreulicherweise findet auch Birgit Spaß daran! Ich schaue ihr zu, kann mich an dem Anblick erfreuen, wie der scharfe Bug von ihrem Boot die Wellen durchschneidet, dann verschwindet sie plötzlich ganz in einem Wassertal, das Kajak ist gar nicht mehr zu sehen. Unser Tempo liegt nur noch bei drei bis vier Km/h; auf der spiegelglatten See der vergangenen Tage fuhren wir ein etwa die doppelte Geschwindigkeit.
Um 15 Uhr erreichen wir Süssau, wo uns ein kleiner, eher spartanischer und relativ ungepflegter Campingplatz erwartet (damit aber allemal netter, als eine dieser monströsen Kolonien, die wir sonst nur allzu oft vorfinden). Der Platz passt auf diese Weise zu dem Ort Süssau an sich, welcher sehnsuchtsvoll zu seufzen scheint: "ach, wäre ich doch auch ein mondänes Ostseebad…". Auch die neue Seebrücke ändert wenig an dem Gesamtbild, welches geprägt ist von ein paar lieblosen Bauten an der Promenade, von denen schon die Farbe abblättert… Im einzigen geöffneten Restaurant - der Chinese nebenan ist vernagelt - nehmen wir ein Mittagessen ein, ich begnüge mich mit einer Portion Pommes, Birgit genießt ein opulentes Bauernfrühstück. Danach ist ihr für den Rest des Tages schlecht…
Das Schlafdefizit der vergangenen Nacht macht uns zudem träge und so vergammeln wir den Rest des Nachmittags im bzw. am Zelt. Nicht einmal die WM-Begegnung Deutschland gegen Polen holt uns noch von den Isomatten - im Restaurant hätte die Möglichkeit bestanden, sich das Spiel anzusehen. Im Nachhinein schade, soll ja spannend gewesen sein, erst in der allerletzten Minute konnte Neuville das Siegtor für unsere Mannschaft erzielen… Doch da schliefen wir längst.
Die Wolken, welche am Nachmittag vermehrt aufzogen, entladen sich nicht in dem für heute angekündigten Unwetter, sondern ziehen vorbei. Aber mit dem Supersommerwetter scheint es zunächst dennoch vorbei zu sein…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Donnerstag, 15. Juni 2006

Bis sieben schlafen wir wie die Steine. Die Schwester hat inzwischen das Bauernfrühstück verdaut, es geht ihr wieder gut und es stellen sich keine weiteren gastrointestinalen Turbulenzen ein.
Es ist über Nacht etwas abgekühlt, sonnige Morgenfrische erwartet uns. An der kleinen Promenade gibt es einen winzigen Krämerladen, wo wir uns für den Tag verproviantieren. Brötchen und Milch für das Frühstück, Äpfel für unterwegs. Ein alter Mann tippt die Summe in eine noch ältere Registrierkasse ein, recht urig und absolut passend zu diesem sonderbaren Ort…

Etappenstart

Aufbruch in eine windige Etappe



Eine steife Brise pustet von Nordost, so dass wir heute von vornherein mit Schwimmweste und Spritzdecke aufs Wasser gehen. Allerdings trage ich darunter lediglich ein T-Shirt, so dass mir bald empfindlich kühl wird, zumal der Wind auch noch auffrischt. Die Wellen laufen etwa von 60° auf unsere Kanus, das Vorankommen ist ein ordentliches Stück Arbeit.

Auf der Ostsee bei Fehmarn

Wir benötigen für die zehn Kilometer bis Großenbrode zweieinhalb Stunden. Ein Boot der Wasserschutzpolizei zieht vorbei, wir huschen durch beträchtliche Wellen an der Hafeneinfahrt vorbei und setzen die Kähne dann in den Sand, um uns ein wohlverdientes Päuschen zu gönnen. Auf Heißgetränke verzichten wir bei dem Wind, hocken uns einfach so auf eine Bank, futtern Brötchen und Schokolade, während der Blick hinausgeht auf das bewegte Meer. Birgit betrachtet den anstehenden Wiedereinstieg ins Boot mit einer gewissen Sorge und für einen kurzen Moment ziehen wir ernsthaft in Betracht, hier zu bleiben; ein Campingplatz wäre nicht allzu weit entfernt vorhanden. Die Idee wird jedoch schnell wieder verworfen, es ist noch so früh am Tage und besonders schön ist es hier auch nicht gerade.
Wir bereiten also die Weiterreise vor, das Frühstückszeug wird wieder verstaut, ich friere immer noch und ziehe nun lieber eine Jacke an. Ein älteres Touri-Ehepaar auf Strandspaziergang kommt vorbei, blickt auf das Meer und fragt ungläubig: "Sie wollen da jetzt nicht ernsthaft mit den Booten rein, oder?", staunendes Kopfschütteln, als wir bejahen… Beim Start in die anbrandenden Wellen holt Birgit sich dann zwar etwas Wasser ins Boot, aber nicht dass das dramatisch wäre.
Abermals wird die Fahrt zu einem herrlichen Spiel mit den Wellen. Wie schon am Tag zuvor halte ich mich nun bei diesen Verhältnissen stets dicht bei Birgit, so dass im Falle einer Kenterung schnell Hilfe möglich wäre. Als die See noch still war, da fuhren wir auch schon mal mit einigen Hundert Metern Abstand, ähnlich wie beim Radfahren findet man seinen Rhythmus, macht Photo-Pausen oder schaut einfach nur in die Landschaft. Im Gegensatz zum Radfahren verliert man sich allerdings nicht so leicht aus den Augen, auch wenn man nicht direkt nebeneinander paddelt.
Bei Seegang aber ist die Nähe ein Sicherheitsfaktor. Alleine wieder ins Boot zu kommen ist geradezu unmöglich, die Technik, um dies gegebenenfalls zu zweit zu bewerkstelligen, beherrsche ich.
Kurzzeitig erwägen wir, auf dem Festland einen Wildzeltplatz zu suchen, wäre in Anbetracht der einsamen Landschaft wahrscheinlich kein Problem gewesen, sieht man mal von den zahlreichen Schildern ab, welche das wilde Lagern ausdrücklich untersagen… Nein, wir legen dann Fehmarn als Ziel fest.

Fehmarnsundbrücke

Die Fehmarnsundbrücke voraus!



Ich finde es aufregend, die Brücke über den Sund größer und größer werden zu sehen, ein bedeutender Punkt auf unserer Tour. Und dann steht auch schon die Querung des Gewässers an. Wir wollen auf direktem Weg, östlich der Brücke (parallel zu derselben) das Inselufer erreichen. Die Wellen haben in diesem Bereich deutlich abgenommen, dafür kommt es zu einem satten strömungsbedingten Versatz nach Westen, so dass wir letztlich eine Diagonale fahren, dabei etwa 12 - 14 km/h über Grund machen! Mich macht das kurzzeitig sehr nervös, der graue, wolkenverhangene Himmel und die Nähe des (zumindest aus unserer Perspektive) gewaltigen Bauwerks wirken etwas unheimlich auf mich und untermauern diesen Effekt. Mich beeindruckt allerdings am meisten dieses Ausgeliefertsein, das Meer macht da etwas mit uns, was wir nicht beeinflussen können! Mit ein wenig Nachdenken im Vorfeld hätte man dieses Phänomen natürlich leicht antizipieren können, wäre dann darauf vorbereitet gewesen: kräftiger Wind von Nordost bis Ost drückt Wasser nach West -> Engstelle (=Sund) -> Strömung. Ist doch klar wie Kloßbrühe. So werden wir von der Wucht überrascht (Birgit nimmt es bedeutend gelassener als ich) und paddeln, was das Zeug hält, um das Fahrwasser hinter uns zu lassen, in dem auch noch Segler ihren Weg suchen, sind ruckzuck, wirklich ruckzuck am Fehmarner Landzipfel Strukkampshuk. Geschafft!

Unter dem Lt Strukkamphuk

Unter dem kleinen Leuchtturm von Strukkamphuk, Fehmarn



Über eine Slipanlage am Strand geht es komfortabel ans Ufer und während Birgit die Boote bewacht, mache ich mich auf den Weg zur Rezeption. Ich bin nass von oben bis unten, die Sandalen, die Neoprenhose, meine Jack-Wolfskin-Regenjacke.
Tropfend betrete ich das Empfangsgebäude, wo mich ein freundlicher Herr ein wenig entgeistert anschaut: "Was ist denn mit Ihnen passiert?!?". Ich kann ihn beruhigen, nichts Schlimmes, nur ein paar Ostseewellen… Wir bekommen die Möglichkeit, unweit des Strandes unser Lager aufzuschlagen, so müssen unsere Kajaks nicht allzu weit umtragen.
Der Boden ist hart und steinig, wir haben wie üblich keinen Hammer dabei, sondern wuchten die Häringe normalerweise immer mit irgendeinem herrenlosen Stein in den Grund. Hier und jetzt geht aber gar nichts - der Stonefinder bleibt erfolglos und der Grund knüppelhart - und da die Menschen an der Rezeption so nett waren, macht Birgit sich auf den kurzen Weg, um zu fragen, ob sie uns nicht mit einem Werkzeug aushelfen können. Es dauert und dauert und dann kann ich mich kaum halten vor lachen, als sie angerückt kommt: geschultert trägt sie einen riesigen Vorschlaghammer - etwas anderes gab es nicht…

Der Hammer

Man beachte den Hammer!!!



Flott sind die Häringe versenkt, mit dem Gerät erscheint der Boden plötzlich weich wie Butter… und wir genießen eine herrliche Dusche, was für eine Wohltat!

Dieser Camingplatz ist einer "netten großen": auch wenn er eine quasi auf Massentourismus ausgelegte Riesenanlage ist, so haftet ihm doch ein gewisser Charme an, ähnlich den Plätzen in Dänemark. Man merkt, dass die Macher sich Gedanken gemacht haben: für jede Zielgruppe ist gesorgt: die Surfer finden am Strand einen abschließbaren Käfig für ihre Boards, Prollbootfahrer können über die Rampe leicht ihre Prollboote ins Wasser lassen (Kajakfahrer auch), Kinderspielplätze gibt es mehrere, das Internetcafé fehlt ebenso wenig wie ein recht gut sortierter Supermarkt oder Räume zum Wäschetrocknen. Kurze Wege zu den Santitäranlagen und viel Grün runden den Eindruck ab. Und natürlich ist das freundliche Personal ein Pluspunkt - was habe ich schon für unangenehme Muffelköppe in Rezeptionen erlebt!

Mit Freude blicken wir dem Abendessen entgegen: wir hatten im Laden ein Glas mit Fertignudelsoße erworben. Leider stellt sich heraus, dass die vergammelt ist, wir müssen also umdisponieren… Am kommenden Tag ist es aber kein Problem, das Glas umzutauschen.
Auf einem kleinen Abendspaziergang über den Deich diskutieren wir die Frage, ob es Sinn macht, bei den anhaltend sehr windigen Verhältnissen an der eigentlich geplanten Umrundung der Insel Fehmarn festzuhalten. Recht schnell kommen wir überein, dass wir davon Abstand nehmen werden. Zu unkalkulierbar erscheint uns der Weg entlang der Nordküste, welche ja als windiges Surferparadies bekannt ist. So gewinnen wir in der Planung nach hinten heraus zwei bis drei Tage und benennen erstmals vage Schleswig als Reiseziel.
Zurück am Zelt schalte ich mal wieder das Mobiltelefon ein, Tine hat geschrieben und auch die Eltern haben sich gemeldet. Es folgt ein Telefonat mit meiner Frau, in welchem ich unter anderem erfahre, dass Jan Ulrich nach einem bislang desaströsen Saisonbeginn nun den dritten Platz bei der Tour de Suisse belegt. Zu dem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass das vermutlich nur durch Doping im großen Stil möglich war. Wenig später wird ein Ruck durch die Radsportszene gehen, der dazu führt, dass kaum noch ein namhafter Fahrer bei der Tour de France dabei sein wird. Und schließlich würde sich sogar herausstellen, dass der Sieger der Tour, Floyd Landis, auch gedopt war. Mein Interesse, den Sport als Zuschauer weiter zu verfolgen wird vollends versiegen. Das kann doch keiner mehr ernst nehmen...
Eine weitere Frage, die immer noch nicht ganz geklärt ist, bezieht sich auf die nun bald vor uns liegenden militärischen Sperrgebiete Putlos und Todendorf. Ich bitte meine Frau, auf einer Internetseite ("Nachrichten für Seefahrer") nachzusehen, die ich vor unserer Tour schon ausfindig gemacht hatte. Dort werden jedoch auch zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Informationen zu den Schießzeiten bereitgehalten. Ich war mit meinen Recherchen im Vorfeld nur soweit gekommen, dass ich in Erfahrung bringen konnte, dass die Gebiete keine absoluten Sperrzonen, sondern so genannte Warngebiete sind. Das heißt, unter normalen Umständen sind sie befahrbar, während des Schieß- und Übungsbetriebes ist das Passieren untersagt - nur, wann wird geschossen?!? Schauen wir mal, wir werden es schon merken…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Freitag, 16. Juni 2006

Wieder habe ich gut geschlafen, heute bis viertel nach acht. Regen prasselt auf das Dach, da mag man gar nicht aus dem Zelt kriechen… Wir fassen den Entschluss, dass heute mal ein Ruhetag sein wird, kein Paddelschlag soll getan werden.
Gegen zehn hört es auf, zu regnen, es bleibt jedoch den ganzen Tag bedeckt. Wir frühstücken, nutzen dann einen der hocheffizienten Wäschetrockner, der für 2 Euronen binnen 20 Minuten unsere gesamte noch nasse Wäsche zu trocknen vermag. Toll.
Später stiefeln wir nach Burg, die Temperaturen sind mild, es bleibt trocken und wir fühlen uns spätestens als wir über den Deich am Westufer des Burger Binnensees stiefeln, an Sylt erinnert - das könnte jetzt auch das Rantumbecken sein...

Lt Strukkamphuk

Leuchtturm von Strukkamphuk, Fehmarn



In Burg tobt das Leben - so wie sich auf Sylt an einem bedeckten Tag 95% der Insel-Touristen auf den Weg nach List machen, so scheinen sie auf Fehmarn alle nach Burg zu fahren - was anderes gibt es hier ja sonst auch nicht…
Also, in der schmucken Alt"stadt" schieben sich die Menschen über die Gehwege, Autos verstopfen die kopfsteingepflasterten Gassen, die Restaurants sind gerammelt voll. Wir stürzen uns ebenfalls in dieses Treiben, lassen uns schließlich in einer mittelprächtigen Pizzeria nieder und gönnen uns ein Mittagessen.
Burg ist ziemlich lang; im Süden geht es in den kleinen Hafenort Burgstaaken über, eher aus Versehen führt uns der Heimweg dort entlang. In einem Geschäft für Seglerbedarf stoße ich auf Metalltrinkbecher, denen als Henkel ein Karabiner angeschraubt ist. Ich kaufe zwei Stück, denke, das ist bestimmt eine nette Sache für Johanna und Antonia als Mitbringsel. Weiter stiefeln wir in Richtung Wulfen, es geht auf ruhigen, kleinen Straßen durch Felder und Wiesen, die ziemlich oft gespickt sind mit zahllosen Windrädern - genau so hatte ich Fehmarn von meinen letzten Besuchen (…welche schon einige Jahre zurückliegen…) her in Erinnerung: insgesamt relativ unspektakulär, grüne Wiesen, Windmühlen.

Hungrig und durstig erreichen wir am Abend wieder den Campingplatz, knapp 25 Kilometer auf Sandalen, das reicht dann auch… Ich freue mich auf meinen Pfefferminztee, koche mir eine Tasse nach der anderen, dazu gibt es Schokolade und später Brötchen…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Samstag, 17. Juni 2006

Fetter Regen prasselt auf unser Zeltdach, der Blick hinaus zeigt finsteres, homogenes Grau, es ist relativ kühl. Ich bin etwas genervt - sollen diese paar warmen Tage nun schon wieder der Sommer gewesen sein, kann es nicht einfach mal zehn Tage nur schön sein? Muss man das nächste Mal doch zwischen den Kykladen hin und her paddeln oder "Rund Peloponnes"? Ich komme nicht umhin, an unsere Saale-Radtour im Juni des Vorjahres zu denken, da hatten wir bisweilen ähnlich ungemütliche und vor allem auch empfindlich kühle Verhältnisse. Vielleicht ist auch der Juni einfach nicht der richtige Monat? Der Spätsommer ist oft stabiler - für das kommende Jahr peilen wir den September an für eine gemeinsame Unternehmung…
Nach guter alter Island-Manier wird unter halboffener Apsis gefrühstückt, gänzlich verderben lasse ich mir die Stimmung nicht! Es gibt Cornflakes, Milch, Apfel und heute mal was ganz besonderes dazu, nämlich eine Banane… (hatten uns gestern in Burg mit einigen Zivilisations-Luxus-Artikeln eingedeckt…).
Wir verfolgen dann zunächst die Strategie "Abwarten, es wird sicher bald die Sonne scheinen". Doch da haben wir die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht, nichts ändert sich, es pisst weiter. Für einen weiteren Tag hier zu verweilen, kommt nicht in Frage, es hilft alles nichts, zerknirscht implementieren wir Plan B: "Aufbruch im Regen".
Alle Säcke werden im Zelt wasserdicht verpackt, und dann nach draußen geworfen. Abermals entdecken wir Feuchtigkeit unter den Isomatten, was auf eine Leckage im Nahtbereich des Zeltbodens hindeutet - nicht gut, gar nicht gut…
Irgendwann sind alle Säcke fertig, der Ausstieg lässt sich nicht weiter aufschieben. Also, raus in den ungemütlichen Regen, rein in die kalte, nasse Neoprenhose. Ekelig. Aber, oh Wunder, ab dem Moment wird alles besser: die Hose spendet Wärme und ich fühle mich gar nicht mehr so unwohl! Eines Tages werde ich insgesamt mit besserer Ausrüstung fahren…
Wir holen das Zelt ein, noch mal Pipi - "für die Sicherheit", wie Birgit stets zu sagen pflegt - und dann gleiten die Boote um halb zwölf am Mittag auf die Ostsee.
Die Querung des Sunds gestaltet sich völlig unproblematisch, es ist deutlich weniger windig als vorgestern und doch halten wir uns relativ nah am Ufer, mir ist das Gewässer hier nicht ganz geheuer und man weiß ja auch nie, was noch so kommt…
Obschon es unaufhörlich weiter gießt wie aus Eimern, verspüre ich plötzlich Anflüge von Genuss. Eine wundervolle Stille liegt über dieser monochromen Landschaft, kein Autolärm, kein Prollboot und überhaupt, es ist unglaublich friedlich. Schlag um Schlag gleiten wir durch die graue Wüste, entfernen uns auf dem Weg zur Halbinsel Graswarder dann doch noch knapp zwei Kilometer vom Ufer. Und der Regen schlägt aufs Meer…
Schließlich wird es Zeit für eine Pause. Wir erreichen nach zehn Kilometern besagte Halbinsel, fahren nun dicht unter Land, um die Uferzone nach einem geeigneten Pausenplatz abzuscannen - eine Möglichkeit, um sich unterzustellen wäre fein. Doch das ist natürlich nicht so einfach; Strand und Privathäuser prägen diesen Küstenabschnitt… Schließlich werden wir aber doch noch fündig, wenngleich man wirklich schon einmal nettere Fleckchen gesehen hat: wir steuern ein Gebäude an, ein verlassenes Schullandheim oder irgendetwas in der Art, an dessen Seite ein knappes Überdach sparsamen Regenschutz bietet. Stehend und frierend vertilgen wir jeder drei Brötchen - was für ein Kohldampf! - und schon nach einer knappen halben Stunde sitzen wir wieder in unseren Booten. Go west!

Regenpause am Strand der Nehrungshalbinsel Graswarder

Regenpause am Strand der Nehrungshalbinsel Graswarder

Regenpause am Strand der Nehrungshalbinsel Graswarder



Die Pause spendet Kraft und interessanterweise ist mir auch gar nicht mehr so kalt. An der Physiognomie der Umgebung ändert sich wenig. Regen, Regen, Regen. Das Grau dominiert diesen Tag. Der Küstensaum indes erscheint fast wie ein Dschungelufer satt grün, wunderschön. Weniger erbaulich für das Auge ist allerdings der "Ostseeferienpark" nordwestlich von Heiligenhafen, ein grottenhässliches Konglomerat aus Hochhäusern der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ob der Häufung derartiger Schandflecken in der Landschaft halten wir es zumindest teilweise für erklärlich, dass es der Fremdenverkehr in MeckPomm in den vergangenen 15 Jahren vermochte, dem hiesigen das Wasser abzugraben…
Weiter geht es auf unserer bizarren Reise durch die Stille, wir kommen flott voran, legen nach der Pause noch einmal acht Kilometer zurück und erreichen dann den angepeilten Ziel-Campingplatz Johannistal. Groß ist die Lust nicht, nun die Spritzdecke zu öffnen und das Boot zu verlassen, das bedeutet doch nur wieder: frieren!
Naja, ganz so schlimm wird es nicht, heute bin ich der Bootswächter und Birgit macht sich auf den Weg, um unser Einchecken vorzunehmen. Erfreulicherweise wird uns auch hier ein wassernaher Platz zugewiesen, so dass wir die Kanus nicht allzu weit über die lehmig-schlammigen Wege wuchten müssen.

Johannistal

Campingplatz Johannistal



Am späten Nachmittag legt sich der Regen. Wir genießen eine wärmende Dusche, freuen uns zunächst über die vorhandenen Wäschetrockner, doch stellen wir bald fest, dass diese hier wirklich nichts taugen - die Klamotten werden auch nach mehreren (natürlich kostenpflichtigen) Gängen nicht trocken. Schade.
Ein kleiner Spaziergang führt uns über den Campingplatz und an den Strand, an welchen im Westen bereits das Sperrgebiet Putlos grenzt.

Johannistal

Johannistal

In der Campingplatztaverne gönnen wir uns ein Abendessen und kann mal wieder ein Erdinger Alkoholfrei genießen, das gibt es sonst nicht ganz so oft. Schöne Abwechslung zu all dem Pfefferminztee, den ich sonst immer trinke…
Wir erledigen an der Rezeption schon heute Abend alle Formalitäten, dann haben wir morgen früh keine Rennerei mehr und können gleich los. Erfreulicherweise kennt der junge Mann am Tresen die Schießzeiten der Marine: wir haben Glück, am morgigen Sonntag ist die Zone freigegeben. Er wusste von einem Kajakfahrer zu bereichten, der erst vor wenigen Tagen hier vor dem Sperrgebiet einen Tag festhing… Apropos Kajakfahrer: auf unserer ganzen Tour haben wir - von den Flussabschnitten natürlich einmal abgesehen - nicht einen einzigen "Kollegen" getroffen!

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Sonntag, 18. Juni 2006

Mich plagen nach dem Aufstehen Kopfschmerzen, habe einen richtig dicken Schädel. Aber es gibt auch eine überaus erfreuliche Feststellung: es regnet nicht! Hurra.
Wir trödeln beim Frühstück rum und sind schließlich erst um elf Uhr auf dem Wasser, nicht ahnend, dass wir heute die Rekorddistanz auf unserer kleinen Reise paddeln würden, nämlich 34 Kilometer! Das Wetter sieht gut aus. Auch wenn es noch recht frisch ist, so zeigt sich bald blauer Himmel. Der Wind hat wenig Kraft und weht von Nordwest, also auflandig. Unter diesen Umständen halten wir es für vertretbar, die Hohwachter Bucht weit auszufahren: über dreizehn Kilometer geht es auf Steuerkurs 251°, wir entfernen uns dabei bis zu drei Kilometer von der Küste. In der Ferne, weit im Land, können wir die schroffen Grate des Pico de Bungs ausmachen, den höchsten Gipfel der wilden postglazialen ostholsteinischen Gebirgskette. Wir passieren das Schießgebiet Putlos, ohne unter Feuer zu geraten oder auf eine Mine zu laufen…
Ab und zu nervt wie üblich ein Prollboot, welches irgendwo in der Ferne als kleiner schwarzer Punkt seine Bahnen zieht, aber es ist dennoch eine schöne Fahrt. Meinem Kopf geht es auch allmählich besser, das ist gut.
Nach zwei Stunden erfolgt etwas westlich von Hohwacht ein Landgang - viel hätte auch nicht gefehlt, und meine Blase wäre geplatzt… Endlich Pipi!
Ausgiebig pausieren wir: eineinhalb Stunden hocken wir auf ein paar Steinen, kochen Tee und Kaffee, es gibt Brötchen und Schokolade, wie so oft. Das Wetter zeigt sich unentschlossen: die Sonne sticht, über Land gehen deutlich erkennbar Regengüsse nieder und über uns strahlt die Sonne durch dünnen Hochnebel - gibt es ein Gewitter!? Braut sich da noch was zusammen oder haben wir weiterhin Glück?
In drei Kilometern Entfernung ist der Leuchtturm Neuland auszumachen, ein schöner Backsteinbau, hinter dem das nächste Militärgebiet wartet.
Bald passieren wir das Gebäude, am Strand sehen wir einen einsamen Wachsoldaten (…der hat bestimmt was ausgefressen, dass er seinen Sonntag hier einsam und allein in Grünzeug verbringen darf…). Hinter den Bäumen sind immer wieder militärische Strukturen auszumachen, Wachtürme, Gebäude. Kein Mensch, kein weiterer Soldat. Fast ölig liegt die See da, es ist still, Schwüle regiert. Das flache Wasser schimmert türkis, unsere Kajaks gleiten über Sandgrund. Es ist eine recht seltsame, geradezu beklemmende Stimmung und wir freuen uns, als wir nach drei Kilometern wieder in "freien Gewässern" fahren.

Der Nachmittag nimmt seinen Lauf und entgegen unserer Erwartung wird das Wetter noch richtig schön. Die Hochnebel ziehen fort, leuchtend blauer Himmel und ein traumhaftes Licht begleiten uns für den Rest des Tages. Wir sind beide noch in guter Verfassung und beschließen nach einer kleinen Pause, bis zum Schönberger Strand weiterzufahren. Eine gute Idee, gemütlich machen wir unseren Weg, dümpeln zwischendurch über das klare Wasser, betreiben ein wenig "Jellyfish-Watching" (… wenn es hier schon keine Wale gibt…), in großen Schwärmen ziehen die wunderlichen Geschöpfe unter unseren Bootskörpern her, ein schöner Anblick.

Nähe Schönberger Strand

Nähe Schönberger Strand

Wir erreichen nach 34 gepaddelten Kilometern Schönberger Strand



Langsam wird die Schönberger Seebrücke immer größer und schließlich erreichen wir unser Ziel. Pubertierende Kids turnen an der Brücke herum, springen von den Stegen ins Wasser. Laut unserer präzisen Karte müssen wir nach der Seebrücke nun noch vier Buhnen weiter fahren, um die Höhe des angepeilten Campingplatzes zu erreichen, den man von See aus wegen des Deiches nicht sehen kann.

Schönberger Strand

Auf einer großen, leeren Wiese können wir unser Lager aufschlagen, abseits der Wohnwagenkolonie. Uns wird eine Campingplatzordnung ausgehändigt, deren Inhalt die Mutmaßung zulässt, dass der Inhaber des Platzes sich bestens mit Herrn und Frau Katt vom Priwall verstehen würden. Ich muß das in Auszügen zitieren, so unglaublich ist das! Neben Vorschriften zu Fahrgeschwindigkeit, zur Nutzung der Toilettenanlagen, zur Mülltrennung, und zu den Ruhe- und Schrankenöffnungszeiten heißt es da unter anderem:

- Störungen durch groben Unfug, Lärm (Radio o.ä. sowie unnötiges Auto-, Motorrad und Radfahren) sind untersagt. [Radfahren ist grober Unfug, das gefällt mir besonders gut… ob "Kajak-auf-dem-Bootswagen-Schieben" auch grober Unfug ist?]
- Beschädigung der Rasenflächen ist untersagt [Schade, machen wir sonst eigentlich immer…] - Hundehaltung auf dem Platz ist untersagt […na immerhin etwas, einziger Pluspunkt auf der Liste…]
- Bitte an die Eltern: Wir bitten Sie, darauf hinzuwirken, dass die Kinder das Radfahren auf dem Gelände des Campingplatzes unterlassen. Es entsteht eine starke Unruhe für die anderen Camper, die Rasenflächen werden kaputtgefahren und die Kinder sind durch Unachtsamkeit beim Herausfahren aus den Seiten- in die Hauptwege gefährdet. Achten Sie zudem darauf, dass die Kinder keine Steine auf die Rasenflächen legen. Diese könnten beim nächsten Mähen zu tödlichen Geschossen werden. [welch Pathos!]
Weitere Bitte: Halten Sie ihre Kinder von den Gräben fern. Die Böschungen werden heruntergetreten und hineingeworfenes Holz behindert den Abfluss des Wassers. Das Reinigen der Gräben kostet jedes Jahr viel Mühe und Geld. Das Beschädigen und Abbrechen der Bäume und Sträucher ist verboten. Eltern haften für ihre Kinder. […grundsätzlich schön wäre eigentlich, Sie reisen ohne Kinder an. Und wenn es doch unbedingt sein muß, so wäre es im Interesse der Camper das beste, die Kinder möglichst im Zelt bzw. Wohnwagen zu halten.] - Besucher der Dauercamper haben sich unverzüglich beim Platzwart zu melden und die Besuchergebühr zu entrichten.[UNVERZÜGLICH!!!!!]
- Wer beim Überspringen der Gräben entlang der Urlauberwiesen erwischt wird, muß mit sofortiger Kündigung rechnen.
- Die Ausübung des Hausrechts für das Gebiet des Campingplatzes geschieht durch den Platzwart bzw. seinen Stellvertreter Die Nichteinhaltung dieser Ordnung berechtigt den Platzwart zur sofortigen Auflösung der Rechtsbeziehungen und zur Verweisung vom Campingplatz ohne Erstattung der Platzmiete.
- Bitte hinterlassen Sie das Sanitärgebäude so, wie Sie es vorfinden möchten. Die Toilettenbürsten stehen nicht zur Zierde in den Kabinen.

[In eckigen Klammern meine Kommentare..., da fühlt man sich doch pudelwohl auf dem Campingplatz Hasselkrug!]

Man kann es wirklich kaum glauben - eigentlich müsste man den Platz boykottieren. Aber nun sind wir hier und eingedenk unseres isolierten Stellplatzes fern der Camper, denen die Paragrafen bestimmt Musik in den Ohren sind und die eine ähnliche Gesinnung teilen, wie sie aus diesen Zeilen spricht, können wir es uns trotzdem gut gehen lassen und den herrlichen Abend genießen.
Nach dem obligatorischen Duschen mache ich mich auf den etwa eineinhalb Kilometer langen Weg zum Ort, um noch ein feistes Nachtisch zu erwerben. Leider Fehlanzeige, alle Geschäfte haben schon zu. So gibt es nur noch ein Flascherl Bier für das Schwesterherz, ich werde wieder Tee trinken. Birgit kocht Thunfisch mit Zucchini und Sahnesoße (wie vor einem Jahr in Halle an der Saale), nebenbei telefonieren wir mit unseren Frauen.

Nähe Schönberger Strand

Nähe Schönberger Strand

Am Abend in Schönberger Strand: Routenplanung und Abendessen



Unter anderem erfahre ich, in der Schweiz heute das Zeitfahren stattfand, bei welchem Jan Ulrich als Sieger hervorging. Dieser Tag sollte später bei der Aufklärung der Doping-Geschichte eine besondere Rolle spielen, speziell an diesem Tag fanden eindeutige Kontakte zwischen dem beknackten Pevenage und dem Dopingdealer Fuentes statt… Alles Beschiss…

Ewig lange ist hell zu dieser Jahreszeit, ich genieße es, dass wir bis weit nach elf vor dem Zelt sitzen können…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Montag, 19. Juni 2006

Ein abwechslungsreicher Tag mit vielen bunten Bildern liegt vor uns, wir werden Kiel passieren und das zu Zeiten der Kieler Woche!
Zunächst steht aber das Frühstück auf dem Programm. Heute morgen macht sich Birgit auf den Deichweg, um in der Zivilisation Proviant für den Tag zu erstehen. Ich räume ein wenig am Zelt herum und gehe dann auf den Deich, nehme auf einer Bank Platz und blicke auf das Meer. Nebenbei werde ich Zeuge, wie ein Riesenhund auf die Wiese kackt, was Frauchen nur sehr eingeschränkt interessiert…
Nach einer ganzen Weile kehrt Birgit zurück. Sie hat einen größeren Supermarkt ausfindig gemacht und dementsprechend luxuriös fällt unsere Mahlzeit aus. Um halb elf stechen wir in See, bekannte Gewässer liegen vor uns - oder besser gesagt, bekannte Uferzonen. Gepaddelt bin ich vor Laboe ja eigentlich noch nie, doch haftet der Landschaft nun etwas überaus Vertrautes an.
Der Himmel ist trübe, ein schwacher, freundlicher Wind weht, während der schmucklose Leuchtturm von Heidkate an uns vorbeigleitet und nun das Ehrenmal von Laboe als Bezugspunkt ins Blickfeld rückt. In der Ferne, weit draußen, finden die ersten Segelregatten des Tages statt, Schwärme kleiner, weißer Segel am Horizont.
Marina Wendtorf und Stein werden passiert, die Dichte an Wasserfahrzeugen nimmt zu, der Wind eher ab - wieder liegt das Meer ölig da. Und als wir schließlich das extrem flache Wasser vor Laboe erreichen, erblicken wir einen endlos anmutenden Tross von Traditionsseglern aller Formen und Größen, welcher geisterhaft schleichend die Kieler Förde verlässt.

Windjammerparade

Geisterhaft gleitet ein endloser Tross Tradtionssegler vorüber



Ein unwirkliches wie gleichsam beeindruckendes Spektakel. Angesichts dessen verschieben wir den ursprünglich zwecks Mittagspause geplanten Landgang. Stattdessen bringen wir unsere Boote am Rand des Fahrwassers in Position, um das Schauspiel zu beobachten. Unglaublich langsam zieht Segler um Segler vorbei, ein Ende ist nicht abzusehen - wo kommen die bloß alle her?!
Es regnet zwischenzeitig ein wenig, was aber nicht stört (mal abgesehen davon, dass ich bei dem Regen die Nutzung meiner Kamera scheue und somit nur wenige Bilder entstehen), sondern vielmehr den surrealen Charakter untermalt.

Kieler Förde

Zu den zahllosen Seglern gesellen sich kleine private Yachten, Motorboote, aber auch große Frachter auf ihrem Weg zum Nord-Ostsee-Kanal wie auch Schiffe der Marine oder die Oslo-Fähre. Durch dieses wirklich beeindruckende Getümmel suchen wir uns einen Weg auf die Westseite der Kieler Förde, genauer gesagt, an die Steilküste südlich von Schilksee. Nun ist aber Zeit für die Mittagspause!

Mittagspause am Strand bei Schilksee

Mittagspause am Strand bei Schilksee



Die Regenwolken haben sich mittlerweile verzogen und es wird sogar noch sonnig. Auf dem Wasser, insbesondere auch vor den Häfen des Olympiazentrums von Schilksee, ist die Hölle los. Entsprechend aufmerksam begeben wir uns auf Luftlinien-Kurs in Richtung "Bülki", von dem uns knapp fünf Kilometer trennen. Was für ein Gewusel! Bald fallen uns zahlreiche (es müssen hunderte gewesen sein…) Kleinstsegler auf, die jeweils in Gruppen von einem Motorboot von den Regattabahnen in Richtung Hafen geschleppt werden. Verdammt schnell sind diese Gespanne, wir können unseren Bülki-Direktkurs nicht halten, sondern korrigieren ihn ständig, um den rasenden Seglern nicht in die Quere zu kommen.

Bei Schilksee

Später wird sich erklären, dass das hektische Räumen der Ostsee wohl aufgrund eines herannahenden Unwetters in dieser Weise vollzogen wurde…
Noch ist von dem, was da auf uns zugerollt kommt, wenig zu spüren. Dass es irgendwann mal krachen würde, damit rechnen wir schon länger, nun ist es schwül und dunstig…
Als wir den Bülker Leuchtturm passieren und von Kurs Nord-Ost um 90° auf Kurs Nord-West schwenken, kehrt langsam etwas Ruhe ein auf dem Wasser. Fast völlig leer liegt die Eckernförder Bucht vor uns und wir können wieder entspannt vor uns hin paddeln. Unterhalb der Stohler Antennenmasten stiefeln zwei Wanderer mit großen Rucksäcken - ich frage mich, ob die wohl gerade aus Konstanz kommen und auf dem E1 unterwegs sind?!
Ansonsten ist kaum ein Mensch unterwegs, vermutlich vergnügen sich alle potenziellen Strandläufer in diesen Tagen lieber auf dem Europäischen Markt oder auf der Spiellinie…
Von Westen zieht nun mit Macht das Unwetter heran; der Himmel vor uns verfinstert sich zusehends, Naturgewalt brodelt in der Atmosphäre, wir ahnen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis es sich entlädt - oder zieht es doch noch mal vorbei? - nein, das erscheint uns in diesem Fall unwahrscheinlich. Hinter uns indes zeigt sich der Himmel immer noch friedlich blau, als wäre alles beim Alten, bemerkenswerter Kontrast. Der Zeitpunkt ist gekommen, da wir einen Plan brauchen!

Am Strand bei Surendorf

Am Strand bei Surendorf

Am Strand bei Surendorf

Am Strand bei Surendorf

Ein schweres Gewitter braut sich zusammen, zügig schlagen wir das Zelt am Strand bei Surendorf auf, dann bricht auch schon das Inferno los



Ursprünglich wollten wir bis zum Campingplatz Grönwohld gelangen, das wird nun scheinbar nichts, denn unsere Lust, bei Gewitter auf dem Wasser zu sein hält sich in engen Grenzen - also was tun? Für kurze Zeit sind wir etwas unentschlossen. Meine alberne Idee, die Boote auf den Strand zu holen und uns mit Regenjacke und Spritzdecke hineinzusetzen, bis das Unwetter vorbei ist, ist nun auch nicht wirklich verlockend und so fassen wir den Entschluss, einfach hier, also an der Steilküste unterhalb von Surendorf, unser Zelt aufzuschlagen. Es ist immerhin schon halb sieben, viel Besucherverkehr ist für heute abend nicht mehr zu erwarten (…und in der Tat, nicht ein Mensch sollte uns hier bis zu unserer Abfahrt am kommenden Morgen begegnen…).
Zügig und routiniert errichten wir unser Lager.
Länger hätten wir damit auch nicht warten dürfen, denn kaum, dass wir unsere Arbeit beendet haben, erreicht die Wolkenfront unseren Strandabschnitt und es braust ein Unwetter los, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe - und wie ich es noch länger in einem Zelt nicht erlebt habe! Unser gutes Vaude wird auf seine alten Tage noch mal mächtig durchgeschüttelt, es fühlt sich sicher erinnert an die Sturmnacht auf der Askja vor fast zehn Jahren… Die Böen peitschen auf das Dach, zerren an den Leinen, drücken den Stoff auf den Boden bzw. auf Birgit und mich, die wir da nun kauern und der Dinge harren. Reißend krachender Donner, das ist gar nichts für meine kleine Schwester. Mir macht das nichts aus, ich finde das eher schaurig-schön und faszinierend, bestenfalls sorge ich mich ein wenig um das Material… In einem Anflug von Irrwitz sage ich: "…pass mal auf, nachher gibt es noch einen schönen Sonnenuntergang…!" - nichts erscheint in diesem Weltuntergangsgetose unwahrscheinlicher…
Der Wind presst Wasser durch das Gewebe, oben in der Mitte des Zeltes, wo sich die Nähte kreuzen, leckt es durch eine kleine Undichtigkeit, ich fange die Tropfen mit einer Tupperdose auf. Birgit wundert sich über meine Gelassenheit, was diese Wassereinbrüche betrifft… Doch ich denke nur, was soll's, es ist doch warm, alles wird schnell wieder trocknen! Solange nicht doch noch eine Zeltstange bricht oder die Fluten einen Erdrutsch an der hohen Steilküste über unseren Köpfen auslösen…
Sodom und Gomorra, es prasselt, rauscht und donnert, Wasser überall; der lehmige Strand ist durchzogen mit kleinen, trüben Bächen, die auch unser Zelt unterspülen.

Am Strand bei Surendorf

Am Strand bei Surendorf

Der Abend gibt sich versöhnlich



Zwei Stunden hält das Inferno an, dann nimmt plötzlich der Lärm ab, der Wind lässt nach und plötzlich herrscht wieder Stille. Wir blicken aus der Apsis, atmen gereinigte Abendluft und - es ist nicht zu glauben - vor uns liegt ruhig die See und friedlich geht die Sonne unter! Bei regem Vogelgezwitscher reden wir noch lange, bis schließlich die Dunkelheit hereinbricht. Ein unglaublicher Tag…

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Dienstag, 20. Juni 2006

Auch am Morgen ist der Strand einsam, das Meer glatt, der Himmel blau, es scheint die Sonne - fantastisch. Wir improvisieren ein Frühstück und kümmern uns dann um die Reinigung des Zelts, es ist ordentlich bespritzt mit Schlamm. Vor allem aber ist die Plastikunterlegplane mit Lehm vollgeklumpt. Im flachen Wasser wird alles wieder abgespült.

Am Strand bei Surendorf

Der friedliche Morgen könnte dazu verleiten, ohne Spritzdecke zu fahren, doch steht die Querung der Bucht an, so dass wir sie lieber anziehen. Dies sollte sich auch als die richtige Entscheidung herausstellen, schon nach wenigen Kilometern frischt der Wind auf und wir haben es mit zunehmend welliger See zu tun. Wir beschließen, die Bucht nicht komplett auszufahren, sondern das andere Ufer östlich des militärischen Sperrgebiets zu erreichen, etwa auf der Linie Surendorf - Waabs.
Dem Erreichen des Ufers sieht vor allem mal wieder meine Blase mit großer Begeisterung entgegen! Vielleicht in Zukunft mal kein Tee zum Frühstück? Ne, das geht auch nicht…
Wir pausieren kurz, futtern Müsliriegel und fahren dann noch mal eine gute halbe Stunde weiter, bis wir Damp erreichen, wo eine längere Rast vorgesehen ist - Stützpunkt der Zivilisation, architektonische Katastrophe.
Neben dem Yachthafen setzen wir unsere Boote auf einen kleinen, recht beschaulichen Strand. Ich mache mich auf, einen Bäcker zu suchen, den ich auch finde und so können wir es uns gut gehen lassen mit Brötchen und Kuchen. Die Wasserflaschen sind auch aufgefüllt, so dass es wieder ein Heißgetränk geben kann. Eine Jugendgruppe unternimmt vor unseren Augen gerade erste "Gehversuche" im Katamaran, so dass auch für Unterhaltung gesorgt ist, nebenbei werden wir mal wieder von einem penetranten Köter behelligt.

Vor Schleimünde

Vor Schleimünde



Gestärkt und ausgeruht setzen wir am frühen Nachmittag unsere Fahrt nach Norden fort, zehn Kilometer sind bis Schleimünde zurückzulegen. Der Wind nimmt an Intensität zu und erzeugt eine unübersichtliche Wellensituation. Birgit fürchtet sich etwas und so halten wir uns relativ ufernah.
Vor uns läuft der Olpenitzer Minensucherverband nebst Einsatzgruppenversorger in die Schlei ein - wollen die alle rechtzeitig zum Fußball wieder im Hafen sein? Heute Nachmittag spielt die Deutsche Elf gegen Ecuador, das muß der Soldat doch sehen! Wir werden unseren Campingplatz zur zweiten Halbzeit erreichen und verfolgen können, wie die Lateinamerikaner eine 3:0-Niederlage erleiden…
Vorher passieren wir allerdings den schönen Leuchtturm an der Fjordeinfahrt. Die Landschaft weitet sich nach Norden, flacher Strand löst die Steilküsten ab. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, noch bis zum Skagerrak weiterzufahren, habe irgendwie das Gefühl, hier fängt so langsam Skandinavien an…

Schleimünde

Schleimünde

Aber, unsere Reisezeit läuft allmählich ab, Schleswig ist seit geraumer Zeit als unser Ziel definiert, also müssen wir vorm Leuchtturm links abbiegen ("bitte jetzt links abbiegen, bitte folgen Sie dem Gewässerverlauf 45 Kilometer")…
Wir parken unsere Vehikel am Strand, direkt oberhalb desselben sich die kleine Campingplatztaverne befindet, wo wir uns Fritten gönnen und zunächst einmal den Rest des Fußballspiels ansehen, bevor wir auf dem gemütlichen Platz einchecken. Duschen, Zeltaufbau, Wäsche aufhängen - Business as usual.
Und schließlich noch ein kleiner Abendspaziergang durch den sehr beschaulichen Ort - kleines Dorf mit Landgasthof, wenigen, relativ noblen Privathäusern, einem Puff und ein, zwei Kneipen (die Marinebasis lässt grüßen…). Ansonsten schnuckelige, alte Häuser, norddeutsche Dörflichkeit.
Unter Bäumen versteckt finden wir am Kriegerdenkmal einen winzigen Park, in welchem Gedenkplatten an die Toten der verschiedenen Kriege erinnern - namentlich und mit Angabe des Ortes der Schlacht, in welcher sie den Tod fanden. Eine ganze Weile halten wir uns dort auf. Komische Stimmung, da tritt man an diesem lauen sommerlichen Abend in den Schatten des Laubes und liest, in welchen verschissenen russischen oder französischen Nestern irgendwelche siebzehnjährigen Dorfkinder von der Schlei dahingerafft wurden. Manche Familien haben auch in jedem der damaligen Kriege Männer gelassen - es muß ja beinahe eine Selbstverständlichkeit oder zumindest ein gewisses Maß an Lebensrealität / -normalität gewesen sein damals, in jeder Generation Todesopfer zu beklagen.
Wie überaus wohltuend, dass uns das in unserer Lebensspanne bislang erspart geblieben ist.

Unsere Reise neigt sich ihrem Ende entgegen, noch zwei Tage und wir würden Schleswig erreichen. Wir blicken auf die Tour zurück und ich bin froh, dass die Unternehmung für Birgit ein Vergnügen war, was ja eingedenk ihrer Zweifel an der Seekajakfahrerei nicht unbedingt so hätte sein müssen. Doch sie hat daran Gefallen gefunden, konnte angstfrei und sogar mit Freude durch die Wellen gleiten. Ich freue mich, dass sie äußert, eine ähnliche Unternehmung sei für sie durchaus wieder vorstellbar.
Für mich war das eine besondere Tour, die mir sehr intensiv in Erinnerung bleiben wird. So viele wunderbare Landschaftserlebnisse, die Gesellschaft von Birgit, die ständige Gegenwart des Meeres - immer Salzluft in der Nase - herrlich! Outdoor-Leben direkt vor der Haustür… das ist was für Vatti!

_______________________________________________________________________

previous      top       home


Mittwoch, 21. Juni 2006

Als uns an diesem bedeckten Morgen auf dem Campingplatz eine ältere Dame anspricht, ob wir wirklich bei dem Wind mit den Kajaks aufs Wasser wollen, erwidern wir natürlich: "natürlich!" und denken uns nichts dabei.

Schleimünde

Am Morgen bringen wir die Boote zu Wasser, ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies die letzte Etappe der Tour werden wird...



Es dauert dann aber nicht lange, bis wir feststellen müssen, dass das Paddeln heute wirklich harte Arbeit ist! Zunächst genießen wir noch den Windschatten einer Landzunge, doch dann drehen wir auf Westkurs, genau in den Wind, der wirklich mit beträchtlicher Stärke pustet. Vom Marinestützpunkt dröhnt Lärm herüber, es knallt und dröhnt, Leuchtspurmunition wird verschossen, sämtliches Federvieh in der Umgebung nimmt verstört Reißaus - die spinnen doch… Später lese ich, dass heute die Basis geschlossen wird; die Minensucher werden nach Kiel verlegt, die Kasernen sollen abgerissen werden, ein Großinvestor will ein gigantisches Ferienzentrum errichten.
Mich stimmt das traurig - noch ein Betonklotz, welcher die herrliche Landschaft verschandelt… Verstehen kann man aber natürlich auch die Leute, die hier in dieser strukturschwachen Gegend wohnen. Die sind nicht glücklich, dass die Bundeswehr einen Stützpunkt nach dem anderen dicht macht. Und wenn dann jemand kommt, der hier Jobs schafft, nun ja…
Einige Wochen später wird allerdings zu erfahren sein, dass aus diesen hochtrabenden Tourismus-Plänen nichts werden wird - Investor abgesprungen… Bleibt Olpenitz wohl vorerst das verschlafene Kaff, welches wir kennen gelernt haben…
Mühsam ringen wir dem Fjord die Kilometer ab, es ist bedeckt und relativ ungemütlich, als wir gegen Mittag Kappeln erreichen, die Pipilotta suchen wir im Hafen vergeblich.

Pause in Kappeln

Pause in Kappeln



Da mir schon wieder kalt ist, melde ich mich freiwillig für den Landgang, Bewegung wird gut tun. Es sind noch einige Besorgungen zu tätigen: ich möchte für die Kindermitbringsel noch etwas einkaufen: die Fehmarner Becher sollen mit Süßigkeiten und Panini-Fußballsammelbildern befüllt werden, Post muß weggebracht werden, unsere Vorräte sind aufzufüllen, wir brauchen Geld…
So komme ich mal dazu, den beschaulichen Ortskern von Kappeln zu entdecken. Bislang kannte ich von vereinzelten Radtouren nur die Durchgangsstraße und die Hafenzeile, bin aber nie in die "zweite Häuserreihe" geraten. Wirklich schnuckelig.
Vor unserer Weiterfahrt gibt es köstlichen Erdbeerkuchen und dann pirschen wir uns im sparsamen Windschatten des Schilfsaumes südwärts in Richtung Arnis, dort drehen wir endgültig in den Wind, der uns nun mit Stärke 4 bis 5 direkt ins Gesicht pustet. Birgit kommt kaum noch von der Stelle, ich auch nur unter großer Mühe - es ist eine echte Plackerei. Das Wasser ist extrem unruhig, eine kurze, ruppige Welle läuft auf uns zu.

Etwas demoralisiert und einigermaßen durchnässt gehen wir an einem kleinen Strand an Land und halten im Windschatten einiger Bäume ein Frustfressen ab, während wir unsere Lage erörtern. Spaß macht das so nicht - aber welche Optionen gibt es? In Sichtweite, auf dem Südufer der Schlei, befindet sich ein Campingplatz, ein potenzielles Ziel - aber was dann? Was, wenn der Wind anhält, dann sieht es morgen nicht anders aus. Birgit bringt bald die Kapitulation ins Gespräch. Hm. Ich kontaktiere meine Frau mit der Bitte, mal den Wetterbericht zu checken, was sie auch gerne tut. Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd: der Wind soll eher noch zunehmen, es bleibt bedeckt und unbeständig. Sie lässt durchblicken, dass eine Abholung heute durchaus möglich wäre.

Kapitulation

Kapitulation

Kapitulation vor dem Westwind



Zerknirscht beschließen wir dann, an dieser Stelle die Tour zu beenden. Nun mit dem Wind im Rücken erreichen wir binnen Minuten Arnis bzw. Sundsacker; mich überkommt ein sentimentaler Schwall, ein Anflug von Traurigkeit ob der Tatsache, dass nun diese wunderbare Tour ihr unrühmliches Ende findet (…unter Fanfarenklängen in Schleswig einzulaufen wäre mir lieber gewesen…).

Kapitulation

Kapitulation

In der Weltstadt Sundsacker endet unsere Reise



In Sundsacker, also auf dem Ostufer der Schlei, befindet sich ein relativ neuer Kanuverleih mit kleinem Café-Bereich. Dort nehmen wir Platz, nachdem wir unsere Boote entladen und gereinigt hatten. Der Himmel sieht dramatisch aus - Gott sei Dank; denn wenn nun plötzlich blauer Himmel und Flaute regiert hätten, so hätten wir uns über unsere Entscheidung ärgern müssen. So wird sie immerhin bestätigt… Und, die Schlei läuft ja nicht weg, eines Tages können wir die fehlenden Kilometer schon noch nachholen…
Wir bestellen einen Kaffee und der freundliche Besitzer des Kanupostens schenkt uns dazu noch Kuchen. Es dauert relativ lange, bis Claudia eintrifft, sie hat sich ordentlich verfahren und gelangt schließlich via Kappeln auf die Westseite des Gewässers, so dass sie noch mit der Fähre übersetzen muß…
Die Kinder sind mit dabei, ziemlich aufgedreht und erfreut, ihren Vater wieder zu sehen. Ich spendiere ein Eis und mache mich dann flott ans Verladen der Boote und all der Säcke…

Ja, ruckzuck sind wir dann wieder in Kiel, ich lasse die Frau und die Kinder raus, bevor ich dann mit Birgit nach Plön fahre, um die Kähne abzuliefern.

_______________________________________________________________________

previous      top       home